Papierkorb pt. 195
(endlich wieder papierkorb, eher in form eines sofort aufgelösten quiz: was kann man vom ‘desk of donald trump’ – seinem privaten twitter, das er nach der verbannung selbst betrieben und dann nach einem monat wegen völliger irrelevanz/unsichtbarkeit wieder beendet hat, siehe etwa die nyt – über das web, das soziale und die welt wie sie ist lernen?
die url donaldjtrump.com/desk/
läuft leider nur noch ins leere, aber auf der wayback machine ist das projekt noch teilweise dokumentiert, zb stand 2021-05-20 . im grunde hat trump einfach dort weitergemacht, wo er auf twitter und facebook aufgehört hat, nur hat er es alleine vor sich hingemacht. es hätte zwar die möglichkeit gegeben, das dann auch zu resozialisieren i.e. auf twitter oder facebook zu sharen oder zu liken, aber das interaktionsniveau ging offensichtlich schnell gegen null. und das, obwohl er vom stil und vibe her nix anderes gemacht hat.
sein output wirkte aber nicht nur irgendwie deplatziert und verloren, sondern ohne die einbettung unmittelbare resonanzstrukturen von cheers und critics eher wie eine semantische ruine, die ihre vorgeschichtlichkeit schon in echtzeit erzeugt. die einträge schauen zwar wie tweets aus, wirken aber wie unheimliche, kraftlose doppelgänger. aber ohne ihrer wirkkraft wird gww. erst sichtbar, was für ein sinnloses, touretteskes gebabbel sein output ist und immer schon war.
die unschätzbare leistung von trump ist, damit das paradigmatische beispiel für nothingness zu liefern, siehe etwa text und nothingness
“die falsche grundannahme (nicht nur von lobo, auch von allen anderen ohnehin reflexartig geforderten ‘befreiungen’ von auf ‘geschlossenen’ plattformen geführten texten, aussagen und diskursen) ist, dass es ein abstraktes mitgeteiltes gibt, das eine öffentlichkeit sucht.
es gibt aber keinen ungebunden diskurs, der an keine konkrete formation gebunden ist. diskurs ist im web immer an eine konkrete formation (und deren je spezifische produktions-, rezeptions- und resonanzbedingungen) gebunden. vielleicht nachvollziehbarer: es gibt auch kein abstraktes bedürfnis sich mitzuteilen, für das man nur einen container sucht, und falls es der eine nicht tut, dann verwendet man halt den anderen. jede erfolgreiche plattform erzeugt ihre diskurse aus dem nichts. (das ist die saure lektion, die blogger noch verstehen müssen.) und es gibt auch keinen abstrakten text, den man halt bei gelegenheit aus facebook oder twitter oder g+ ausräuchern und an einem offenen blog in freiheit reterritorialisieren könnte.
der diskurs ist nicht die ursache für, sondern der effekt von plattformen (und wieder: deren je spezifische produktions-, rezeptions- und resonanzbedingungen). und das verhältnis ist nicht struktur-funktional, sondern – wenn man will – quantenphysikalisch.”
(nts: mich öfter selbst zitieren)
kommentare
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