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die romantische komödie


Papierkorb pt. 25

(kontextlose randbemerkung: das web selbst ist ja nicht interessant. wenn was interessant ist, dann sind das die gesellschaftlichen symptome und ereignisse und damit einhergehende veränderungen, die im ‘web’ (also auf den konkreten plattformen) oder durch das web vermittelt auftreten und möglich werden. und weil es eben ein gesellschaftliches verhältnis ist, ist die mögliche kraft an gesellschaftliche verhältnisse bzw. ans wechselseite verhältnis dieser verhältnisse gebunden. und da hat halt jede ‘kultur’ ihr eigenes potential. und in deutschland ist das halt eher so lala. lustig dabei aber ist, dass jede kultur den unmittelbaren vergleich zur höchstentwickelten stufe immer direkt vor der nase hat. und faszinierend dabei ist, wie perkolationsresistent deutschland da ist)

05.01.2014 # https://hackr.de/2014/01/05/papierkorb-pt-25

Nützliche Unterscheidungen pt. 19 (The Effort Edition)

Eine weitere besonders nützliche Unterscheidung ist ganz sicherlich die Unterscheidung: wie viel Aufwand erfordert denn die Produktion bzw. die Rezeption von Datentypen im jeweils konkreten Fall als soziales Objekt einer Plattform?

(man könnte die aufwände sicher noch weiter differenzieren in zeit-aufwand, geld-aufwand, konzentrations-aufwand, etc., aber mit ‘aufwand’ alleine ist es auch schon recht nützlich differenziert)

((der aufwand für produzenten und konsumenten korrespondiert oft, aber bei weitem nicht immer. die konsequenzen davon müsste man mal durchdenken, zumal recht interessante konstellationen dadurch entstehen, dass konsumenten primär auf ebene ihres eigenen aufwands vergleichen aber produzenten ihren aufwand primär auf ebene des erwartbaren erfolges ‘kalkulieren’))

Diese Unterscheidung ist natürlich ziemlich offensichtlich, interessanterweise wird sie bei der ‘Bewertung’ von Plattformen und Trends aber selten berücksichtigt. Dabei kann schon eine kleine Reduktion des Aufwands Platzhirsche ersetzen (man denke an instagram vs. flickr; der aufwand für die produzenten ging bei instagram plötzlich gegen den klick null, da ja anders als bei flickr auch der ‘anspruch’ der plattform an die fotos im schnappschuss und nicht in der bildkomposition und einer diskussion über die gewählte linse besteht).

als allgemeine Formel gilt: je kleiner der Aufwand für Produzenten, desto mehr produzieren sie davon. Ein Tweet geht schneller als ein Roman mit 1000 Seiten, also gibt es mehr Tweets. Und je kleiner der Aufwand für Rezipienten, desto mehr konsumieren sie davon. Die meisten lesen mehr Tweets als Romane von Thomas Pynchon.

(das problem, wenn man so will, dabei ist natürlich, dass mit jedem übergang zu was noch unaufwändigerem, auch der potentielle ‘wert’ oder ‘inhalt’ oder die ‘mögliche komplexität’ der vorigen formation verringert wird und also immer mehr immer schneller immer wertloseres zeug zirkuliert; aber darüber jammern nützt halt nix, und es gibt natürlich auch für aufwändigere produktionen neue sweet spots im sich ausdifferenzierenden milieu, man denke an die populären kanäle auf youtube, die fast alle schon zumindest wieder semiprofessionell produziert sind. trotzdem ist das für die ‘incumbents’ immer eine blöde situation, weil sie vor dem dilemma stehen, entweder den schritt nach ‘unten’ mitzugehen und sich dabei auflösen oder verlieren könnten, oder starr zu bleiben und zu riskieren vom neuling in 5 jahren für ein butterbrot übernommen zu werden, wenn es ihnen nicht gelingt, ihren wertvorschlag unter den neuen bedingungen zu restabilisieren (was aber in vielen fällen möglich sein sollte, wenn sie offen genug bleiben))

(abt: draw the distinction!)

13.12.2013 # https://hackr.de/2013/12/13/nuetzliche-unterscheidungen-pt-19-the-effort-edition

Sharegorischer Imperativ

Der sharegorische Imperativ (im Folgenden kurz SI) lautet in seiner Grundform:

Share so, dass die Maxime deines Sharens Grundlage einer allgemeinen Strombildung werden kann.

Wenn man nun davon ausgeht, dass jeder tun können soll, wo und wie er will, und also niemand beim Senden oder Empfangen von Strömen zur Verwendung eines bestimmten Dienstes genötigt werden darf, dann stellt der SI nur eine einzige Anforderung an den Strömenden:

der jeweilige Strom muss (alternativ) auch als Feed zur Verfügung gestellt werden.

Gibt es (auch) einen Feed, dann werden alle anderen Kontingenzen hinfällig.

(die verantwortung dafür würde ich fast beim strömer sehen und nur sekundär beim verwendeten dienst. dieser unterstützt das im idealfall out of the box (natürlich blogs aber zb. auch app.net), oder er ermöglicht es zumindest via einer api (zb. twitter), oder er versucht es andererseits möglichst zu verhindern (zb. google+), die verwendung bleibt aber in jedem fall eine freie entscheidung des strömers, der deshalb also einen feed für den strom mit workarounds (die es immer gibt) generieren sollte.)

12.07.2013 # https://hackr.de/2013/07/12/sharegorischer-imperativ

Gemeingefährlich

ach google. aber eine frage bleibt beim google reader desaster:

was ist wirklich kaputt gegangen?

die offizielle antwort heisst natürlich ‘das vertrauen, das vertrauen ist kaputt gegangen!’ usw. aber ich glaube, es ist etwas anderes. google hat – wie viele andere auch – bereits viel zu viele andere dienste gekillt, ohne dass wir kollektiv dieses gefühl der irritation mit google hatten. insgesamt haben wir uns mittlerweile wohl an den umstand gewöhnt, dass wir auf jedem webdienst zu jedem zeitpunkt nach reiner willkür rausgeschmissen werden können, unsere sachen packen und weiterziehen müssen, siehe dazu die überlegungen zum favela chic von bruce sterling oder auch auch postpreposterous. und im vergleich zu vielen anderen schliessungen ist das ende vom google reader ja tatsächlich kein datentechnisches problem bei dem wir jahre an arbeit und inhalten verlieren, wir exportieren einfach unser opml-file und importieren es woanders und gut ists.

was, glaub ich, kaputt gegangen ist, ist die möglichkeit an eine ethik von google zu glauben. daran zu glauben, dass google einer der ‘guten’ und keiner der gemeinen (wie facebook, microsoft, apple und twitter) ist. google hat ethisch begonnen und diese ethik war tatsächlich die bedingung der möglichkeit für ihren erfolg (alle megalosaurischen portale wollten nur eines: die eyeballs der besucher auf dem eigenen property behalten und melken; google hat in einem paradigmenwechsel die suchenden zur besten externen seite weggeschickt; noch heute ist es etwa für verlage einfach ein ding der undenkbarkeit, für die leser das beste zu tun, deshalb sind sie ja in einem zustand der dauerirritation durch google). und bei allem was danach kam war es bis zu diesem zeitpunkt immer möglich, die von google gemachten fehler, flops, facepalms und fails einfach auf dummheit oder profane unfähigkeit zurückzuführen. google ist halt ein sozialer doofus, eine geschmackstechnische dumpfbacke, hat halt einen facebook-komplex, der gelegentlich irrationale und erratisch reaktionen triggert, hat kein sensorium für soziale objekte, usw., schwamm drüber (für eine lange kritik aus diesem blickwinkel siehe googleheimer). auch wenn google seit einigen jahren vl. nicht länger als ‘subject supposed to know’ betrachtet werden konnte, es blieb das einzige megaunternehmen, bei dem man nicht vom bösen (im sinne von: spieltheoretisch versierte buchhalter, deren ziel das gewinnen und akkumulieren von wert ist, was natürlich trotzdem tollste produkte und viel wert für alle erzeugen kann, bestes beispiel apple) ausgehen musste.

diese möglichkeit zu glauben hat uns google mit der vernichtung des google readers nun genommen. und zwar deshalb, weil es keine andere mögliche erklärung als vorsätzliche und rücksichtslose bösartigkeit gibt, die die interessen der benutzer unter irgendwelche fünfjahrespläne+ stellt. viele dinge lassen sich durch umstände erklären oder zumindest relativieren, aber in diesem fall ist der einzige umstand, dass sie auf geschätzte 5-10 millionen benutzer schlicht und einfach scheissen, weil das in ihren büchern eine fussnote ist und weil das einer anderen agenda ((a) – wir bauen mit g+ unser eigenes schwarzes loch, (b) – für den rest sind eyeballs für raufpappbare werbung doch nicht schlecht, gelesenes muss wieder page impression werden, da ist noch einiges drin) entgegenläuft, auch wenn es die allerengsten benutzer mit der allergrössten bindung sind, was google natürlich weiss. ein an sich durchaus kleines ereignis hat also eine phantasie zerstört und eine (ich will nicht sagen mütterliche, aber viele user hingen beim reader wie am tropf) bindung einfach so aufgelöst. google hat sich gemein gemacht und sich neben allen anderen eingereiht. google ist nicht länger der imaginierte nordstern, an dem man sich ausrichten kann, sondern nur noch ein (mächtiger aber nicht besonders heller) spielstein in einem relationalen spiel (das sie selbst als nullsummenspiel spielen, obwohl es natürlich keines ist). und wir müssen das zur kenntnis nehmen und können das investment in unseren bisherigen glauben abschreiben, deshalb fühlen wir uns so beleidigt.

(es geht natürlich nur um die möglichkeit zu glauben, innerhalb von google selbst hat sich die ursprüngliche ethik wohl schon eine weile zerfastert und zersetzt, das leitbild g+ und indirekt also facebook hat den verbliebenen rest dann ausgeräuchert)

was die betroffenen user mit dieser säkularisierung machen, liegt jetzt dafür in ihrer hand. aber es muss nicht nur schlecht sein und neben dem zynismus (siehe nochmal postpreposterous) stehen natürlich auch andere serien (webaufklärung, postwebismus, neopragmatismus, etc.) zur verfügung.

aus der serie: Reader—

22.03.2013 # https://hackr.de/2013/03/22/gemeingefaehrlich

Leftovers 2012 (Hillbilly Edition)

auch nicht wirklich weitergekommen sind 2012 jedenfalls die deutschen massenmedien/zeitungen mit ihrer disposition gegenüber dem web.

(es wurde zwar in den letzten 2, 3 jahren ein bisschen besser, sprich: die absoluten pflichtübungen (ein twitter account, ein paar hausblogs, kommentare auch am wochenende, eine ipad app, vl. ein bissl datenjournalismus, vl. sogar mal ein hangout auf google+, …) werden mittlerweile von fast allen gemacht, die ganz ganz blöden artikel sind eig. auch schon fast verschwunden, im letzten jahr wurde sogar auf twitter (sic) beschlossen, dass man sich ja auch gegenseitig verlinken könnte, usw. aber man spürt doch deutlich, dass alle zusammen in jeder faser ihres seins das web als einen zu bekämpfenden eindringling empfinden, für den es antikörper auszubilden gilt, und nicht als vor den eigenen augen aufgehenden möglichkeitsraum, in dem man sich auf ganz anderem niveau neu erfinden könnte – was natürlich auch eine option gewesen wäre. konkret etwa: rücksichtsloses leistungsschutzrecht mit unabsehbaren externen kosten statt neugier und erforschung.

das ist natürlich eh klar und nix neues, allein es war zumindest mir nicht klar, warum. und beim warum vor allem die frage, warum gerade die deutschen qualitätszeitungen, denen ja ansonsten durchaus und noch immer ein weltniveau zugeschrieben werden kann, bei ihrer beschreibung des entstehenden webs so daneben war und noch immer ist, während die kollegen bei der nyt, der washington post, des guardians diese macke nicht oder in deutlich kleinerem ausmaß hatten.

beim retro egoing bin ich dann aber über plastilin aus dem jahr 2006 gestolpert und retrospektiv bekommt dieser kleine text eine neue bedeutung, die dann zumindest eine erklärung mit gewisser plausibilität ermöglicht:

Web 2.0 ist ein plastischer Begriff. Die Bedeutung ist nicht festgelegt oder fixiert, sondern muss gewissermassen von jedem für sich selbst erarbeitet werden. Es gibt keine ultimative Referenz oder Definition. Die Aussagekraft des Begriffes hängt deshalb also von der Arbeit ab, die man selbst hineinsteckt. Wer es sich leicht macht (wie etwa ein Großteil der Massenmedien, wo ein Journalist mal schnell irgendwas zusammengesampelt hat und die anderen die immer gleichen Ressentiments, Vorurteile und 5 Paradebeispiele von Firmen dann abgeschrieben und weitergetragen haben), der agiert dann mit einem einfachen, aber eben auch undifferenzierten Begriff, der dann halt tatsächlich auch wenig bzw. nichts bringt.

Das bedeutet nicht, dass man Web 2.0 beliebig definieren kann – zumindest wenn man mit anderen kommunizieren will. Web 2.0 entsteht sicherlich irgendwo als Beschreibung der Ensembles von neuen Möglichkeiten, die die zunehmende Ausdifferenzierung der beteiligten Systeme (Mensch und Maschine, Soziologie und Ökonomie, …) und deren Zusammenspiel, zunehmende Interpenetration und Koppelungen, etc. ermöglichen. Je nach Interesse machen dabei unterschiedliche Beobachtungspostionen Sinn, man sollte aber im Hinterkopf behalten, dass es immer auch andere gibt. Wer Tomaten auf den Augen hat und glaubt, da sei überhaupt nichts ausser einem Buzzword oder Hype, dem kann man auch nicht helfen.

^ plastilin

(nts: mich öfter selbst zitieren)

in den deutschen medien gab es aber von anfang an nur eine retrospektiv fast schon als debil zu bezeichnende differenziertheit der begrifflichkeiten rund um das web, die sie in der folge bis heute nicht wirklich verfeinert haben. das web war ein einziger container, in den dann einfach alles geworfen wurde bzw. eben in ermangelung genauerer begriffe geworfen werden musste, was nur irgendwie im web stattgefunden hat. nur als beispiel: der begriff internetcommunity oder die differenz internetbefürworter/-kritiker sind beides völlig sinnlose abstraktionen, die nicht nur nichts erklären, sondern die sogar falsches suggerieren. es gibt keine internetcommunity, es gibt nur x-millionen konkrete individuen mit je spezifischen und wiederum konkreten situationen, motivationen und hoffnungen, die einen zugang zum internet haben und damit ihr leben (ihr eigenes, das ihrer freunde, das der gesellschaft) ergänzen und hoffentlich bereichern oder auch nicht.

gepaart mit diesen wenigen, viel zu grossen und oft falsch gewählten containern oder begrifflichen schachteln war eine vorzeitige und durchaus als ignorant zu bezeichnende festlegung auf einen x-beliebigen anwendungsfall mit einem y-beliebigen bewertungskriterium. blogs wurden als internettagebücher abgetan (das ist auch die erklärung 2013) und ausschliesslich in ihrem wert als alternativer journalismus bewertet, dabei sind blogs ganz einfach aber auch nicht weniger als die summe aller realisierten möglichkeiten1 vom format blog. und wasauchimmer das sein mag, es ist zumindest der möglichkeitsraum, der entsteht, wenn jeder mensch, der will, öffentlich publizieren kann, was er will, ohne davor irgendwelche prozesse durchlaufen oder redaktionelle filter passieren zu müssen, wasauchimmer das dann bedeutet (wie immer: alles innerhalb der filigranen prozesse einer vernetzten ökonomie der produktion, rezeption und distribution, die halt auch nicht immer so ablaufen, wie man sich das wünschen würde). twitter wiederum wurde die längste zeit als narzisstisches miniinternettagebuch (was ich gerade esse) abgetan (und wen interessiert das?), während auch twitter natürlich nichts weniger als die summe aller realisierten möglichkeiten vom format ‘vernetzt sozialisierte 140 zeichen’ ist, wasauchimmer das wieder sein mag, mitunter ist es jedenfalls auch ein infoökonomischer durchlauferhitzer für alles, was eine URL hat, weil man die ja (gerne auch annotiert) twittern kann, ein sozialer sechster sinn und vieles mehr.

es bleibt natürlich die frage zu beantworten, wie und warum sie – entgegen allen empirischen offensichtlichkeiten und trotz von anderen kulturkreisen durchgekauten diskursserien, an denen man sich orientieren könnte – in der folge doch erstaunlich undifferenziert und lernunfähig geblieben sind bzw. bleiben konnten. es ist ja nicht so, dass man die wichtigsten aussagen nicht einfach nachlesen könnte. es reicht ja schon kelly und techdirt und vl. noch shirky zu lesen und man hat zumindest pareto-mässig das wichtigste auf dem radar.

eine mögliche und durchaus wahrscheinliche antwort findet sich in einem der lieblingsthemen der zeitungen: der filter bubble. übersehen haben sie bei ihrem abfeiern der bubble jedoch, in welchem noch viel grösserem umfang das auf sie selbst zutrifft. journalisten lesen – zumindest wenn es um das thema web geht, in anderen feldern schaut das hoffentlich anders aus – tatsächlich nur andere journalisten, und dann vl. noch einige wenige andere mögliche quellen, wenn sie sich auf die irgendwie als ‘experten’ beziehen können. aufwandstechnisch ist das sinnvoll: man erspart sich das denken oder ausprobieren (ausprobieren ist überhaupt eine sehr unterschätzte technik, dabei ginge das besonders im web oft recht einfach; nachdenken eigentlich auch), die verifikation der aussagen wird einfach zum experten oder eben anderen journalisten ausgelagert, passt! das problem dabei: man schottet sich von sämtlichen inputs von aussen ab und alle lesen, schreiben und glauben das gleiche und das wie gesagt auf niedrigstem niveau. (man sieht das ja auch am nennen der quellen. wenn überhaupt jemals auf die idee eines blogs zurückgegriffen oder ein thema aus der blogosphäre aufgegriffen wird, dann wird das entweder überhaupt verschwiegen, oder es wird ein ominöser, vl. bekannter ‘blogger’ ansonsten nicht weiter benannt und üblicherweise ohne link referiert. ausgeborgte fotos oder videos werden mit quelle: flickr oder quelle: youtube aber nie namentlich attribuiert geschweige denn konkret verlinkt, usw.)

auch hier versteht man zumindest das motiv: ihre macht besteht in der entscheidung etwas zu benennen oder zu verschweigen, und sie sichern sich selbst primär dadurch ab, eben alles andere zu verschweigen und nicht in die welt zu schreiben (und dadurch gar als wesen auf gleicher augenhöhe zu betrachten). was sie dabei aber übersehen, ist, dass sie sich selbst dadurch über die hintertür ein viel grösseres problem einhandeln, weil sie auch das gute nicht hineinlassen und also nur in ihrem eigenen sud dahinkochen (leider sind sie kein gulasch). das geht in deutschland, weil sie keinen grossen wettbewerbsnachteil haben, weil die anderen auch nichts anderes machen, aber im internationalen vergleich verlieren sie natürlich zunehmend den anschluss – was übrigens auch für den wirtschaftsstandort deutschland ein problem wird, zumal sich die deutschen politiker ausschliesslich an den deutschen medien orientieren und überhaupt nicht ahnen, wie sehr deutschland in sachen internet schon hinterherhinkt und wie lächerlich sich deutschland mit themen wie leistungsschutzrecht, gema, verpixelung, etc. international macht und wie sehr das dem über jahrzehnte durchaus zurecht aufgebauten image als innovativ, fortschrittlich und technologiefreundlich schadet. der schaden ist, nur so dahingesagt, wohl dutzende oder auch hunderte male grösser, als alles, was ein etwaiges lsr jemals von google abzwicken können wird, weil ich mir auch als eric schmidt oder marc zuckerberg oder beliebiger anderer ceo eines techunternehmens denken würde, was sind denn das für hinterwäldler, usw., aber das ist wirklich ein anderes thema.

bleibt die frage, ja gut, gähn, aber warum jetzt diese plattitüde und/oder tirade? eigentlich nur deshalb, weil es doch ein schönes beispiel für den wert einer erbsenzählerisch/analen kritik an (aber eben auch ein plädoyer für die entwicklung von) begrifflichkeiten ist, die uns dann doch mit dem web gesteigert entweder zum nutzen kommen oder eben auch in den arsch beissen werden, weil sich dort fast alles auf der ebene des symbolisch vermittelten imaginären abspielt – die begriffe wirken sich dann auch ganz real aus. und weil es eben auch ein schönes beispiel für eine art ethik der begriffe ist, die die richtung der feedbackloops quasi eingebaut hat, nur ist das noch nicht bei allen angekommen. und weil es aber auch bedeutet, dass man sich nicht nur die ‘bösen’ sondern auch die ‘guten’ begriffe etwas genauer anschaut und dekonstruiert, weil uns gut gemeinte aber ungenaue ‘gute’ begriffe (offenheit, …) ebenso wenig weiterbringen.

1 es gibt bei dingen natürlich immer: (1) einen grundsätzlichen allgemeinen möglichkeitsraum, den tautologischen raum aller möglichen möglichkeiten, (2) als subset davon das zu einem gegebenem zeitpunkt realiserbare latente potential, (3) als subset davon die zu einem gegebenem zeitpunkt konkret stattfindenden und also empirisch wahrnehmbaren realisierungen dieses potantials; nicht alles was möglich wäre wird realisiert, und (4) die geschichte und geschichtliche ausdifferenzierung dieser verläufe aka das dispositiv, das wiederum auf (2) und (3) einwirkt. ich verkürze das hier auf (3).

(abt. supermarket studies)

20.01.2013 # https://hackr.de/2013/01/20/leftovers-2012-hillbilly-edition

Die Zeitgenossen der Gesellschaft Pt. 6: Der Überwinder

Die Überwinder ist ein in letzter Zeit häufig gesehener Zeitgenosse, der sich dadurch auszeichnet, dass er sich selbst als Vertreter (oder auch nur ungewollter aber jedenfalls Teil) einer neuen, digitalen Formation sieht, die im Begriff ist, eine alte, analoge Formation abzulösen. Der Ablösungsprozess selbst wird dabei als mitunter durchaus kämpferisches Handeln für die revolutionäre Sache innerhalb einer allerdings natürlich gesehenen Evolution von etwas Einfacherem zu etwas Besserem gesehen, wobei sich die alte Formation aber durchaus auch wehrt, also zu überwinden gilt.

Die dabei produzierten Aussagen sind dabei oft gar nicht falsch, das Problem seh ich eher darin, dass sich die Position für den eigenen Blick von Anfang an in einem weniger fruchtbaren Gegensatz verfängt, was in der Folge dazu führt, von Anfang an weniger fruchtbare Unterscheidungen aufgedrängt zu bekommen, die man dann kaum mehr los wird. Oft sind das eben genau die alten, eigentlich zu überwindenden Differenzen, die sich dadurch quasi in den Blick selbst hineinretten.

(das spektrum der überwinder reicht natürlich von der liebenswerten dumpfbacke bis zum zynisch-pragmatischen vollprofi, der genau weiss, dass er sich damit (und eig. nur damit) am effizientesten sein massenmediales scheinwerferlicht abholen kann)

((ein subtypus ist übrigens der selbstüberwinder, ein überwinder, der aber zumindest ein bisschen mit sich ringt und irgendwie kurz davor steht das überwinden selbst zu überwinden. ein interessantes beispiel dafür ist der auf g+ dokumentierte schreibprozess vom bildungsbuch von yuri m lotman. kein expose – etwa heute – kommt ohne die tropen ‘früher wars mal so (langsam, zeitlich begrenzt, bürokratisch, verkrustet, …), aber jetzt geht das nicht mehr, jetzt läuft das so (schnell, lebenslang, graswurzelig, verflüssigt, …)’ aus, aber man spürt gleichzeitig auch das unbehagen mit sich selbst und gwm. ein dahinter der begriffe))

(abt. supermarket studies)

09.11.2012 # https://hackr.de/2012/11/09/die-zeitgenossen-der-gesellschaft-pt-6-der-ueberwinder

Lost Tweets 38

(was ich immer sinnloser empfinde, ist diese unterscheidung analog/digital; vl. noch für vertriebler und marketingler interessant, semiotisch aber völlig irrelevant)

08.11.2012 # https://hackr.de/2012/11/08/lost-tweets-38

Die Zeitgenossen der Gesellschaft Pt. 4: Der immer leicht Danebene

Der immer leicht Danebene ist ein eher seltener Zeitgenosse, der sich dadurch auszeichnet, dass er mit seinen Aussagen, seinem Verständnis und seinen Schlussfolgerungen immer leicht daneben liegt. Wenn man so will sieht und denkt er nicht unscharf, hat also keine falsche Brille auf der Nase, aber einen leicht verzogenen Diopter.

(für mich ist das paradigmatische beispiel für den immer leicht danebenen alexander kluge’s stimme aus dem off bei den dctp sendungen; er ist eine quelle für – oder eig. ein strom an – assoziationen, verknüpfungen, ableitungen und verdichtungen, aber je ‘rigoroser’ sein jeweiliges gegenüber denkt, desto mehr muss es sich lustigerweise winden, den gedankengang wieder einzufangen, bevor die schlussfolgerungen dann wieder losgaloppieren)

(für systemische ausdifferenzierungen ist der immer leicht danebene wichtig, weil er anschlusskommunikation ermöglicht/erfordert und weil er verbindungen herstellt, die es eigentlich nicht geben dürfte)

(abt. supermarket studies)

16.10.2012 # https://hackr.de/2012/10/16/die-zeitgenossen-der-gesellschaft-pt-4-der-immer-leicht-danebene

Nützliche Unterscheidungen pt. 5 (The Inception Edition)

Eine weitere besonders nützliche Unterscheidung ist ganz sicherlich die Unterscheidung: auf welcher Ebene befinde ich mich mit meinen Unterscheidungen (meta!) und Beschreibungen und was bedeuten die diagnostizierten Effekte und Gesetze eigentlich eine Ebene darüber oder darunter?

(systemtheoretisch stellt sich diese frage natürlich nicht, weil in den systembeschreibungen davon ausgegangen werden kann, dass die jeweiligen systeme ihre selektionsroutinen usw. selbst generieren, da ist es wenn als strategische kalkulation der möglichen umweltreaktionen relevant, das für sich durchzuspielen; die vorgeschlagenen unterscheidung meint eher die groben vertikalen schichten; und da vermute ich, dass von vielen auf der einen ebene stattfindenden prozessen, beschleunigungen und potentialitäten oft – sicher nicht immer, es gibt natürlich eine ganze palette der möglichen interpenetrationen und nichtlineare relationen wie tipping points – auf der anderen eigentlich wenig übrigbleibt, zb weil die betrachtete ebene das phänomen ganz gut einkapselt; sprich: manche dinge wirken zwar unglaublich interessant, sind aber schon eine ebene höher völlig irrelevant)

(abt: draw the distinction!)

09.10.2012 # https://hackr.de/2012/10/09/nuetzliche-unterscheidungen-pt-5-the-inception-edition

Lost Tweets 15

(manchmal komme ich mir vor wie in einer simulation, in der gerade ein irre blöder algorithmus durchgespielt wird)

26.09.2012 # https://hackr.de/2012/09/26/lost-tweets-15

Swan Farming

Paul Graham’s September Sermon geht um schwarze Schwäne und gute schlechte Ideen.

Seine Theorie der guten schlechten Idee orientiert sich dabei an Peter Thiel und geht etwa so:

der sweet spot für Startups sind Ideen, die wie schlechte Ideen klingen (sonst wären sie schon gemacht1) aber gute Ideen sind (sonst wär es witzlos sie zu machen) und nur die Gründer erfolgreicher Startups erkennen das.

Facebook zb. klang für ihn wie eine wirklich blöde Idee – eine Seite auf der Studenten abhängen könnnen, wtf – aber Zuckerberg hat das durchschaut und jetzt sehen wir ja wie nützlich so eine Weitsicht sein kann.

Die falsche Grundannahme – wir kennen das Thema langsam – ist natürlich zu glauben, dass Ideen schon mit einer ihnen eigenen inhärenten Qualität geboren / formuliert werden. Die Qualität / der Wert einer Idee ist ihr aber nicht eingebaut, also kein latentes Potential, sondern ein Virtual für alle möglichen Zukünfte, das nur retrospektiv in seiner Realisierung beschrieben werden kann.

(etwas schwammige analogie: aus jedem spermium oder eizelle könnte der nächste zizek werden und aus einigen wird auch zumindest was respektables, aber man sieht es halt nicht unter dem mikroskop)

((wenn man will ist graham also ein naiv/romantischer modernist, während die samwers schon viel weiter sind und eher als zynische postmodernisten beschrieben werden können; auch bzgl. der phantasie sind die samwers weiter als graham: paul träumt eher davon, dass sich investments vermillionenfachen und sich die startups in ein schlaraffenland verwandeln; die samwers suchen eher die intensitäten an den oberflächen))

1 man fühlt sich auch an den witz erinnert, bei dem ein ökonom auf der strasse 20 dollar sieht, sie aber nicht aufhebt, weil sie schon ein anderer aufgehoben hätte, wenn es echte 20 dollar wären

11.09.2012 # https://hackr.de/2012/09/11/swan-farming

Text and Nothingness


(nts: mich öfter selbst zitieren)

sorry, eindeutig zu viele quizzes lately. also nur noch schnell meine antwort für quiz pt. 67 die natürlich mit dem gleichen grundgedanken spielt, wie social and nothingness, die antwort auf quiz pt. 64, nämlich dass sascha schon wieder (genauer gesagt auch schon davor) den falschen prozess (bloggen erleichtern) für das falsche problem (texte aus den klauen der plattformen emanzipieren) fordert. ich ersetze mal in social and nothingness sozial mit diskurs:

“die falsche grundannahme (nicht nur von lobo, auch von allen anderen ohnehin reflexartig geforderten ‘befreiungen’ von auf ‘geschlossenen’ plattformen geführten texten, aussagen und diskursen) ist, dass es ein abstraktes mitgeteiltes gibt, das eine öffentlichkeit sucht.

es gibt aber keinen ungebunden diskurs, der an keine konkrete formation gebunden ist. diskurs ist im web immer an eine konkrete formation (und deren je spezifische produktions-, rezeptions- und resonanzbedingungen) gebunden. vielleicht nachvollziehbarer: es gibt auch kein abstraktes bedürfnis sich mitzuteilen, für das man nur einen container sucht, und falls es der eine nicht tut, dann verwendet man halt den anderen. jede erfolgreiche plattform erzeugt ihre diskurse aus dem nichts. (das ist die saure lektion, die blogger noch verstehen müssen.) und es gibt auch keinen abstrakten text, den man halt bei gelegenheit aus facebook oder twitter oder g+ ausräuchern und an einem offenen blog in freiheit reterritorialisieren könnte.

der diskurs ist nicht die ursache für, sondern der effekt von plattformen (und wieder: deren je spezifische produktions-, rezeptions- und resonanzbedingungen). und das verhältnis ist nicht struktur-funktional, sondern – wenn man will – quantenphysikalisch.”

(passt zwar nicht ganz, aber gar nicht so schlecht. wer sich betätigen will: siehe Lazy Blog Ep. 3)

23.08.2012 # https://hackr.de/2012/08/23/text-and-nothingness

Quiz Pt. 65 Solution

da anscheinend nix mehr kommt: meine antwort für quiz 65 ist:

weil wir die zukunft nicht kennen und wir deshalb damit die soziale zukunft ausdünnen und austrocknen würden.

(für soziale netzwerke zu bezahlen und diese dadurch von anderen monetarisierungsnotwendigkeiten zu befreien, könnte dann funktionieren, wenn wir (1) in der gegenwart aus der zukunft zurückblickend wissen könnten, welche plattformen wir in der zeit zwischen der gegenwart und der zukunft benützen werden, und wir (2) auch wissen, dass alle anderen die gleiche zeitmaschine haben und das also auch für sich wissen, und wir (3) davon ausgehen können, dass sie sich dann auch wie wir denken: ja ok, $x im jahr ist mir das wert, das bezahl ich doch gerne.

aber dieses wissen haben wir natürlich nicht. ‘das soziale’ ist ein bienenstock und niemand KANN im voraus wissen, wie und wo er sich manifestiert. die ausdifferenzierung der sozialen plattformen erfolgt organisch, jeder betreibt andauernd trial und error, probiert die plattform aus, ‘interpenetriert’ sich mit dem jeweiligen system, verwirft den grössten teil, lässt sich auf wenigen nieder. dabei entstehen natürlich stabilere temporäre strukturen und krusten wie facebook oder twitter, aber es gibt immer und jederzeit auch die möglichkeit zu brüchen und paradigmenwechseln, etctrara. aber um das geht es hier nicht, der für die frage relevante gedanke daraus ist:

dass geld, und zwar schon der kleinste symbolische obolus, die ‘freie’ ausdifferenzierung des sozialen verstopft, weil man auch als wohlgenährter mittelschichtler mit kreditkarte (und auch das ist eine durchaus zu problematisierende voraussetzung und aber auch das ist ein anderes thema) sich gerne bei einer, wenn es sein muss sicher auch bei zwei oder drei kostenpflichtigen plattformen anmeldet, aber sicher nicht bei zehn oder zwanzig oder allen 20.000, die es gibt. 15 euro im monat für sozial, na gut, wäre denkbar. 100 dann wohl nur ungern und 100.000 im monat ganz sicher nicht. der gesamte möglichkeitsraum wird künstlich verknappt, aus der losen koppelung ‘wohin es uns trägt’ wird die enge koppelung ‘wofür wir bezahlt haben’.

und da gehen die probleme dann aber erst los. wie gesagt: wir wissen nicht, für was wir uns in einem jahr entscheiden würden. bei einem kostenpflichtigen dienst legen wir uns aber quasi jetzt schon darauf fest. und es gibt ganz pragmatische probleme wie die frage: was passiert mit meinen daten, wenn ich in zwei jahren nicht mehr zahle, weil ich zu einer anderen plattform wechseln möchte? (es könnte eine garantie der konservation geben, aber alle beispiele, dich ich kenne, löschen das einfach aus dem system und man steht schlechter da als bei jeder kostenlosen plattform). und für welche plattform entscheidet man sich, wenn die einen freunde auf der einen und die anderen auf der anderen und die kollegen auf der dritten sind? individuell werden also die möglichkeitsräume eingeschränkt und die auswahl wird künstlich limitiert. die plattformen selbst werden sozial eingeschränkt und also ökosystemisch uninteressant, was mitunter den effekt hat, dass die katalysierende kritische masse überhaupt nicht mehr erreicht werden kann. usw. man kann das noch lange weiter spinnen, es ist einfach eine wirklich nette aber blöde idee.)

21.08.2012 # https://hackr.de/2012/08/21/quiz-pt-65-solution

Message from the Desert of the Real

passenderweise stellt auch Twitter die neuen Regelungen für die Twitter API vor.

Unterm Strich machen sie eines: sie transformieren sich von der Larve 140 Char in ihre Endform den Tweet, für dessen angemessene Darstellungen nicht mehr Empfehlungen sondern verpflichtende Richtlinien gelten. Systemtheoretisch verabschieden sie sich von den unendlichen Möglichkeiten einer losen Koppelung, bei der es Systemen völlig frei steht, wie sie Twitter interpretieren (alles was mit 140 char möglich ist, was natürlich den gesamten empfehlungsraum an links, aber auch alle formen der selbstorganisation via konventionen, adhoc standards, whatever, und alle formen der reinterpretation beinhaltet), hin zu einem von Twitter kontrollierten Subset der Möglichkeiten mit vorgeschriebener Koppelung, bei der Systeme jederzeit auch ausgeschlossen werden können.

17.08.2012 # https://hackr.de/2012/08/17/message-from-the-desert-of-the-real

Appheimer

Der zweite Megatrend 2012 sind ganz eindeutig diese überall aus dem Boden schiessenden Boutique-Networks.

(als boutique-netzwerk bezeichne ich all jene webapps und ggf. plattformen, die ihr primäres momentum aus der vernetzung einer kleinen gruppe von gründern/bloggern/angels im valley und in sf beziehen oder den zugang dazu überhaupt auf diese beschränken. das erste mal ist mir das als genre bei quora aufgefallen, dort hat es ja einige zeit fast zum guten ton gehört, als founder auf fragen zum eigenen startup zeitnah und ausführlichst zu antworten. beispiele der jüngeren zeit sind branch (exklusives diskutieren) oder svbtle (exlusives bloggen) usw.)

auf svbtle hat übrigens passenderweise gerade der jüngste Ableger seinen Ausgang genommen: App.net, ein kostenpflichtiges ($50/y für benutzer, $100/y für entwickler) und dafür werbefreies Twitter, das verspricht immer die Interessen der Benutzer zu wahren, was auch immer das bedeutet. Vom Auslöser – dem Rant gegen Facebook und der Anküdigung eines neuen Zeitalters – bis zur abgeschlossenen Finanzierung auf Kickstarter hat es nicht mal 2 Wochen gedauert.

(nur am rande: grundsätzlich finde ich überhaupt nichts schlimmes daran, wenn leute ihr netzwerk mobilisieren, was sollen sie denn sonst machen. aber in dieser konstellation ist auch ein dysfunktionales element enthalten: die keimenden plattformen entwickeln sich nicht ‘organisch’ sondern bekommen von anfang an ein uneigenheitliches weil reziprozitätsbedingt eigeninteressegetriebenes momentum. das muss nicht in die irre führen, aber es kann. dennoch wird die beobachtung von app.net sehr spannend, weil es auf mehreren ebenen ein fast pures symptom der derzeitigen verhältnisse ist. vom timing: der bruch mit twitter und facebook (wtf, was ist mit dem rest von uns?), vom barometer: wie viele leute lassen sich mobilisieren, etc.)

(siehe Googleheimer)

13.08.2012 # https://hackr.de/2012/08/13/appheimer

Lazy Blog Ep. 2

(blogpost über DAS fundamentale dilemma im derzeitigen web: den umstand, dass es einfach nichts kostet, im oder dem web gegenüber ein totaler jackass zu sein. bonuspoints für eine topologie der zonen und des impacts (etwa spammer, die eigentlich nur lästige fliegen sind, oder lobbyisten, die vorsätzlich jede beschneidung von freiheiten und möglichkeitsräumen in kauf nehmen, um etwaige pfründe zu verteidigen oder überhaupt nur aus prinzip). sternchen für eine spieltheoretische begründung, warum das so und nicht anders funktioniert (was man ja vermuten könnte; nicht, weil man das nicht auch aus der welt her kennt; sondern weil eben im web andere formen der ausdifferenzierung möglich wären, zumal ja auf individueller ebene der bullshit der jackasses fast jeder ebene von fast allen als solcher erkannt wird; wobei das fast die zizeksche definition von ideologie aus dem lehrbuch ist, ideologie also nicht als etwas, woran alle warumauchimmer glauben, sondern ideologie als das, was funktioniert, obwohl niemand mehr (bzw. nur noch das huhn) daran glaubt, usw. anyway.)

02.07.2012 # https://hackr.de/2012/07/02/lazy-blog-ep-2

Google Plus Eins

google plus

Heute vor einem Jahr hat Google Google+ vorgestellt: Real-life sharing, rethought for the web . Und seit gestern veranstaltet Google den alljährlichen Sanity-Check Google I/O (für einen Überblick der Keynote siehe Google I/O Tag eins), dort wurde mit den Google+ Events, dem Party Mode und der Version für Tablets das vorläufige Zwischenergebnis markiert; eine adhoc Diagnose von G+:

  • sie scheinen die fixe Idee, Facebook Konkurrenz machen zu wollen, zumindest vorläufig aufgegeben zu haben. Für Google+ ist das gut, weil sie einen Kardinalfehler nicht mehr in die Grundannahmen von G+ hineinbauen: den Glauben, es gäbe Social und den Wunsch zu Sharen als abstraktes Bedürfnis. Ich glaub zwar nicht, dass sie das wirklich verstanden und deshalb reagiert haben, aber man kann mit einem Blödsinn ja auch aufhören, ohne zu wissen warum das ein Blödsinn war.
  • für G+ bedeutet das, dass es das erste Mal eine konkrete Richtung bekommt und Google tatsächlich mit Elementen spielt, die sie haben, und auf eine Weise spielt, die sie auch können. (sie kommen zwar aus mind. drei richtungen: hangouts aka facetime; tabletview aka socialized flipboard bzw. google currents; events aka facebook, aber die stören sich nicht gegenseitig)
  • es bedeutet auch, dass die Werbebotschaft plötzlich besser passt. Die war davor irgendwie völlig schizoid, weil sie geglaubt haben, dass man mit dem Stil von Apple auch ‘Soziale Systeme’ verkaufen könne. Nur verkauft Apple natürlich das genaue Gegenteil von dem, was sie bewerben; die regressive Phantasie eines phantastischen Lebens mit liebender Jungfamilie und lachenden Freunden ist gwm. die imaginäre Ergänzung zum ‘masturbatorischen’ Gadget. Mit einem iPhone oder iPad kann man diese Imagination dann auch aufrechterhalten; auf G+ findet man sich schnell in der Wüste des Realen wieder.
  • von einer API bis dato kein Wort, wobei es für handerlesene Partner wohl eine gibt. Mich würde es zwar wundern, wenn sie nicht heute oder morgen eine vorstellen würden, aber ich verstehe Google irgendwie sogar, wenn sie es nicht tun. Ich weiss, Ökosystem und so, aber Google muss hier andere Phasen durchmachen, als ein neues Startup.
  • neben den endlich einmal genannten sinnvollen Zahlen – ca. 50 mio daily active users – kann ich bestätigen, dass sich der Google+ Button und/oder eine Google+ Page zumindest unter den Startups doch als Standard etabliert hat. Eigentlich gibt es nur noch drei Buttons im Web: Twitter (auf 90+% aller Seiten), Facebook (auf 80+% aller Seiten) und eben G+ (auf 60-70% aller Seiten, zumindest der neueren). Pinterest, Tumblr, Linkedin, etc. sieht man dann noch sporadisch, alle anderen sind fast schon Fundstücke. (nur am rande aber erfreulich: fast jedes, also wirklich fast jedes startup hat auch noch ein eigenes blog, und auch da geht der trend fast weg vom tumblr oder posterous)

Unterm Strich ist Google+ also auf einem guten Weg.

28.06.2012 # https://hackr.de/2012/06/28/google-plus-eins

Lazy Blog Ep. 1

(blogpost über DAS fundamentale dilemma im derzeitigen web: den umstand, dass ‘news’ bzw. die verkündung einer neuigkeit der einzige dominante synchronisierungsmechanismus zwischen den verschiedenen gleichzeitigen ungleichzeitigkeiten der ‘benutzer’ verblieben ist. dass das dann nicht wirklich überraschend ist, zumal massenmediale ‘news’ ja auch im pre-web milieu gwm. den gesellschaftlichen pulsschlag vorgegeben haben (sei es jetzt tagesschau oder bild oder spiegel oder whatever), nur dass die kosten für die verpassten gelegenheiten alternativer mechanismen im web um mannigfaltigkeiten grösser sind, weil sich die ausdifferenzierung des gesamtsystems so auf einem deutlich verkümmerteren niveau einpendelt, als es schon einmal war usw. bonuspoints für eine ethnographie der der zurückentwicklung, die dokumentiert, welche elemente in jeder iteration abfallen und zurückgelassen werden)

25.06.2012 # https://hackr.de/2012/06/25/lazy-blog-ep-1

Object Socials Revisited

Heute vor zwei Jahren: Social Objects vs. Object Socials

(mit dem übergang von social objects zu object socials – also von objekt-vermittelter intersubjektivität zur subjekt-vermittelten interobjektivität – war ich doch erstaunlich nahe dran, nur war es eher noch aus einer perspektive des humanismus verfasst; die formel stimmt zwar, aber man müsste sie rekursiv ergänzen, sprich den wechsel der perspektive wieder in den jeweiligen perspektivenwechsel einführen; der subjekt-anteil der subjekt-vermittelten interobjektivität ist also selbst nichts anderes als das ergebnis der objekt-vermittelter intersubjektivität usw. und dann landen wir in der effektivsten timeline halt beim kurzschluss, den ich witzigerweise ein paar tage davor eh schon gesehen hab usw.)

30.04.2012 # https://hackr.de/2012/04/30/object-socials-revisited

On Stranger Tides

(wenns nicht so lustig wär, wärs eigentlich traurig, aber mit dem erfolg der piraten im saarland hat sich nun endgültig eine situation etabliert, bei der sich einige gesellschaftliche paradoxien entladen wollen, an denen davor noch unbekümmert vorbeigeschaut werden konnte, die als lästiger kinderkram abgetan werden konnten, usw. wohin nur mit der plötzlichen kognitiven dissonanz, die ja nach dem aha-erlebnis ja auch retrospektiv gedeutet werden muss? und hier erleben wir derzeit wohl eine art theater, das es nicht so oft gibt: man kann einem kollektiv (besonders natürlich leuten aus politik und medien, aber nur deshalb, weil die halt einerseits bedrohte investments und andererseits exposition haben) förmlich beim nichtverstehen zusehen. in dieser dichte (es muss ja sowohl eine quantitatives momentum als auch eine zeitliche synchronisation geben) gibt es das selten und vor allem: aus irgendeinem grund wird auch die lösung nicht gefunden, alle stehen gemeinsam auf dem schlauch)

((die lösung ist natürlich: reboote deinen blick. man muss wirklich nur hinschauen, ohne die mantras ‘dagegen’ im kopf zu haben und vor allem auch ohne den mantras ‘dafür’, weil die oft noch danebener sind und in die falle der dann doppelt falschen widerlegung locken. aber den notwendigen ersten schritt, die de-essentialisierung vom web als ding, von der internetgemeinde als gruppe, etc., der ist anscheindend schwer zu machen))

30.03.2012 # https://hackr.de/2012/03/30/on-stranger-tides