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die romantische komödie


596681851009380353 Revisited


kl. nachtrag zu 596681851009380353 weil man es doch auch missverstehen kann:

in den ersten 20 minuten seiner keynote hat er – unterhaltsam und sympathisch wie immer – in mehreren iterationen einen gedanken etabliert: die eulen sind nicht, was sie scheinen; wir erzeugen die realität auf basis unserer selektiven wahrnehmung, die sich im historischen verlauf auch ständig kulturell rekalibrieren muss.

in den verbliebenen 10 minuten hat er dann das problem skizziert – mit dem netz werden plötzlich massive konflikte wie unglaublicher hass sichtbar – und dann einige techniken zur gemeinsamen bewältigung/verarbeitung vorgestellt, wie man mit den konflikten umgehen müsste. man könnte filtern, selbstreflexion betreiben, die ichbezogenheit ablegen, inseln der vernunft etablieren, mit humor reagieren oder ambiguitätstolerant sein.

und das sind alles keine schlechten tipps, aber sie sind doch einerseits eher generell und stimmen immer und überall, sind aber andererseits auch leichter gesagt als getan. mal schnell die ichbezogenheit abzulegen ist halt nicht so einfach, das hat er ja im ersten teil eindrucksvoll gezeigt.

und das ist in etwa, was ich mit ‘sein grundsätzlicher fehler ist, das problem wahrnehmungsphysiologisch zu framen’ gemeint habe. indem er das thema primär im dilemma unserer wahrnehmungen positioniert hat, wahrnehmungen, die uns einerseits täuschen und die wir andererseits kollektiv anpassen müssen, blieb ihm dann nicht viel anderes übrig, als den von ihm mit dem netz gesehen konflikten durch ‘verschiebungen’ unserer wahrnehmungen mit den von ihm genannten techniken zu behandeln.

trotz der inseln der vernunft steht er dem nachdenken (lummas ‘denkt da mal drüber nach’ oder dem alternativen versuch, die sich mit dem web ergebenen verhältnisse zu verstehen) eher ironisch gegenüber. das ist deshalb nicht unkonsequent, weil er den damit verbunden drang zu ‘gewissheiten’ eben misstrauen muss, wahrheit ist für ihn halt ein kompromiss.

dabei – und das ist in etwa, was ich mit ‘fruchtbarer wäre vl. gewesen, das problem epistemologisch zu framen’ gemeint habe – schliessen sich die beiden ebenen, also wahrnehmung/bewusstsein auf der einen seite und wissen/wahrheit auf der anderen, nicht nur nicht aus, nur im zusammenspiel kommt man aus den eigenen falschen wahrnehmungen gwm. raus, ohne sie dabei aufgeben zu müssen.

die von ihm im ersten teil erwähnten beispiele haben ja alle gemein, dass wir (zumindest grundsätzlich) wissen, wie sie funktionieren. und während uns unsere sinne weiterhin ‘täuschen’, können wir etwa optische illusionen weiterhin geniessen, genau weil wir wissen, dass und wie sie uns täuschen. wir kommen zwar nicht aus unserem bewusstsein raus, aber das ist auch nicht nötig, wir können uns nämlich immer im bewusstsein über die damit verbundenen limitationen bewusst sein, wenn wir sie verstanden haben. (wir müssen das ja nicht andauernd und immer machen, das wär wohl nicht praktikabel; aber wir können es machen, wenn es wichtig ist)

und wir kommen auch aus unserem netz nicht raus, aber auch hier könnten wir lernen, wie es funktioniert, welche prozesse und/oder dynamiken und/oder gesetzmässigkeiten es gibt oder auch nicht, und mit diesem wissen könnten wir dann unsere empfindungen, die wir im oder wegen dem netz machen, relativieren bzw. adäquater einschätzen. bevor wir also unsere wahrnehmungen verschieben, sollten wir versuchen zu verstehen, was warum wie eigentlich wirklich passiert.

paradoxerweise ist es ja genau der bezug auf eine ‘echte wirklichkeit’, mit denen sich verschiedene ‘falsche wahrnehmungen’ nicht als feinde (wer hat die einzige richtige falsche wahrnehmung? nieder mit den blaulosen) sondern als willkommene und nützliche diversität verstehen lassen (cool, ihr seht blaus und wir sehen grüns, machen wir beim klassifizieren von pflanzen ein team). sein mantra für ein besseres miteinander ‘wahrheit ist immer ein kompromiss’ ist gut gemeint, bewirkt unterm strich aber genau das gegenteil vom intentierten, weil es die partikularität des einzelnen gwm. nicht schätzen kann, sondern im kompromiss auflösen muss (ok, da kommen wir nicht weiter, dann sagen wir halt zu allem türkis).

(nur am rande: lustigerweise irritierte mich hier an diplix das gleiche, was mich schon vor kurzem bei seinem bevorzugen der dummheit über die bösartigkeit irritiert hat, nur war damals das problem entlang anderer gegensätze fomuliert)

(und nur prophylaktisch: den einwurf ‘dann mach’s doch selbst’ weise ich zurück)

10.05.2015 # https://hackr.de/2015/05/10/596681851009380353-revisited

FYI 007

fyi: alles sagbare ist schon gesagt – es ist nur noch nicht gleichmässig angekommen.

08.05.2015 # https://hackr.de/2015/05/08/fyi-007

FYI 006

fyi: auf was es wohl hinausläuft: big data vs. eigensinn.

08.05.2015 # https://hackr.de/2015/05/08/fyi-006

Lazy Book Ep. 26

Algorithm, Or the Cultural Logic of Late Capitalism von Fredric Jameson.

07.05.2015 # https://hackr.de/2015/05/07/lazy-book-ep-26

Quiz Pt. 97 Solution

Warum fällt es der Indiecrowd so schwer zu verstehen, dass sie es sind, die das materialistische/warenfetischistische Verständnis von Daten haben, und nicht die Plattformen?

Ich bin euch ja noch meine Antwort auf Quiz Pt. 97 schuldig:

Ich glaube die Wurzel des Nichtverstehens liegt in den tendenziell linken/liberalen Werten der Indiecrowd – dem Glauben an Offenheit, Freiheit, Gerechtigkeit, Autonomie, Demokratie, Bürgerrechten, Datenrechten, usw. Damit ausgestattet werden sie wiederholt mit Plattformen konfrontiert, auf denen Menschen Dinge tun und die mit hunderten Millionen, manche sogar mit dutzenden (Twitter) oder hunderten (Facebook) Milliarden bewertet werden.

Das weckt natürlich die Neugier und wenn man sich fragt, wo der Wert denn herkommt, wer ihn erzeugt, wer davon u.u. unrechtsmäßig profitiert, usw., dann landet man schnell bei der Diagnose, dass es – und ich beziehe mich im folgenden exemplarisch auf Twitter, das Prinzip lässt sich aber leicht auf die meisten anderen Plattformen übertragen – ein Produkt gibt (den Tweet), das von ganz offensichtlich unbezahlten Arbeitern produziert wird (den Usern), was in der Summe ein aggregiertes Ganzes ergibt, dessen Mehrwert sich die Betreiber dann fürstlich bezahlen lassen.

Ist man gedanklich einmal bei diesem Ausbeutungszusammenhang gelandet, kommt man nicht nur schwer wieder davon los, es beginnt auch eine Art warenfetischistische Überbewertung des Produktes Tweet. Sprich: der Tweet selbst wird als viel wichtiger und bedeutsamer und wertvoller imaginiert, als er eigentlich ist (in 98,2% aller Fälle ist es ein in 20 Sekunden abgesetzter Blurb mit 80 Zeichen und zwei Hashtags und/oder einem Link und/oder 6 Emojis).

Es wäre sicherlich interessant, sich die Arten der Übertragungen und Projektionen etwas genauer anzuschauen – mitunter geht es um Fragen der Kontrolle, vom Besitzanspruch, von der sogenannten Hoheit über die eigenen Daten, um die Ströme und Reaggregierbarkeit, usw. – hier relevant ist aber nur, dass der Tweet fortan als Ware und also die eigene Aktivität als Arbeit und also das Verhältnis als Ausbeutungsverhältnis konzipiert wird und dass man sich in dieser Schlinge umso mehr verfängt, je mehr man sich darauf fixiert.

Mein Vorschlag zur Kur wäre, Tweets nicht länger als Produkt mit einem (ohnehin nur solipsistisch imaginierten) Wert zu konzipieren, den dann ein anderer abschöpft, sondern funktionalistisch als Abfälle kommunikativer Akte zu verstehen, mit denen man Dinge erreichen will und/oder kann.

Man twittert aus reinem Egoismus, weil man seine Bekannten und Verwandten mit dem eigenen Geistesblitz beglücken möchte, weil man die Welt unbedingt über den letzten grenzgenialen eigenen Blogeintrag informieren möchte, weil man eine schnelle Frage hat auf die wohl einer aus der geneigten Verfolgschaft eine Antwort hat, uswusf.

Und man liest die Tweets der Anderen aus reinem Egoismus, weil es einen mit dem bekannten sozialen 6ten Sinn versieht, weil man über Ereignisse fast in Echtzeit informiert wird, weil man eine Injektion an Serendipity bekommt, die sonst kaum möglich wäre, weil man ein genuines Interesse an den Mitmenschen hat, etctrara.

Das Problem der Indiecrowd ist also grundsätzlich, dass sie gelegentlich bürgerliche Eigentums- und die damit verbundenen Kontrollverhältnisse konstruieren und darauf bestehen, wo es eigentlich um Kommunikationsverhältnisse geht und wo deshalb auf diese Kommunikationsverhältnisse optimierte Plattformen, auch wenn sie noch so geschlossen sind (funktional sind die meisten ohnehin offen), den auf Eigentums- und Kontrollverhältnisse optimierten Indieplattformen in der Gunst der Benutzer bei weitem überlegen sind. Benutzer verhalten sich üblicherweise halt funktional rational und nicht asketisch ethisch.

(nur zur sicherheit wie immer als faustregel: sei so indie wie möglich!!11 und backe alles up; aber beharre nicht auf dem indie wo es mehr schadet als nützt oder wo es irrelevant ist)

05.05.2015 # https://hackr.de/2015/05/05/quiz-pt-97-solution

Favicon, Index and Symbol

Der zweite Megatrend 2015 sind ganz eindeutig diese schwarz-weiß gehaltenen Favicons von Publikationen – man kann ja fast schon sagen, dass jeder, der was von sich hält, ein schwarz-weißes Favicon verwendet.

faz – faz.net
nytimes – nytimes.com
nzz – nzz.ch
sz – sueddeutsche.de
tagesanzeiger – tagesanzeiger.ch
washingtonpost – washingtonpost.com

medium – medium.com
qz – qz.com
vice – vice.com
wired – wired.com

(lustig ist, dass das nicht nur die alteingesessenen zeitungen, sondern auch einige der ‘neueren’ medien als badge of honor and trust verwenden; und gnade uns das grosse squirrel, falls auch buzzfeed mal auf s/w umstellt)

04.05.2015 # https://hackr.de/2015/05/04/favicon-index-and-symbol

This Must Be the Place

kleines Update zu Stop Making Sense und True Stories – die den damals schon keimenden Zynismus von Springer bei der Vorbereitung vom Leistungsschutzrecht erahnten:

Das Ziel von Springer und Co ist aber nicht die Beute, sondern das Überprüfen des Überwachungssystems. Es geht ihnen nicht um ein Leistungsschutzrecht, es geht ihnen um die Überprüfung und Bewertung der aktuellen Fähigkeit des Systems ‘Netzgemeinde’ inkl. der Piratenpartei, mit einer solchen, sinnlosen Irritation umzugehen. Man muss Springer ein gewisses Maß an Chuzpe zugestehen: Gerade die völlige Idiotie des Leistungschutzrechts ist für dieses Experiment tatsächlich genial, weil in Abwesenheit von Sinn die Machtverhältnisse messbar werden. Grandios.

Stop Making Sense

wie schon bei stop making sense ist diese diese sinnlosigkeit des verlusts der glaubwürdigkeit nicht die frage, sondern die antwort. wer hat am wenigsten von einem verlust einer glaubwürdigkeit zu verlieren, weil er keine hat und ohnehin postglaubwürdig publiziert? genau, springer mit der bild. zu verlieren haben aber alle anderen, die faz und die süddeutsche und die zeit und wie sie alle heissen, die zumindest noch so tun als ob sie wollen. und wie bei stop making sense erweist sich springer auch in diesem szenario als fast schon unheimlich genialer stratege.

True Stories

(nts: mich öfter selbst zitieren)

Mit dem Anheuern vom Piraten Schmidtlepp als Sprecher für das Leistungsschutzrecht ist ihnen ein neuer strategischer Geniestreich gelungen. Mit dem minimalen Aufwand einer Planstelle zeigen sie nicht nur der Netzgemeinde und der Piratenpartei (und dem gesamten politischen Prozess, der aber so tun muss, als würde er es nicht sehen, weil ein sogenannter radikaler Gesinnungswandel grundsätzlich nicht thematisiert werden darf, wenn es übergeordnete Sachzwänge gibt, die ihn erfordern) die lange Nase. Sie saugen auch jede verbliebene Hoffnung auf kommunikativ aushandelbare sachliche Vernunft aus dem Diskurs. Über was soll man diskutieren, wenn der Andere ohnehin schon alle eigenen Argumente kennt und im Kern selbst auch vertritt, das ganze aber – da die pragmatisch/opportunistischen Rahmenbedingungen stimmen – jederzeit auch auf vertreterischer Ebene im exakten Gegenteil aufhebt? In der springer’schen Version der Dialektik zwischen These und Antithese entsteht eben keine Synthese, sondern eine sich über sich selbst aufregende Bündelung zu einem Hintergrundrauschen für arbiträre politische Forderungen, an deren Sinn und/oder Wirksamkeit im übrigen auch niemand, zumindest niemand von Springer, glaubt. Der spieltheoretische Sinn vom LSR war für Springer immer schon, die Netzgemeinde und die Politik und vor allem die anderen Verlage zu irritieren und mit sich selbst zu beschäftigen, um in der Zwischenzeit den eigenen Fortschritt im Digitalen auszubauen und sich dort die Pfründe zu sichern, solange sie noch billig sind und es die anderen noch nicht überrissen haben.

Neu ist natürlich, dass sie diesen/ihren Modus also auch offenlegen und dokumentieren. Und da habe ich kein gutes Gefühl für das warum (es gibt eine nicht uninteressante begründbarkeit auf der ebene einer spekulativen ethischen vernunft, man denke an das ende von blade runner usw., aber da will ich mich nicht verspekulieren, als holtrop’sches voranschreiten funktioniert es auch).

03.05.2015 # https://hackr.de/2015/05/03/this-must-be-the-place

FYI 005

fyi: das web ist der erste echte intelligenztest für unsere gesellschaften.

30.04.2015 # https://hackr.de/2015/04/30/fyi-005

FYI 004

fyi: wer mehr löscht, muss weniger backuppen.

30.04.2015 # https://hackr.de/2015/04/30/fyi-004

Hypem 10

hypemachine

^ Hype Machine wird 10 und spendiert sich ein neues Design .

29.04.2015 # https://hackr.de/2015/04/29/hypem-10

Die Zeitgenossen der Gesellschaft Pt. 22: Der Wortklauber

Der Wortklauber (m/w) ist ein doch gelegentlich gesehener Zeitgenosse, der sich dadurch auszeichnet, dass er Worte klaubt, Begriffe relativ ernst nimmt und insgesamt ein etwas pedantisches Verhältnis zur Sprache hat.

(mit seinen mitmenschen gerät der wortklauber dadurch ganz automatisch in konflikt, weil kommunikation im allgemeinen auch unscharf funktioniert und nur in wenigen situationen – etwa das kleingedruckte in verträgen, der ganze komplex recht ist natürlich der paradigmatische wortklauberische bereich – auf korrektheit besteht. es wird also meistens nur geredet. nur nerven den wortklauber trotzdem die fehler, gleichzeitig nervt er damit alle anderen)

(für systemische ausdifferenzierungen ist der wortklauber nützlich, weil er oft auch besser getarnten bullshit erkennt)

(abt. supermarket studies)

28.04.2015 # https://hackr.de/2015/04/28/die-zeitgenossen-der-gesellschaft-pt-22-der-wortklauber

Papierkorb pt. 78

(der durchschnittliche politiker oder journalist ist – was das web betrifft – auch nicht dümmer, bösartiger oder uninformierter als jeder andere.

das problem mit politikern ist, dass ihr tun perlokutiv ist, also den lebensraum von allen anderen ganz unmittelbar und öfter als nicht wirklich zum negativen betrifft; und das problem mit journalisten ist, dass ihr geschreibsel multiplikativ ist und öfter als nicht dabei verdummend wirkt.

wäre das nicht so, hätten sie also die gesellschaftliche position und die irgendwie doch damit verbundene verantwortung nicht, dann wäre ihre durchschnittliche dämlichkeit völlig egal und nicht weiter erwähnenswert)

26.04.2015 # https://hackr.de/2015/04/26/papierkorb-pt-78

Papierkorb pt. 77

(die infantilisierung vom caturday war der anfang vom echten ende von g+; ohne dem letzten funktionierenden sozialen objekt wird es nun wohl wirklich zur geisterstadt)

26.04.2015 # https://hackr.de/2015/04/26/papierkorb-pt-77

Papierkorb pt. 76

(das problem der massenmedien ist, dass sie halt wirklich nur das ‘neue’ skandalisieren können; die infoökonomische zumutung von schwarten mit 1000+ seiten wäre sonst wohl auch bei ihnen ein thema)

26.04.2015 # https://hackr.de/2015/04/26/papierkorb-pt-76

429270640944627712 Revisited


kl. nachtrag zu 429270640944627712 : irgendwie war (der kauf von payback) überhaupt eine ethische katastrophe für mich: zuerst hatte ich ein schlechtes gewissen, weil ich es erst im ‘last call’ stapel für läppische $3 gekauft habe1, dann hatte ich ein schlechtes gewissen, weil ich es nicht gelesen habe und es mahnend herumlag, dann war es irgendwie unangemessen, es so kurz nach seinem tod zu lesen, und jetzt habe ich es doch gelesen und hab nichts wirklich gutes darüber zu sagen, usw. trotzdem ein paar minianmerkungen …

es ist ein ärgerliches2 buch, weil er eigentlich knapp dran war und er im grunde nur leicht vermeidbare fehler gemacht hat: er hat seine persönliche einzelerfahrung als allgemeingültig gesetzt. er konnte nicht zwischen den kontingenten effekten und den notwendigen gesetzmässigkeiten unterscheiden; die idee, dass gewisse probleme für die (manchmal massen an) betroffen zwar real, aber grundsätzlich auch vermeidbar sind, kommt ihm aus irgendeinem grund ganz einfach nicht. er versteht nicht, dass irgendeine kontingenz immer notwendig ist. und um seine erfahrung dann also objektivieren zu können, ohne den anderen menschen den eigenen handlungsspielraum und deren subjektivität einfach schnell mal grundsätzlich abzusprechen, wendet er einen kniff an: er biologisiert das problem. das netz ist nicht nur selbst ein expandierendes gehirn (im grunde eine dämliche metapher, aber damit ist er nicht allein), das netz ändert auch unsere hirne und verdrahtet sie alle neu. und nimmt man das dann einfach an, kann man damit ohne weitere argumentation alles (wir werden dümmer, wir verlieren die fähigkeit zur aufmerksamkeit, unser textverständnis erodiert, wir werden zu nervösen wracks weil in jeder email überlebensnotwendige infos versteckt sein können, wir werden durch den zustand der dauererschöpfung lust- und leblos, etc.) erklären.

(eine technik, mit der wir uns in diesem szenario dann als menschen reetablieren können, zaubert er am ende dann übrigens doch aus dem hut: den perspektivenwechsel. leider befolgt er seinen eigenen ratschlag nicht, er hätte damit einige der von ihm vorgestellten auswegslosigkeiten selbst mit alternativen gängen umbauen können)

((zwei perspektiven, die sich zum gelegentlichen wechsel oft nicht nur angeboten hätten sondern die sich fast aufdrängen, die er aber gewissenhaft vermieden hat, sind persönliche produktivitätstechnicken/gtd und soziologie; david allen und gina trapani erwähnt er zwar, er kennt sie aber wohl nur vom hörensagen und tut sie vorschnell ab; mit pierre bourdieu hat er angeblich sogar einmal gespeist, wenn er dessen begriff vom ‘habitus’ zur beschreibung von unbewusst automatisiertem verhalten statt dem begriff ‘algorithmus’ verwendet hätte, hätte er sich und uns einige doofe anschlussüberlegungen erspart, weil gewisse blöde assoziationshöfe – der wahn um die algorithmen verfolgt uns ja bis heute – erst gar nicht aufgekommen wären))

unterm strich hätte er es als techniktagebucheintrag schreiben sollen; als subjektive erzählung eines eigenen konfliktes ist es durchaus interessant und wäre auch nicht ohne relevanz. als theorie oder erklärmuster der gesellschaftlichen verhältnisse ist es leider eher doof – und nicht, weil es zum damaligen zeitpunkt so doof sein musste.

1 meine heuristik ist bei büchern, dass man weniger für das buch bezahlt, sondern dass man sich selbst für das lesen bezahlt, weil einem die eigene zeit, die man mit dem buch verbringt, zumindest bei taschenbüchern immer mehr wert sein sollte als der preis des buches, und dass man also keine bücher kaufen sollte, nur weil sie verbilligt sind.

2 ärgerlich natürlich nur deshalb, weil der als herausgeber der faz dann die nächsten jahre ganz wesentlich den tonfall und das niveau der ‘internetdebatten’ vorgegeben hat. schirrmacher war halt wohl auch der fortschrittlichste unter den zeitungsmachern, alle anderen haben das immer als oberste grenze konzipert.

26.04.2015 # https://hackr.de/2015/04/26/429270640944627712-revisited

Lazy Blog Ep. 47

(blogpost über DAS fundamentale dilemma im derzeitigen web: den umstand, dass öfter als nicht das gesamte ‘web’ als beobachtungs- und bewertungsebene für dinge ausgemacht wird)

((was leider eine sinn- weil diskriminationslose abstraktionsebene ist, weil das web keine ontologische substanz ist oder hat, in der irgendwas stattfinden kann, sondern bestenfall die aggregierte summe aller einzelereignisse ist, die auf allen jeweils konkreten plattformen halt stattfinden. das zu unterscheiden ist deshalb wichtig, weil es eben keine allgemeine logik des webs gibt, sondern nur konkrete einzellogiken konkreter plattformen, die aber mitunter auch völlig verschieden sein und verschiedenste dynamiken triggern können))

(((nur als kleines beispiel, weil wir das in letzter zeit häufiger hören: die aussage ‘im web werden die umgangsformen immer barbarischer’ klingt zunächst völlig plausibel; man muss schon ein sehr behütetes dasein führen, wenn man noch nie über kommentare gestolpert ist, wo man sich nur fassungslos fragen konnte, wo man denn da gelandet ist. und gefühlsmässig weitet sich das tatsächlich auch in bereiche aus, die vor einigen jahren noch nicht betroffen waren. es breitet sich also aus, im netz, und da muss man was gegen tun.

das ding ist halt: die kommunikationskultur ist kein abstraktes phänomen, das im web seine ausdruckskraft sucht, kommunikationskultur entsteht immer nur als konkretes produkt auf konkreten plattformen. die gute nachricht dabei ist, dass sich damit das problem sofort zerteilt und dass es also viel leichter ist, die ‘pathologischen’ ereignisse auf plattformen zu isolieren und zu versuchen zu verstehen, was bei ihnen warum ‘schiefläuft’. die schlechte nachricht ist, dass trotzdem immer auch plattformen betroffen sein können, die das wirklich nicht wollen (etwa die kommentarspalten der qualitätszeitungen), oder die eingebaute verstärkungseffekte haben, die das ganze also auch noch multiplizieren (etwa facebook). die gute nachricht ist wieder, dass man das verständnis der plattformdynamik in die bewertung hinein fakturieren kann und man die tatsächliche signifikanz vl. realistischer versteht. die schlechte nachricht ist, dass man sicher auch gelegentlich plattformen gwm. abschreiben bzw. aufgeben muss, zumindest was die erwartungshaltung einer idylle zum erzeugen von kommunikativer vernunft betrifft (was nicht heisst, dass eine solche nicht auch stattfinden kann, das kann sie immer; nur stellen sich plattformen im konkreten gebrauch früher oder später als mehr oder weniger resilient heraus). was als gute nachricht nochmal die einschätzung des stattfindenden diskurses verbessert; das ist übrigens deshalb wirklich wichtig, weil das übliche hysterische skandalisieren oft selbst mehr schadet als nützt.

jedenfalls ist es wichtig im hinterkopf zu behalten, dass der kommunikative umgangston kein symptom vom web ist, sondern immer das symptom einer konkreten plattform, die halt im web ist, aber immer neben allen anderen plattformen steht, die halt auch im web sind und ihre eigenen verhältnisse und dynamiken und umgangstöne erzeugen. es gibt zum glück ja auch viele, die wirklich angenehm funktionieren. der gedanke ist übrigens auch dann nützlich, wenn man sich überlegt, wie man kommunikativ resiliente oder sogar antifragile plattformen bauen könnte)))

(bonuspunkte also wie immer für konkrete fallstudien und sternchen für eine umfassende typologie)

22.04.2015 # https://hackr.de/2015/04/22/lazy-blog-ep-47

Papierkorb pt. 75

(twitter cards folgen der logik von überwachungskameras; hat einer angefangen müssen alle nachziehen und am ende hat niemand einen vorteil, aber die qualität des gesamtsystems ist geschrumpft)

22.04.2015 # https://hackr.de/2015/04/22/papierkorb-pt-75

Papierkorb pt. 74

(ein buch sagt mehr als tausend tweets)

22.04.2015 # https://hackr.de/2015/04/22/papierkorb-pt-74

Loch Ness

nessie

^ Google heute mit einem Nessie Doodle. Im Blog gibt es dann auch ein paar Hinweise, wie man dem mit einer speziellen underwater view auch selbst auf/unter den Grund gehen kann.

21.04.2015 # https://hackr.de/2015/04/21/loch-ness

Tweet des Tages 590408937838682112

Für die Offenlegung aller Machtalgorithmen

(schon wieder) guenterhack

21.04.2015 # https://hackr.de/2015/04/21/tweet-des-tages-590408937838682112