WWDC 2017 (The Magical Pragmatism Edition)
der vollständigkeit halber und weil das video jetzt auch auf youtube ist ein paar worte zur wwdc, die uns letzte woche über den gemütszustand von apple informierte (siehe dazu auch das serial #apple-2017-june-event mit den live tweets).
und viel gibt’s eig. nicht zu sagen, noch weniger als zur wwdc 2016 – und schon zu der gab’s nicht besonders viel zu sagen -, am ehesten vl. noch, dass sich apple anscheinend von der neuen bescheidenheit von google anstecken hat lassen und nun auch den grössenwahn und die heilsbotschaften im neuen campus gelassen hat und nur noch die dinge verstärkt, die sich als erfolgreich herausgestellt haben, und alles andere einfach stillschweigend droppt.
(bestes beispiel ist sicher die watch, die war bei ihrer geburt 2014 noch der canvas für eine ganze reihe an metaphysischen projektionen der apple ceos, 2017 freut man sich, dass die app zum breathen so gut ankommt und dass man jetzt auch die protagonisten von toy story als watchface hat, und siri hat sicher potential, wenn dafür etwas wirklich nützliches gefunden wird)
FYI 084
fyi: die ideale, im grunde die einzige sinnvolle und nachhaltige, produktionsbedingung fürs bloggen ist der cognitive surplus. jede andere motivation macht die sache kompliziert.
unpalatab.ly
vl. letztes kapitel der delicious studies : wie das leben so spielt hat pinboard die reste von delicious übernommen
(bis 15. juni bleibt es und die API noch aktiv, dann wird es in einen read-only modus versetzt)
Mary Meeker's View Of The World In 355 Slides
devoha: Mary Meeker mit ihrem jährlichen (genau genommen halbjährlichen) Bericht zum Stand des Internets (ich mag sowas ja)
FYI 083
fyi: ein bisschen aufwand ist nicht das schlechteste, weil aufwand öfter als nicht auch ein ganz guter vorfilter ist.
Nützliche Unterscheidungen pt. 45 (The Inverse Edition)
Eine weitere zumindest pragmatisch nützliche Unterscheidung zur Bewertung von Aussagen und Prämissen ist die Frage, ob irgendjemand jemals das Gegenteil behaupten würde.
das ganze ist mehr als die summe der teile!
vs. nein, das ganze ist nichts anderes als die summe der teile!
usw.
(aussagen, bei denen niemand jemals das gegenteil behaupten würde, sind dann selten falsch, öfter als nicht aber ein indikator für ein sogenanntes nonetnona, sind aber vl. gerade deshalb für verschiedene gruppenbildungen oder als aufruf für ein neues zeitalter sehr beliebt. und auch wenn sie üblicherweise keine eigentliche information enthalten, so sind sie trotzdem nicht sinnlos, weil sie die aufmerksamkeit auf etwas lenken können, etc.)
(abt: draw the distinction!)
15,157,201 Steps
^ heute vor fünf jahren: Fitbit
(siehe auch 12,117,737 Steps)
Der Leuchtturm
Die Digitalisierung und das Internet prägen immer stärker unseren Alltag, unsere Gesellschaft und unsere Wirtschaft. Das Deutsche Internet-Institut wird unabhängig und interdisziplinär die Digitalisierung und ihre Auswirkungen für uns Menschen in den Blick nehmen und in ihrer ganzen Komplexität erforschen. Mit seiner Gründung schaffen wir nicht nur einen neuen Leuchtturm in der deutschen Forschungslandschaft, sondern schaffen zugleich eine Einrichtung, die ihre Erkenntnisse an Gesellschaft, Wirtschaft und Politik weitergibt
Bundesforschungsministerin Wanka
endlich gibt’s bald wieder ein neues internet-institut
Nützliche Unterscheidungen pt. 44 (The Fuel Edition)
Eine weitere ganze Reihe von zumindest pragmatisch recht nützlichen Unterscheidungen kommt wieder einmal von Seth Godin und unterscheidet die Arten an Treibstoff , die die eigene Maschinerie betreiben:
- Avoidance of shame (do this work or you’ll be seen as a fraud/loser/outcast)
- Becoming a better version of yourself
- Big dreams (because you can see it/feel it/taste it)
- Catastrophe (or the world as we know it will end)
- Competition (someone is gaining on you)
- Compliance (the boss/contract says I have to, and even better, there’s a deadline)
- Connection (because others will join in)
- Creative itch (the voice inside of you wants to be expressed)
- Dissatisfaction (because it’s not good enough as it is)
- Engineer (because there’s a problem to be solved)
- Fame (imagining life is better on the other side)
- Generosity (because it’s a chance to contribute)
- It’s a living (pay the writer)
- Peer pressure (the reunion is coming up)
- Possibility (because we can, and it’ll be neat to see how it works in the world)
- Professionalism (because it’s what we do)
- Revenge (you’ll show the naysayers)
- Selection (to get in, win the prize, be chosen)
- Unhappiness (because the only glimmer of happiness comes from the next win, after all, we’re not good enough as is)
(abt: draw the distinction!)
FYI 082
fyi: wer content konsumiert ist selbst schuld. einzige ausnahme ist cat content.
(wer content produziert, dem ist ohnehin nicht mehr zu helfen, aber das ist ein anderes thema)
I/O 2017 (Beharrliche Bescheidenheit Edition)
traditionell ein paar worte zur google i/o, die uns die letzten drei tage über den geisteszustand von google informierte: die spätestens seit 2012 beobachtbare ‘neue bescheidenheit’ von google (siehe I/O 2012 Neue Bescheidenheit Edition oder I/O 2015 Anhaltende Bescheidenheit Edition oder I/O 2016 Permanente Bescheidenheit Edition) hat sich auch in diesem jahr nicht nur fort- und festgesetzt, man kann wohl fast schon sagen nun auch zum grundzustand von google verwandelt. die großen blöden würfe blieben auch heuer wieder aus, irgendwie kann man sich schon fast nicht mehr daran erinnern, dass google das potential für große blöde würfe überhaupt jemals hatte. von den kernkompetenzen von facebook und apple lassen sie meilenweit die finger, da haben sie sich wohl einfach einmal zu oft die finger verbrannt, und selbst gegenüber amazon und microsoft versuchen sie die schnittmenge so klein wie möglich zu halten. man gratuliert sich eher zu den vorhandenen billion-user projekten und nimmt als interne irritation ansonsten nur das war, was einen growth-faktor von 10x, mindestens von 4x hat (das haben sie skurril oft betont).
(gleichzeitig kann man gar nicht jammern; als infrastrukturprovider im zeitalter der cloud haben sie ihren eigentlichen sinn gefunden, das hat man während der cloud next gesehen, siehe google cloudbag, und bei ihrem symbolischen mantra AI – from mobile first to ai first – haben sie mittlerweile sogar selbst die vermutung, dass das eher erst im mittelfristigen zeithorizont die interessanteren früchte gedeihen lassen wird, weshalb sie bis dahin AI halt einfach in alles einbauen, was nicht bei drei auf den bäumen ist (gmail bekommt smart replies, die fotos für photobücher werden von einer KI ausgewählt, das war ja immer die zumutung, machine learning nimmt einem die mühe des sharens von fotos ab, sogar die text selection in android wird smart mit ai und bekommt dafür sogar einen eigenen chip), ansonsten wird an den projekten halt gearbeitet, aber seit den ankündigungen des letzten jahres gibt es kein vorzeigbares projekt das selbst dem geneigten zuschauer ein ah oder oh entlocken würde, am ehesten noch google lens, falls es dann halbwegs gut funktionieren sollte)
Tweet des Tages 865503841982177283
(ich glaube das trifft den nagel auf den kopf; während so leute wie schirrmacher ihren vor sich selbst versteckten technodeterminismus noch romantisch auf die ebene der semantik verdrängten, siehe schwarmacher, so verdrängt die politik ihren noch viel tiefer sitzenden und noch viel weniger gesehenen technodeterminismus als heilsbringenden wunsch per dekret in den algorithmus selbst)
Smarter than Humans
buried in this scenario of a takeover of superhuman artificial intelligence are five assumptions which, when examined closely, are not based on any evidence.
- Artificial intelligence is already getting smarter than us, at an exponential rate.
- We’ll make AIs into a general purpose intelligence, like our own.
- We can make human intelligence in silicon.
- Intelligence can be expanded without limit.
- Once we have exploding superintelligence it can solve most of our problems.
In contradistinction to this orthodoxy, I find the following five heresies to have more evidence to support them.
- Intelligence is not a single dimension, so “smarter than humans” is a meaningless concept.
- Humans do not have general purpose minds, and neither will AIs.
- Emulation of human thinking in other media will be constrained by cost.
- Dimensions of intelligence are not infinite.
- Intelligences are only one factor in progress.
Kevin Kelly mit einem schönen Text über den Stand und das Potential von Artificial intelligence.
Die Zeitgenossen der Gesellschaft Pt. 37: Der Beleuchtete
Der Beleuchtete (m/f) ist ein selten zu sehender aber in der jeweiligen Position dann durchaus erwartbarer Zeitgenosse, der sich dadurch auszeichnet, dass ein individuelles Gefühl der Erleuchtung mit der Aufmerksamkeit durch Erfolg kurzgeschlossen wird.
(der beleuchtete ist gwm. zufällig in seiner position der erleuchtung gelandet – d.h. er ist kein walter bishop der massive dynamic gründet, sondern er hatte einfach glück und den richtigen riecher zur richtigen zeit und glaubt sich fortan aber nicht nur selbst, es wird ihm auch geglaubt)
((es ist doch interessant, wie effektiv diese übertragung funktioniert; wenn man sich die paradigmatischen beleuchteten – also elon musk, peter thiel, mark zuckerberg, sergey brin, usw. – anschaut, dann war weder die ursprüngliche idee hinter ihren milliarden besonders genial, noch sind ihre derzeitigen visionen – ewiges leben, telepathie, kolonisierung vom mars, etc. – auch nur im ansatz irgendwie innovativ oder kreativ und unterscheiden sich von schlechter sf nur dadurch, dass die technologische realisierbarkeit vl. ein bisschen nähergerückter erscheint))
(abt. supermarket studies)
Nützliche Unterscheidungen pt. 43 (The Problematic Edition)
Eine weitere zumindest pragmatisch nützliche Unterscheidung ist die Frage ob etwas ein Problem ist oder ein Umstand.
(frei nach clay shirky, der einmal ich glaube issak rubin den ausspruch if you have the same problem for a long time, maybe it’s not a problem, maybe it’s a fact
zugeschrieben hat)
Die Unterscheidung Problem/Umstand ist als Unterscheidung funktional deshalb interessant, weil sie gwm. nur auf der Ebene der Bewertung wirksam ist, die Beschreibung des jeweiligen Phänomens ist üblicherweise die gleiche und der Unterschied ist der Sache gwm. inhärent. Oder anders gesagt: man erkennt erst an der Bewertung (oder Betonung), ob der Unterschied gesehen wird oder nicht.
Gleichzeitig ist es oft so, dass die falsche Bewertung eines Umstands als Problem die in der Folge angedachten ‘Lösungen’ dann selbst erst an anderer Stelle Probleme erzeugen, weil man Umstände eben nicht lösen kann, sondern man mit ihnen leben/herumleben muss.
(es liegt glaub ich die vermutung nicht fern, dass mehr oder weniger die gesamte europäische und besonders natürlich die deutsche mediale hysterie und der dadurch getriggerte politische (re-)aktionismus bezüglich dem web/technologie nichts anderes ist als lösungen für fälschlicherweise als problem verstandene umstände, die dann auf der falschen ebene behandelt werden sollen; so betrachtet erklären sich phänomene wie oettinger, das leistungsschutzrecht, das recht auf vergessen, das netzwerkdurchsuchungsgesetz usw. fast von selbst)
(abt: draw the distinction!)
FYI 081
fyi: ironie ist im sozialen unmöglich.
Nützliche Unterscheidungen pt. 42 (The Constrained Edition)
Eine weitere nützliche und eigentlich gut bekannte, aber üblicherweise falsch utilisierte Unterscheidung ist das Constraint.
(ich verwende constraint, weil es im deutschen keine entsprechung ohne für diese unterscheidung kontraproduktive konnotationen gibt; zwang, einschränkung, restriktion, limitation, etc. haben alle den hauch eines makels oder mangels, während constraint zumindest nach meinem empfinden weitestgehend neutral klingt)
Ein Constraint ist allerdings keine normale nützliche Unterscheidung, sondern eine Unterscheidung mit nur einer (Innen-)Seite, die sich nur dann erzeugt, wenn man dem Constraint unterliegt.
(tut man es nicht ist man nicht auf einer anderen seite der unterscheidung, sondern einfach im ununterschiedenen raum)
Ich glaube so formuliert wird auch schon der Wert des Constraints offensichtlich: es wird aus dem Nichts ein Raum erzeugt. Und in diesem Raum wird natürlich nichts möglich, was im allgemeinen Raum grundsätzlich nicht auch möglich wäre, er ist ein strikte Untermenge der Möglichkeiten, aber durch die Beschränkung auf das Constraint entsteht öfter als nicht auch eine Verdichtung, die zu interessanteren Ergebnissen führt als sie sonst entstanden wären. Mehr ist nicht immer besser.
(das ist ein fast schon peinliches statement of the obvious, aber das übersehen des konstitutiven werts von constraints zieht sich durch grösste teile vom gebabbel über technologie und dem web, die grundannahme ist fast immer, dass jede form von beschränkung schlecht ist, dass jedes aufbrechen von grenzen gut ist, dass einzig das wuchern und wachsen und die freie entfaltung wünschenswert ist; fast alle medialen idealformen – das buch, die papierzeitung, die LP, das blog, twitter, haikus, usw. – entstehen innerhalb eines bündels extrem restriktiver constraints und keine aufweichung macht den output besser; das gleiche gilt für fast alle paradigmatischen apps und tools und überhaupt)
(abt: draw the distinction!)
FYI 080
fyi: sinn lässt sich nicht digitalisieren.
Pfadfinder
“seek a path, not a miracle”
-godin in this is marketing
(look for tools, not for rules)
Nützliche Unterscheidungen pt. 41 (The Rupture Edition)
Eine weitere im Grunde offensichtliche, aber derzeit in den meisten das Web u/o Technologie u/o vor allem den gesamten Komplex AI/AR/VR betreffenden Debatten und Produkten öfter als nicht übersehene Unterscheidung ist die zwischen Disruption und Interruption.
(als faustregel kann man sich wohl merken, dass nichts was derzeit von den pundits und ihrem journalistischen hofstaat als disruptiv konzipiert wird, sich im futurum exaktum auch als disruptiv herausgestellt haben wird – und wenn, dann anders als gedacht)
((ihr grundproblem ist wie so oft, dass sie das feld gewinnen und nicht die echten probleme lösen wollen, was sie und ihre tools dann selbst (als timesucker, als bioadapter, etc.) zum problem macht))
(abt: draw the distinction!)