Handelsblatt
Das Handelsblatt – ich schätze mal Thomas Knüwer, kaum sonst jemand liegt mit seinen Einschätzungen zum Web 2.0 so konsistent daneben – zum Label beta:
Wer würde in ein Flugzeug steigen, über dessen Bordtüren ein Schriftzug warnt: “Dieses Flugzeug haben wir noch nicht zu Ende entwickelt und seine Absturzsicherheit ist noch nicht getestet.”? Wer würde Medikamente schlucken, deren Packungsbeilage informiert: “Über Risiken und Nebenwirkungen wissen wir noch nichts. Sollten Sie welche verspüren, füllen Sie bitte beiliegendes Formular aus.”? Was in der Alltagswelt absurd erscheint, hat bei modernen Web-Diensten Hochsaison.
Der Vergleich mit der Luftfahrt / den Medikamenten hinkt natürlich, das Schlimmste, was einem bei irgendeinem Web 2.0 Dienst üblicherweise passieren kann, ist, dass man ein paar Daten verliert – und das kommt so gut wie nie vor. Aber interessant ist dann doch, dass eigentlich gerade das Gegenteil vom Vermeinten der Fall ist: im Web 2.0 ist beta weniger ein Indikator für Mangelware, sondern eher das Pendant zum ISO 9001 Gütesiegel für Qualität. Das Durchschnittsbeta ist bei weitem ausgereifter, hübscher, hipper, … als das Durchschnittsnichtbeta. Grottenschlechte Releases gibts en masse, wirklich schlechte Betas eigentlich kaum.
(als Grund dafür vermute ich mal die kognitive Dissonanz, die üblicherweise auftritt, wenn man seine eigenen Fähigkeiten in Relation zu den Fähigkeiten aller anderen einschätzen soll. Je schlechter die eigenen Kompetenzen, desto eher die Selbsteinschätzung als besonders gut, weil natürlich jeder Maßstab fehlt; je grösser die Kompetenzen, desto grösser die Fähigkeit zur Selbstkritik. Der berechtigte Grössenwahn von 37signals ist da eher die Ausnahme.)
Photos
Kosmar gibt ein paar Empfehlungen für die sich wie Kaninchen vermehrenden photo-sharing Seiten, u.a.:
		Why don’t you take what is on your mind and use the API to enhance flickr?
	
Mehr Lesson
kl. Nachtrag zu Lesson
delicious ist organisch gewachsen. am anfang wurde eine kleine gruppe von geeks angesprochen, die gemerkt hat, wie effektiv es ist, wenn man seine links auch den anderen zur verfügung stellt und taggt. es gab kein geschwätz einer wissenscommunity (die dann zwangsweise erwartungen anrühren, die dann enttäuscht werden), es gab keine anleitung wie man richtig taggt, weil die feedbackschleife kurz genug war, dass man sein verhalten ganz informell anpasste, features wurden diskutiert und oft schnell implementiert. es wurde kein fang auf user gemacht, mit dem effekt dass die qualität der user hoch war (wer es gefunden hat war zwangsweise ein poweruser)
mit der zeit wurde delicious dann aber mehr und mehr auch von anderen demographien / usergruppen erschlossen, die qualität von delicious hat sich dadurch verschoben. zum einen wurde delicious auch eine quelle für nicht-technische themen, was natürlich gut ist, zum anderen wurde delicious als quelle für traffic erkennt (jetzt unter SMO bekannt) was spammer anzog, was schlecht ist, und wurde von usern adaptiert, die tags weniger effektiv benutzen, was auch schlecht ist, allerdings bleibt die masse der tags gut, wenngleich man nicht mehr alles lesen konnte, was zu einem tag kommt, delicious popular filtert die spreu vom weizen, auch die netzwerk-komponente wurde wichtig.
es gibt jedenfalls bündel von faktoren, die – jeweils unterschiedlich – gut funktionieren, wobei es übergangsphasen gibt, die weniger gut funktionieren.
ein general purpose bookmarks manager macht nach delicious jedenfalls keinen sinn, aber es entstehen dadurch möglichkeiten für spezialisierte systeme (etwa für deutsche, oder für ein thema) die vor delicious nicht funktioniert hätten, die aber sinn machen, wenn man davon ausgehen kann, dass delicious bekannt ist, die aber einen fokus haben.
ein anderer Punkt ist auch, dass unterschiedliche Benutzungsweisen von delicious nicht vorgesehen (und schon gar nicht – wieder wissenscommunity – vorgeschrieben) wurden, sondern dass delicious gerade soviel bereitstellte, das kreative hacks möglich wurden; die anwendungsfälle wuchsen emergent / organisch. delicious funktioniert entlang von mehreren achsen. nachmachende tools gehen in ihrem mission statement davon aus, dass das schon so ist.
Premium
		If you’re one of the many companies or individuals who are currently working on a web app, I’d strongly encourage you to consider including an expensive premium plan.
	
	
Dr. Who
		I won’t link (or say anything nice) to any Windows Live service that doesn’t support Firefox.
	
	
Vitamin
hmm, furioser Start von Vitamin
… a resource for web designers, developers and entrepreneurs
Lesson
Guter Eintrag: The Del.icio.us Lesson bei Bokardo.
		The one major idea behind the Del.icio.us Lesson is that personal value precedes network value. What this means is that if we are to build networks of value, then each person on the network needs to find value for themselves before they can contribute value to the network.
	
	und Terry Steichen in einem Kommentar:
		The network value must happen – it won’t achieve the del.icio.us effect without it. That is, the ‘happy side-effect’ of the network effect is actually essential.
	
Flickrschwag
Flickr Photos getaggt mit valleyschwag
Attention Suckers II
		All Web admitted 2,0 applications, Blogs or other Internetschrebergaerten to me try not the attention problem to solve to decide but for itself. Which an enormous difference is and which obstructs further development of the value in use of the net much.
	
	(das vorige Zitat in Yahoo’s neuer/alter Babelfish Übersetzung)
Attention Suckers
Alle mir bekannten Web 2.0 Anwendungen, Blogs oder sonstigen Internetschrebergärten versuchen nicht das Aufmerksamkeitsproblem zu lösen, sondern für sich zu entscheiden. Was ein riesiger Unterschied ist und die weitere Entwicklung des Gebrauchswertes des Netzes sehr behindert.
End
Bin via del.icio.us über einen etwas älteren Artikel in der tagesschau gestolpert: Das Ende der Privatsphäre
Irgendwie nervt es mich, dass es anscheinend kaum Töne zwischen blauäugigem Hochjubeln und schwarzgemalten Prophezeiungen gibt. (Im Fernsehen kommen dann die immergleichen Visuals von Bits die sich durch die Datennetze schlängeln und die verschatteten Hacker mit der immergleichen bedeutungsschwangeren Musik dazu, egal worum es gerade geht.) Völlige Offensichtlichkeiten werden vermeint, verkonstatiert, vermitgeteilt, verglaubt, verkonjunktiviert, es ist kaum auszuhalten.
MyRaum
Deutscher Anzeigenverlag startet ins Web 2.0 bei exciting commerce
So wie sich MySpace in den USA verstärkt dem Kleinanzeigengeschäft zuwendet, erweitert dhd24 hierzulande seinen populären Anzeigenmarkt um User-Blogs sowie Foto-, Video- und Musikdienste.
(überhaupt eine gute Analyse)
Dress to Impress
Stowe Boyd von Corante versteigert seine Brust (gewissermassen) an Web 2.0 Companies, die ihn mit T-Shirts beliefern.
Anmelde IQ
Hab mal kurz wieder bei Lycos IQ vorbeigeschaut, beim Anmelden sind die Erinnerungsfragen nett:

Ich denke mal voraus: ‘Wo hast du deinen letzten Urlaub verbracht?’ – ‘London’ – ‘Das ist leider falsch, versuche es nochmal’ – ‘ne, ich schwör’s’ – ‘Das ist leider wieder falsch, du hast noch einen Versuch’ …
Schaut ansonsten aber gar nicht so schlecht aus, wird anscheinend auch benutzt (immerhin an die 13.000 Fragen in 3 Monaten), allerdings ist das Ranking-Schema für den eigenen Expertenstatus etwas kontraproduktiv, weil das in einigen einen kompetitiven Reflex auslöst auf das meistmögliche (kurz gegoogelt oder gewikipediert) zu Antworten.
Grumpy Young Men
Noch ein Podcast mit den guys hinter Big in Japan bei TWiT.tv (sehr empfohlen, falls ein Funke Interesse am Web 2.0 vorhanden ist)
Calendar
13:45: 408 google blogsearch 229 technorati 19 techcrunch
17:45: 517 / 287 / (46,44,104c)
20:45: 580 / 364 / (63,54,121c)
09:45: 1127 / 634 / (84,84,151c)
13:45: 1180 / 674 / (84,89,154c)
So, jetzt wird’s mir auch schon langweilig, aber ein Aspekt ist schon beeindruckend: die Perzeptionshegemonie, die TechCrunch derzeit hat – etwa jeder 10te im Bereich 300ster – 1000ster Blogger hat zu TechCrunch gelinkt, bei einer Meldung die eigentlich überall stand.
Von Tags zum Kontext
Eher statements of the obvious im Vortrag von Sascha Carlin beim vergangenem Webmontag in Frankfurt (Ressourcen mit ähnlichen/gleichen Tags haben einen inhaltlichen Zusammenhang, je mehr Tags übereinstimmen, desto größer ist der Zusammenhang, wirklich??) verbunden mit einem irgendwie genuinen Besserwissen darüber, wie man Tags richtig benutzt, und wie nicht. Naja.
Immerhin ein relativ knapper Vortrag mit einem knackigen Punkt: so wie die Leute derzeit taggen, wird das nix, mit dem Extrahieren von Kontext, denn die Tools taugen derzeit wirklich nichts, wenn man sie mit mehreren Tags füttert und liefern eher unberechenbare Resultate.
Me' beta maps
Neuigkeiten bei den Yahoo Maps, jetzt mit globalen Satellitendaten usw: Mo’ Beta Maps
Bubble
wie untertheoretisiert das Web 2.0 derzeit noch ist (im Gegensatz etwa zum ganzen Netzkunst-Diskurs der 80er und ev. 90er), sieht man brigens an Bubblegeneration das so ziemlich jedes andere Web 2.0 Blog zum Kopfkratzen bringt.
Company Blogs
kleiner Nebengedanke: es gibt ja kaum mehr (Webapp-) Startups, die kein begleitendes Blog mitlaufen lassen, aber noch weniger informativ/vertrauensbildend als kein Blog sind diese selbstbeweihräuchernden Jubelblogs, die kein Wort darüber verlieren, wenn’s mal Probleme gibt.
Diesbezüglich sehr sympathisch: QYPE*Vibes