hackr.de

die romantische komödie


Media Studies

in dieser ‘Collection’ sammle ich Posts zu den Themen Medien und Journalismus.


The Strain

kl. nachtrag zu curate or die: die nyt hat vor kurzem ja von ihren kollegen viel bewunderndes kopfnicken geerntet, weil sie intern mal eine woche den zugang zur eigenen desktop-version gesperrt hat, damit alle ihre mobilen gerätschaften verwenden müssen und dadurch quasi gezwungen werden, sich in die mehrzahl der leser zu versetzen und die kommende ‘bedeutung’ von mobile zu verstehen.

ich glaube als experiment machen sie da etwas sehr richtiges, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass sie daraus die falschen schlüsse ziehen werden, weil sie bei ihren bestehenden grundsätzlichen annahmen bleiben werden. und die axiomatische annahme aller verlage ist, dass es einerseits eine grundstätzlich gegebene nachfrage nach journalistischen inhalten gibt und dass sie andererseits die gottgegebenen produzenten ebendieser journalistischen produkte sind.

diese im papierzeitalter quasi seine perfekte realisation gefunden habende natürliche ordnung erlebt aus diesem blickwinkel zuerst mit dem internet/web und dann mit mobile zwar eine krise der verkauf- und verwertbarkeit, aber die struktur der ordnung selbst wird nicht in frage gestellt. wer kein zeitungspapier mehr liest, der hat vor 10 jahren die zeitung als startseite im browser gehabt, mehr web braucht man nicht; und wer kein zeitungsportal mehr liest, der verwendet google um zeitungsartikel zu finden oder facebook, um sich von den freunden zeitungsartikel empfehlen zu lassen und darüber zu diskutieren; und wer nur noch ein handy hat, der verwendet es um sich in der strassenbahn oder im park mit zeitungsartikeln über die geschehnisse zu informieren.

das medium, wie die leserschaft das eigene angebot konsumiert, wandelt sich und die aktuellen trends (omg, mehr und mehr mobile) erkennt man im analyse-tool der wahl, aber die struktur und die aufgabe resp. position der beteiligten parteien bleibt konstant.

für die zeitungsmacher ist zu jedem zeitpunkt ganz klar, dass sie der fixpunkt sind, um den die welt sich dreht. und der typische deutsche verleger geht zusätzlich auch noch davon aus, dass ihnen google, facebook und twitter einfach alles zu verdanken haben, dass leute nur auf google gehen, um die verlagsinhalte zu finden, dass leute nur auf facebook und twitter gehen, um dort verlagsinhalte zu teilen, usw. (aus dieser sicht sind so dinge wie das leistungsschutzrecht oder die forderung nach 11% vom umsatz von google zumindest nicht mehr wirr oder wahnhaft, sondern einfach kontrafaktisch grundbegründet.)

die neuen umstände werden also immer nur als fragen der form und der distribution und der monetarisierbarkeit behandelt, was nicht gestellt wird, ist die frage nach dem eigenen sinn und den neuen umständen selbst. aber der eigene sinn ist vielleicht fragiler, als nicht nur von ihnen angenommen wird.

was wie eine evolution von ‘trends’ im konsum von nachrichten ausschaut – leute lesen sie zuerst auf papier, dann auf dem portal, dann auf facebook, dann auf dem handy – müsste nämlich eher als ganz grundsätzlich neuentwicklung des gesamten ‘dispositivs’ unter grundsätzlich neuen bedingungen bewertet werden, für das alles andere als klar ist, was dort funktionieren kann und wie das funktionieren wird. die welt versucht gwm. gerade herauszufinden, wie sie ausschauen würde, wenn es das web und mobile immer schon gegeben hätte.

man kann aber fast davon ausgehen, dass der ‘journalismus’ wir wir ihn kennen retrospektiv betrachtet eher wie ein historischer zufall ausschauen wird, als wie eine gegebenheit, die nur ein zeitgemäßes gefäß suchen muss. man braucht ja nur die perspektive auf die entwicklung zu wechseln: leute haben zeitungen nur solange gelesen, solange es nichts gab, was leichter und gleichzeit gut genug war (online portale); und leute haben die zeitungsportale nur solange als startseite benutzt, solange es nichts gab, was leichter und gleichzeitig gut genug war (facebook); und auf facebook nehmen die leute die nachrichten bestenfalls noch hin, ein bisschen informiert werden und synchronisation mit der welt ist ja nicht schlecht, aber sie sind doch nicht der grund, um auf facebook zu gehen, die leute interessieren sich für sich selbst und ihre bekannten und verwandten; anders gesagt: zeitungen konnte es nur deshalb geben, weil es damals noch kein facebook gab.

und die radikalste transformation deutet sich natürlich gerade mit dem übergang zu mobile an, weil damit zwar auf der einen seite ein universeller und permanenter zugang für alle gegeben sein wird, gleichzeitig aber ganz grundsätzliche begrenzungen der komplexität des ‘rezipierten’ etabliert werden, die aber natürlich immer noch gut genug sein werden.

die leute waren gwm. jahrzehntelang zu ihrem journalistischen ‘glück’ gezwungen, aber sie haben jede möglichkeit zu was einfacherem auch immer sofort genutzt, sobald sie sich ergeben hat. der journalismus in der uns bekannten form ist also eine reine historische kontingenz, die zwar gesellschaftlich wünschenswert ist, aber niemanden wirklich interessiert.

selbst beim am weltgeschehen interessierten bildungsbürger ist die disposition grundsätzlich anders, wenn er eine mobile gerätschaft verwendet. auch wenn es theoretisch natürlich möglich ist, auf dem iphone täglich ein potpourri an kritischen, gesellschaftspolitischen, analytischen longreads zu lesen, die form und die disposition verstärkt natürlich alles snackbare und unmittelbar intensive, also die snapchats und whatsapps, die vines und instagrams, die tweets mit animierten katzengifs.

(nur am rande: gerade deshalb ist es so absurd, dass die verlage mit aller gewalt gegen google kämpfen aber apple und facebook in den arsch kriechen, weil google gwm. der einzige kanal ist, über den sie intentional offene, weil eben genau nach dem thema suchende besucher bekommen. alles was sich über sharing aufschaukelt oder ausdifferenziert ist zwar viel ‘erfolgreicher’, muss aber auch mit einem gähnenden wegwischen nach 2 sekunden rechnen)

aber um zur ausgangsthese zurückzukommen: die frage ist natürlich, was die richtigen schlüsse auf das experiment der nyt sein könnten. und das wird ein harter knochen, weil das baumaterial nur der sinn sein kann.

19.06.2015 # https://hackr.de/2015/06/19/the-strain

Durchschnittlichkeit und Zufriedenheit

‘mögen deine wünsche in erfüllung gehen’ ist ja einer dieser chinesischen flüche, die sich früher oder später besonders hinterlistig bewahrheiten – und am umstand, dass es durch das vom web bedingten unbundling und microchunking zu einer strukturellen krise der durchschnittlichkeit, besonders zu einer krise des durchschnittlichen textes kam, ist vielleicht einer der hinterlistigsten bewahrheitungen.

wir erinnern uns: neben dem hypertext, also der möglichkeit zur vernetzbarkeit von texten, was der grundsätzlichen kern vom web ist, war die damit verbundene entkoppelung der textfragmente von ihrem kontext, die das freie flottieren und beliebige rekombinieren und reaggregieren von texten, informationen, gedanken und also ein genuin neues dispositiv ermöglicht, die zentrale metapher und wunschvorstellung für die zukunft von text.

was auf semiotischer ebene jedoch wie ein paradies klingt, hat nicht mit den psychologischen resp. infoökonomischen nebeneffekten gerechnet.

ganz allgemein gesagt sind menschen relativ unkomplizierte und leicht zufriedenzustellende lebewesen, die mit durchschnittlichkeit gut leben können, solange das gesamtpaket stimmt. ein, zwei goodies reichen aus, um der gesamten restlichen durchschnittlichkeit zumindest den notwendigen hauch von wertigkeit zu verleihen.

(durchschnittliches als angenehm empfinden zu können ist übrigens alles andere als ungeschickt, weil es nicht nur naturgemäß viel mehr durchschnittliches als besonderes gibt und man sich also über viel mehr im leben freuen kann, sondern weil das durchschnittliche in den allermeisten fällen auch völlig ausreicht. dieser von der werbung erzeugte wahn immer nur das allerbeste zu wollen ist aber ein völlig anderes thema).

bündel und pakete sind jedenfalls notwendige formen, uns viele durchschnittliche einzeldinge als angenehm wahrnehmen zu lassen und uns zufrieden zu stellen. bricht man die bündel jedoch auf, liegen die dinge plötzlich isoliert vor uns und müssen also einzeln beurteilt, bewertet und empfunden werden. das hat natürlich gegenüber dem bündel einen riesigen vorteil – man kann sich die rosinen aus dem kuchen picken (wenn man rosinen mag, ansonsten kann man sich den kuchen aus den rosinen picken), es hat aber auch eine ganze reihe an nachteilen. die notwendigkeit plötzlich alles einzeln beurteilen, bewerten und empfinden zu müssen ist nicht nur aufwendig und belastend, die davor geniessbare durchschnittlichkeit verliert entbündelt sogar ganz grundsätzlich den zugang zu diesem naiven genuss und muss sich plötzlich die frage gefallen lassen, warum man nun gerade es und nicht etwas anderes lesen soll, usw.

die zwei paradigmatischen formate, die mit dem internet entbündelt und in die einzelnen bestandteile zerlegt wurden, sind natürlich zeitungen und LPs.

bei LPs sind die effekte jedem musikliebhaber bekannt: das snacken nur an den ‘besten’ songs eines albums ermöglicht zwar viel mehr streuung, discovery und durchschnittlich eine viel höhere einzelintensität der gehörten tracks, aber es geht auch der persönliche bezug verloren, den man etwa in den kleinen aha momenten entwickelt, wenn ein song, den man bis dato völlig ignoriert hat, plötzlich der lieblingssong eines albums wird usw. (natürlich funktioniert das nur bei alben, die wirklich als solche bestimmt sind und denen das auch gelungen ist, aber guten musikern gelingt das oft). das vermeiden der durchschnittlichkeit und die erhöhte intensität der einzelstücke macht gleichzeitig den hörer selbst unzufriedener, weil er fortan immer auf der suche nach etwas besserem sein muss. die sehnsucht nach dieser bindung an etwas vorgegebenes erkennt man ja am comeback von vinyl.

und bei zeitungen sind die effekte allen ausser den zeitungsmachern bekannt: ein davor wirklich großartiges papierbündel zerfällt zu einem losen haufen an artikeln, die fast alle durchschnittlich und nicht besser oder schlechter als die artikelhaufen aller anderen zeitungen sind und für den leser also eine einzige infoökonomische zumutung sind (für den übergang vom wertvollen bündel zum wertlosen haufen können die zeitungen nichts, ihre plötzliche wertlosigkeit war gwm. höhere gewalt; woran sie allerdings selbst schuld sind, ist, dass sie die situation und ihre position nicht verstehen, den kopf in den sand stecken und dort dann versuchen, ein liedchen zu pfeifen). die wirklich einmaligen artikel, die eine zeitung an einem tag erzeugt, die man also nicht gleichwertig überall sonst findet, dürften sich im einstelligen, bei wochenzeitungen vl. im zweistelligen bereich befinden und die muss man natürlich auch erstmal finden.

aber interessanter als die krise der texte der zeitungen ist der umstand, dass dieses verhältnis jede art an text betrifft und sich früher oder später also direkt in den text selbst einschreibt. es hat eine zeit lang gedauert, bis wir das bemerken können, weil sich natürlich auch die produktions- und rezeptionsbedingungen anpassen müssen, durch die verstärkung dank social media wird die logik jedoch langsam sichtbar:

damit durchschnittliche texte, die bisher ein perfekt feines dasein als füllstoff führen konnten, im haufen aller aufgelösten artikel aller einen funken wert behalten können, müssen sie jetzt auf irgendeine art auch isoliert und autonom funtionieren. und dafür gibts zwei primäre möglichkeiten: entweder sie stiften selbst ‘sinn’ für den leser, enthalten zumindest etwa eine nützliche information; oder sie erzeugen eine ‘erregung’, also das kompakte gefühl eines lols, oder wins, oder omgs, oder cutes, oder fails, oder wtfs.

und woran erkennt man, ob ein text ‘sinn’ oder ‘erregung’ erzeugt? genau, er wird geshared. wenn ein text im web von niemandem geshared wurde, wurde er dann überhaupt geschrieben? der verbliebene wert von durchschnittlichen texten im zustand der entbündeltheit zeigt sich also in der sharebarkeit.

das ding jetzt ist natürlich, dass sinn nicht nur viel schwerer zu produzieren ist, es erfordert auch viel mehr aufwand vom leser, ihn zu erkennen, und es ist auch viel riskanter ihn zu sharen. und dass erregungen andererseits nicht nur viel leichter erzeugt werden können als sinn, erregungen können auch viel schneller aufgeschnappt werden und erzeugen also auch viel eher anschlusskommunikation und selbstverstärkung in den sogenannten erregungswellen. ich habe oben die lols, wins, omgs, usw. als qualifizierer von erregungen nicht zufällig von buzzfeed zitiert – sie zeigen, wie präzise buzzfeed diese logik schon vor langem erkannt hat und deshalb nur noch genau diese art von texten produziert. buzzfeed ist eine maschine zur produktion und distribution der letzten durchschnittlichen texte, die noch verwertbar sind.

die zeitungen, zumindest die qualitätszeitungen, haben nun natürlich das problem, dass sie in ihrem selbstverständnis die produzenten vom sinn sind und die produzenten von erregungen gwm. verachten müssen und sie sich dadurch quasi auf diese eine position festlegen; gleichzeitig produzieren sie natürlich in realität deutlich mehr (unsharebaren und austauschbaren) fülltext als sonstwas, erzeugen also viel weniger leistung, als sie es in ihrer selbstwahrnehmung glauben; nur müssen sie auch ihren kollegen von buzzfeed dabei zuschauen, wie die ganz ungeniert eine wissenschaft der verpönten sharebaren erregungen entwickeln können und ihnen die PIs, die aufmerksamkeit und die werbegelder und fast den ganzen kuchen wegknabbern.

von dieser logik sind natürlich auch die blogs betroffen. auch die konnten in den ersten 10, 15 jahren gut mit durchschnittlichem fülltext leben, weil es mehrere kontexte gab, die den fülltext im ‘bündel’ rezipierbar machten. einerseits gab es (imaginierte) communities wie antville oder twoday, andererseits gab es feedreader wie den google reader oder netvibes, die die abos der feeds zu einer personalisierten superzeitung rekontextualisierten. im aufgelösten zustand haben blogs aber das gleiche problem wie die zeitungen: die durschnittlichen posts, wenn wir ehrlich sind also fast alles was wir produzieren, sind im haufen aller posts aller völlig wertlos. im grunde gibt’s dann nur 2 strategien: man produziert selbst shareables (socialismus), oder man erzeugt sich seinen eigenen kontext im eigenen gesamtwerk und tut so als wär das jetzt so (solipsismus). wem das eine zu blöd und das andere zu anstrengend ist, der hört dann halt auf zu bloggen und wechselt vielleicht zu einer plattform wie tumblr oder medium, wo man ein bisschen kontext von der plattform spendiert bekommt und gleichzeitig in die eine oder andere richtung ‘gelenkt’ wird (erregung bei tumblr, sinn bei medium).

(überhaupt ist es natürlich nicht so, dass der durchschnittliche text seine funktion für immer verloren hat. ich habe das nur nicht betont, weil ich sonst jeden punkt relativieren hätte müssen, und dann aber auch die relativerungen relativieren hätte müssen, weil sie auf tektonischer ebene trotzdem wieder egal wären, es hätte alles jedenfalls unnötig verkompliziert. aber die entbündelung hat nicht nur opfer, sondern erzeugt naturgemäß auch einen neuen möglichkeitsraum für tools, plattformen, communities (fast alle funktionierenden tun das letztendlich) etc. dafür, eigene, neue kontexte für text zu erzeugen, innerhalb derer dann auch die durchschnittlichen texte wieder einen platz bekommen können, ohne dass diese sich selbst beweisen müssen. wie fast immer kann man sich einfach anschauen, was funktionert.)

nur am rande beobachtet ist doch lustig, dass wir gerade mit der krise der durchschnittlichkeit den von den poststrukturalisten vor 50 jahren diagnostizierten verlust der autorschaft konkretisiert bekommen. nur, wie so oft, kommt es anders als damals gedacht: die neuen kleinformate transzendieren nicht nur den autor, sie schreiben sich wörtlich genommen tatsächlich selbst und brauchen die readaktionellen prozesse inklusive aller beteiligten menschen und software nur noch als organisatorische struktur. moderne redakteure tun ja im grunde nichts anderes als texten eine erste form zu geben und diese dann solange anzupassen, bis die roten lämpchen, die auf schlecht formulierte überschriften, hohe absprungraten nach dem ersten satz, falsche keywords, geringes sharementum, etc. hinweisen, nicht mehr rot blinken und der text also seine objektive form gefunden hat. paradoxerweise sind es deshalb ausgerechnet die roboterjournalisten, die den ethischen anspruch auf autorschaft am reinsten repräsentieren.

22.05.2015 # https://hackr.de/2015/05/22/durchschnittlichkeit-und-zufriedenheit

Favicon, Index and Symbol

Der zweite Megatrend 2015 sind ganz eindeutig diese schwarz-weiß gehaltenen Favicons von Publikationen – man kann ja fast schon sagen, dass jeder, der was von sich hält, ein schwarz-weißes Favicon verwendet.

faz – faz.net
nytimes – nytimes.com
nzz – nzz.ch
sz – sueddeutsche.de
tagesanzeiger – tagesanzeiger.ch
washingtonpost – washingtonpost.com

medium – medium.com
qz – qz.com
vice – vice.com
wired – wired.com

(lustig ist, dass das nicht nur die alteingesessenen zeitungen, sondern auch einige der ‘neueren’ medien als badge of honor and trust verwenden; und gnade uns das grosse squirrel, falls auch buzzfeed mal auf s/w umstellt)

04.05.2015 # https://hackr.de/2015/05/04/favicon-index-and-symbol

This Must Be the Place

kleines Update zu Stop Making Sense und True Stories – die den damals schon keimenden Zynismus von Springer bei der Vorbereitung vom Leistungsschutzrecht erahnten:

Das Ziel von Springer und Co ist aber nicht die Beute, sondern das Überprüfen des Überwachungssystems. Es geht ihnen nicht um ein Leistungsschutzrecht, es geht ihnen um die Überprüfung und Bewertung der aktuellen Fähigkeit des Systems ‘Netzgemeinde’ inkl. der Piratenpartei, mit einer solchen, sinnlosen Irritation umzugehen. Man muss Springer ein gewisses Maß an Chuzpe zugestehen: Gerade die völlige Idiotie des Leistungschutzrechts ist für dieses Experiment tatsächlich genial, weil in Abwesenheit von Sinn die Machtverhältnisse messbar werden. Grandios.

Stop Making Sense

wie schon bei stop making sense ist diese diese sinnlosigkeit des verlusts der glaubwürdigkeit nicht die frage, sondern die antwort. wer hat am wenigsten von einem verlust einer glaubwürdigkeit zu verlieren, weil er keine hat und ohnehin postglaubwürdig publiziert? genau, springer mit der bild. zu verlieren haben aber alle anderen, die faz und die süddeutsche und die zeit und wie sie alle heissen, die zumindest noch so tun als ob sie wollen. und wie bei stop making sense erweist sich springer auch in diesem szenario als fast schon unheimlich genialer stratege.

True Stories

(nts: mich öfter selbst zitieren)

Mit dem Anheuern vom Piraten Schmidtlepp als Sprecher für das Leistungsschutzrecht ist ihnen ein neuer strategischer Geniestreich gelungen. Mit dem minimalen Aufwand einer Planstelle zeigen sie nicht nur der Netzgemeinde und der Piratenpartei (und dem gesamten politischen Prozess, der aber so tun muss, als würde er es nicht sehen, weil ein sogenannter radikaler Gesinnungswandel grundsätzlich nicht thematisiert werden darf, wenn es übergeordnete Sachzwänge gibt, die ihn erfordern) die lange Nase. Sie saugen auch jede verbliebene Hoffnung auf kommunikativ aushandelbare sachliche Vernunft aus dem Diskurs. Über was soll man diskutieren, wenn der Andere ohnehin schon alle eigenen Argumente kennt und im Kern selbst auch vertritt, das ganze aber – da die pragmatisch/opportunistischen Rahmenbedingungen stimmen – jederzeit auch auf vertreterischer Ebene im exakten Gegenteil aufhebt? In der springer’schen Version der Dialektik zwischen These und Antithese entsteht eben keine Synthese, sondern eine sich über sich selbst aufregende Bündelung zu einem Hintergrundrauschen für arbiträre politische Forderungen, an deren Sinn und/oder Wirksamkeit im übrigen auch niemand, zumindest niemand von Springer, glaubt. Der spieltheoretische Sinn vom LSR war für Springer immer schon, die Netzgemeinde und die Politik und vor allem die anderen Verlage zu irritieren und mit sich selbst zu beschäftigen, um in der Zwischenzeit den eigenen Fortschritt im Digitalen auszubauen und sich dort die Pfründe zu sichern, solange sie noch billig sind und es die anderen noch nicht überrissen haben.

Neu ist natürlich, dass sie diesen/ihren Modus also auch offenlegen und dokumentieren. Und da habe ich kein gutes Gefühl für das warum (es gibt eine nicht uninteressante begründbarkeit auf der ebene einer spekulativen ethischen vernunft, man denke an das ende von blade runner usw., aber da will ich mich nicht verspekulieren, als holtrop’sches voranschreiten funktioniert es auch).

03.05.2015 # https://hackr.de/2015/05/03/this-must-be-the-place

Eine Unter

weil gerade links und rechts paywalls aus dem boden schießen:

was zeitungen, glaub ich, noch nicht verstanden haben aber verstehen sollten, ist, dass sich ihr wert für den benutzer als ‘bündel’ nicht nur verändert, sondern sogar umgekehrt hat. was als papier nützlich war, wurde im web ein störfaktor.

ihr wert im ‘analogen’ war, dass sie im monatlichen abo für $40 einen großteil des informationsbedürfnisses des lesers befriedigen konnten. leser mussten sich gwm. aus dem vorhandenen angebot aller zeitungen für eine zeitung entscheiden, und die ausdifferenzierung der zeitungen basierte darauf, für möglichst große oder zumindest gut definierte gruppen von lesern das attraktivste bündel zu schnüren.

das lesen einer und nur einer zeitung war deshalb sinnvoll, weil der wert einer 2. zeitung bei verdopplung der kosten nur wenig zusätzlichen nutzen brachte. gleichzeitig wurde dadurch die eigenleistung der gewählten zeitung überbewertet, weil ihr eben auch das angerechnet wurde, was die baseline ohnehin aller zeitungen ist (dpa-meldungen, fernsehprogramm, usw.).

ihr wert im ‘digitalen’ geht aber plötzlich gegen null, weil es keine distributionsbedingte notwendigkeit mehr gibt, sich auf eine zeitung zu beschränken. jeder artikel steht plötzlich neben allen anderen artikeln aller anderen nationalen und internationalen, grossen, kleinen und kleinsten publisher. im entbündelten stadium gibt es immer etwas besseres direkt daneben.

das lesen einer einzigen zeitung ist also nicht nur nicht mehr sinnvoll, es verursacht für den leser sogar ganz reale kosten, nämlich die verpassten gelegenheiten in gewissen ressorts oder zu bestimmten themen oder für bestimmte funktionen was viel besseres zu lesen oder zu benutzen. noch schlimmer wenn man dafür auch noch geld bezahlt, weil menschen dazu tendieren, ihr investment wieder hereinzubekommen und die zeitung dann auch dann lesen, wenn sie sogar wissen, dass es da was anderes viel g’scheiteres dazu gäbe.

aus dieser sicht täten zeitungen sehr gut daran, wenn sie ihre selbstwahrnehmung von der von den lesern verehrten prinzessin auf ‘eine unter’ umstellen würden, die prinzessin sind sie tatsächlich nur noch für sich selbst.

die gute nachricht ist, dass sie diese ‘eine unter’ für viel, viel mehr leute sein können, und dass sie es auf viele verschiedene weisen sein könnten, was gänzlich neue möglichkeiten eröffnen kann, wenn man sich nicht auf die ehemalige rolle als prinzessin kapriziert.

(minianmerkung zum pricing von paywalls: aus oben genannten gründen sind modelle für ‘full digital access’ für 25$ oder mehr völlig kontraproduktiv, selbst wenn sich einige finden, die es bezahlen. das werden primär ehemalige abonnenten der papierversion sein, die sich freiwillig selbst beschränken wollen oder die möglichkeiten noch nicht kennen oder können. der preis wird ansonsten aber allen anderen, auch den echten sympathisanten, schwer zu verkaufen sein, weil sich die frage aufdrängt, warum gerade für dieses und nicht für das oder für das dort oder für das dort drüben und überhaupt, die ja auch gute arbeit leisten. und für alle bezahlen geht halt auch nicht, das allokierte budget wird für bits kaum viel grösser sein als für papier. auf den selbstempfundenen wert und den hineingesteckte aufwand sollte man da nicht beharren, weil der grenznutzen aus lesersicht wie oben beschrieben eben fast null ist. techdirt’s cwf+rtb ist auch für zeitungen noch immer das einzige schlüssig klingende modell, wobei diese bei ihrem rtb vor allem auch auf eine ‘erzählung’ setzen müssen, wenn sie nur auf der ebene der inhalte bleiben wollen und ihre prozesse und produkte lieber nicht aufbohren)

26.03.2015 # https://hackr.de/2015/03/26/eine-unter

Listen Up

nur ein gedanke zum lsr: der entscheidende fehler, den die verlage beim durchdrücken des lsr gemacht haben, ist, dass sie nicht zugehört haben.

hätten sie zugehört, dann hätten sie eine relativ klare botschaft gehört: wir wollen das nicht.

für alle, die die botschaft wieder und wieder kommuniziert haben, war dieses nichthören ein ding der unvorstellbarkeit – deshalb auch die verwunderung und der schock über die beratungsresistenz. die falsche annahme dabei aber war, dass es sich für die verlage um kommunikatives handeln innerhalb der parameter gesellschaftlicher vernunft handelt. für die verlage ging es aber immer nur um die manipulation der von ihnen selektierten umweltbeziehungen unter dem regime der bis dato entwickelten funktionsmechanismen, besonders natürlich der symbiotischen ausdifferenzierung von macht zwischen medien und politik. und in der umwelt der verlage kommt das ‘soziale web’ (als summe der stimmen aller menschen auf sozialen medien) nicht oder bestenfalls als traffic generierender störfaktor vor.

das einzige für verlage umweltrelevante system war das rechtssystem, der einzige für verlage insofern zu bearbeitende umweltagent waren also politiker, flankiert wurde das ganze mit dem auf die gerechtigkeitstränendrüse drückenden mantra ‘es darf nicht sein, dass sich andere auf kosten der arbeit der einen ganz ungefragt bereichern’, das sie so oft wiederholt haben, bis sie es selbst geglaubt haben. (man braucht sich nur die art und den habitus der vertreter anschauen, die sie in die verhandlungen und diskussionsrunden geschickt haben.)

was sie dabei aber übersehen haben ist, wie sehr sich ihre eigenschaft als umwelt für andere systeme verändert hat, seit sie das letzte mal genauer hingeschaut haben. und wie sehr sich damit der wertvorschlag ihrer eigenen existenzbedingung verändert hat, der ausschliesslich darin besteht, von anderen systemen als wertvolle umwelt wahrgenommen zu werden. und welche möglichkeiten die von ihnen ausgeschlossene umwelten gefunden haben, jeweils füreinander umwelt zu sein, ohne die massenmedien als vermittler zu benötigen, und sich also zu koordinieren und die medien zunehmend als kontingent zu thematisieren. usw. wie sehr sich jedenfalls die umwelt verändert hat, ohne dass sie die notwendigkeit einer adaptiven eigenleistung auch nur in betracht ziehen.

unterm strich jedenfalls: hätten sie hingehört, hätten sie uns einiges, von dem was kommt, erspart. und hätten sie auch zugehört, hätten sie sich selbst einiges, von dem was für sie kommt, erspart.

03.03.2013 # https://hackr.de/2013/03/03/listen-up

True Stories

kl. nachtrag zu stop making sense : marcels das ist quatsch hat mich zum nachdenken gebracht, und es gibt vl. noch eine andere erklärung, die bei unterstellter rationalität der beteiligten möglich ist:

die zu beantwortende frage ist ja, warum sich politik und medien für vglw. wenig zu gewinnendes – wenn man die kosten für damit verpasste gelegenheiten mitrechnet sicherlich ein totalschaden – auf einen kampf einlassen, mit dem sie sich nicht nur unnötigerweise einen (wachsenden) gegner schaffen, sondern in dem sie dann tatsächlich leichtfertig eines der wichtigsten dinge überhaupt aufs spiel setzen: ihre glaubwürdigkeit und das in sie setzbare vertrauen.

(ich lasse hier den komplex politik aussen vor, nur soviel: dort ist es wohl eher business as usual, insgesamt ist noch nicht angekommen, dass sich die beobachtungsverhältnisse verändert haben. wir sehen ja, die piraten waren nur ein strohfeuer, carry on)

Ich bin gerade ernsthaft am Überlegen, mein FAZ Abo zu kündigen.

^ der immer eher besonnene carsten pötter

aber die qualitätsmedien spielen mit ihrer glaubwürdigkeit und damit mit ihrem leben russisches roulette. die wissenschaftliche dokumentation dazu liefert natürlich stefan niggemeier, und man kommt aus dem staunen nicht heraus, siehe oder usw., unterm strich tun sie aber eines: sie tun dokumentierbar und vor aller augen genau das gegenteil von dem, was sie als eigene hauptleisung und existenzberechtigung proklamieren. und wie gesagt aber es ist einfach so skurril: alles völlig freiwillig und für nichts.

wie schon bei stop making sense ist diese diese sinnlosigkeit des verlusts der glaubwürdigkeit nicht die frage, sondern die antwort. wer hat am wenigsten von einem verlust einer glaubwürdigkeit zu verlieren, weil er keine hat und ohnehin postglaubwürdig publiziert? genau, springer mit der bild. zu verlieren haben aber alle anderen, die faz und die süddeutsche und die zeit und wie sie alle heissen, die zumindest noch so tun als ob sie wollen. und wie bei stop making sense erweist sich springer auch in diesem szenario als fast schon unheimlich genialer stratege.

02.12.2012 # https://hackr.de/2012/12/02/true-stories

Weiter weiter

Eine der falschen Grundannahmen ist, Entwicklung automatisch als Progression zu verstehen. Zuerst war Radio, TV und Printjournalismus, dann kamen Podcasts, Vidcasts und Blogs, dann kamen Tumblr, Microblogging und Lifestreaming, dann kam das mobile Realtime Web. Die jeweils letzte Form ist grösser, besser, weiter und löst das bisherige ab.

(in der frühphase ist das phylogenetisch zu verstehen; manchmal braucht es einen psychohygienischen reflex der abgrenzung und selbstwahrnehmung als in-crowd, wenn die anderen medienformen sich dumm stellen und über einen lachen; das macht diese selbstwahrnehmung aber nicht treffender oder schlauer)

Passender wäre zu versuchen, die verschiedenen Ausdrucksformen im jeweiligen Milieu zu verstehen und die Milieuverschiebungen zu beschreiben. Was sind ihre Produktionsbedingungen, was ihre Vernetzungsdynamiken, was ihre Rezeptionsbedingungen, wo haben sie Stärken, für was sind sie eher weniger gut geeignet. Die Ausdifferenzierung erledigt den Rest.

Formen werden seltenst völlig abgelöst. Die Zeitung und der Roman haben auch im Zeitalter von Twitter und dem Handyroman noch ihren Wert, einfach weil sie ein bestimmtes Problem gut lösen. Was sich allerdings verändert, sind die relativen Wettberwerbsvorteile gegenüber den anderen Medien.

Beispiel Blogs: eine der grossen Stärken ist die Anschlusskommunikation. Auch wenn es Feuilletonisten lieber anders sehen, besser als Gedichte schreiben oder Seminararbeiten zu verfassen oder die Demokratie zu verteidigen sind Blogs geeignet, um Themen aufzugreifen und mehr oder weniger annotiert zu diffusieren. Blogs als kommentierendes Nervensystem der News. Doch ein Ding hat sich als wesentlich effektiver für die Verbreitung von News herausgestellt: Twitter. Und auch Dienste wie Tumblr oder Posterous sind besser fürs einfache Sharen geeignet. Für die Entwicklung von Blogs ist das vielleicht gar nicht das Schlechteste, vieles macht unter den Bedingungen von Twitter und Co keinen Sinn, es bleiben aber andere Qualitäten.

06.09.2009 # https://hackr.de/2009/09/06/weiter-weiter

Das Bündel

Andreas Göldi ist manchmal irgendwie echt ein Anti-Haque, dachte ich in meinem Ohrensessel, als ich Smart Bundling: Was die Medienkonzerne von Microsoft lernen können las.

(nach einem crashkurs in preisdifferenzierung empfiehlt er medienkonzernen das schnüren von attraktiveren bündeln für ihre angebote; ich glaub zwar, dass das in einigen bereichen eine inkrementelle verbesserung der situation bewirken könnte, aber der ansatz an sich ist zum scheitern verurteilt, weil er sich gegen die logik des web sperrt. bündeln (die organisation aller prozesse die am ende eine zeitung, die man dann verkaufen kann, ausspucken etc.) ist ja genau die kernkompetenz der traditionellen medienkonzerne, die dann vom web untergraben wurde. das unbundling und dekonstruieren von allem in seine atomaren einzelteile mit anschliessendem, eigenen gesetzen folgenden rebundling und rekonstruieren in neue formationen und rekombinationen (memetracker, smart aggregators, usw.) ist genau die kraft, gegen die kein kontrollkraut gewachsen ist. ein ein bisschen smarteres bundlen bringt da nix, sie müssten sich eher überlegen, wie sie ihre produkte besser mit der funktionslogik des web verknüpfen. aber genau das erfordert eine moral/dna, die sie wie den beelzebub meiden, weil sie nicht mehr ausschliesslich auf sich und die sicherung ihrer interessen denken dürften. je mehr sie aber mauern, desto effizienter werden die antikörper in form von google, twitter und co.)

17.07.2009 # https://hackr.de/2009/07/17/das-buendel

The 6th Sense

Sind Zeitungen schon Gespenster, nur wissen sie es noch nicht?

media-ocean sagt ja, die blogrolle zitiert ein obskures paid-content bzw. paper only Rettungsmodell für Zeitungen eines WSJ-Opinionisten, aber ganz sind sie sich dort wohl auch nicht einig, in A Reality Check for Newspapers (via) beschreibt ein anderer WSJ-Kolumnist recht schlüssig die Situation für Content-Produzenten bzw. Rechteinhaber unter Internetbedingungen, Zitat:

Whether or not content creators like it, this is the age of fragmentation. In industry after industry, consumers are voting with their feet against old methods of packaging and distributing information. They want to pick and choose what’s of interest to them, without having to pay for or wade through what isn’t. That change, midwived by technology, has shaken or shattered content companies’ business models. It’s made everything they do more risky. And it’s stripped them of power they once enjoyed, forcing them to work with new companies and industries that somehow got to set the rules.

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(eines der grundprobleme das zeitungen haben ist, dass sie sich im web nicht länger oligopolistisch einen kuchen aufteilen können, indem sie sich gegen die jeweils lokal vorhandenen anderen zeitungen positionieren (boulevard vs. bildungsbürgertum, rechts vs. links, alles eben noch gut genug), sondern dass sie sich gegen das gesamte weltweit vorhandene und frei zugängliche informationsangebot (nicht nur andere zeitungen) ausdifferenzieren müssen, und das ist nicht leicht, mit abgeschriebenen dpa/ap/reuters meldungen, faden kommentaren, fernsehprogramm und dem bild von einem busen ist das dann jedenfalls nicht mehr getan, andererseits kann ein tatsächlich erzeugter (informations/meinungs/kontextualisierungs/vollständigkeits/…-) wert ganz neue dynamiken und auch monetarisierungsmöglichkeiten (hier herrscht erstaunliche phantasielosigkeit, ads und classifieds) eröffnen. wert wird im internet ganz automatisch verstärkt, wenn es ihn gibt, wenn man es zulässt und wenn man sich mit den neuen katalysatoren (suchmaschinen, memetracker, aggregatoren, den lesern, den potentiell interessierten, …) arrangiert; gefahren gibt’s natürlich auch – u.a. powerlaw effekte, bei denen weniges überproportional verstärkt wird und der rest so dahindümpelt – aber wer die schoten dicht macht (paid content) ((dass das beim wsj funktioniert ist eher ein sonderfall, oft exklusiver und für geldentscheidungen relevanter content, eine zielgruppe die die abogebühr nicht kratzt)) oder den kopf in den sand steckt (es gibt kein problem nicht) schliesst sich selbst aus und muss auf die unfähigkeit der leserschaft hoffen, sich jemals webskills anzueignen.)

08.05.2007 # https://hackr.de/2007/05/08/the-6th-sense

Readers Edition II

und die Readers Edition [war http://www.readers-edition.de/] ging gestern live (und wurde ziemlich einhellig gut aufgenommen [war http://technorati.com/search/readers-edition.de])

Ich hoffe, dass ich mich sehr irre, aber ich befürchte, dass der dahinterstehende Gedanke interessanter sein wird als das Ergebnis.

Die traditionellen Massenmedien leiden ja vorwiegend deshalb unter einem psychologischen Knacks, weil sie merken, dass ihr Modell (Content generieren bzw. einkaufen, verpacken, Zugang kontrollieren bzw. verkaufen) unter den Bedingungen bei denen überall und von allen generiert wird, nicht auf eine, sondern auf hunderte Arten verpackt und umverpackt wird, der Datenfluss letztendlich völlig unregelmentiert ist aber sich via menschlicher Filter (Linkblogger), maschineller Filter (smart aggregators) und allen hybriden Filtern (etwa digg), usw. einfach nicht mehr bzw. immer weniger greift. Das spricht nicht gegen die Medien (eine gute Zeitung ist und bleibt was sehr schönes), sondern für die Hypereffizienzen der Ränder

Die Readers Edition ist nun von der Struktur her eher noch zentralistisch (es wird für die RE geschrieben, es wird moderiert und redigiert, …) und outsourced lediglich die Erstellung der Inhalte.

Mal so dahingesagt erbt die Readers Edition dadurch die Nachteile des einen Modells ohne die Vorteile des anderen Modells (rezeptionstechnisch: ein auf die eigenen Interessen und Lesegewohnheiten optimierter Inputstrom extrahiert aus hunderten Quellen, blabla; produktionstechnisch: ein positives Aufwand/Nutzen-Verhältnis wie etwa bei flickr (weil man die Photos halt hat) oder bei del.icio.us (weil man sich die Links merken und für sich selbst organisieren will) oder irgendwie auch bei der Wikipedia (weil man irgendwie für die Ewigkeit schriebt)) zu nutzen.

06.06.2006 # https://hackr.de/2006/06/06/readers-edition-ii