Leftovers 2012
Leftovers 2012 (Boxes Edition)
(wenn man will sind wir noch nicht beim object oriented thinking angekommen, alles läuft im global space ab)
(nts: mich öfter selbst zitieren)
Auch nicht wirklich weitergekommen sind wir 2012 jedenfalls mit dem ganz allgemeinen Finden von Schachteln der passenden Grösse (für Begriffe, Aufgaben, Projekte, Zukünfte, usw.), was schade ist, weil sich, wie so oft, viele Probleme und Diskussionen erübrigen würden, wenn passendere Schachteln gefunden und benutzt würden.
(wer hier mitliest, ich weiss, das ist ein motiv auf auslaufrille – siehe bei den leftovers die scope edition (boxen für kompetenzen), oder die hillbilly edition (boxen für begriffe), oder bei den nützlichen unterscheidungen die prescribing information edition (boxen der gültigkeitsbereiche) oder die inception edition (boxen der unterscheidungsebenen), usw. – aber das waren alles eher konkrete instantiierungen von einem eben viel grundsätzlicheren schachtelproblem; das finden der passenden schachtel ist dabei kein theoretisches, sondern ein pragmatisch/praktisches problem, es geht also um das gewinnen von handlungsfähigkeit durch komplexitätsreduktion, weil passend eingeschachtelte dinge nicht mehr alle eventualitäten und relativierungen der jeweils ausgeschachtelten dinge berücksichtigen müssen. nur als beispiel: man stelle sich vor, was an debatten wir uns hätten sparen können, wenn wir verschiedene schachteln für technik-getriebene und bwl-getriebene webstartups gehabt hätten. beide schachteln hätten natürlich noch immer ein ähnliches bündel an grundsätzlich zu lösenden problemen, aber die parametrisierung der prioritäten und die funktionelle ausdifferenzierung erfolgte gänzlich anders, beide spielen verschiedene spiele und die beobachtung und bewertung von aussen, aber auch die entwicklung von techniken und strategien innen, würde deutlich genauer und auch angemessener sein, der machiavellismus etwa nicht mehr zwischen angriffsfläche der kritik und euphemistischer verleugnung oszillieren, sondern wäre bei den einen die hauptmetrik schlechthin und bei den anderen zumindest zunächst einmal kein thema, usw. das nur illustrativ, in der form würd ich das nicht vorschlagen)
((eine weitere aber genuin andere pragmatisch/praktische technik ist die torteneckentechnik, bei der man mit effizienten handlungen beginnt, mit denen man oft schon grosse teile vom kuchen vom tisch bekommt, und sich dann dem rest iterativ widmet. man denke etwa daran, was man ausbildungstechnisch schon mit statisch/dummen aber inhaltlich gut gemachten moocs abdecken kann, auch wenn das nur die low hanging fruits sind; die pädagogen können ihre ganze kreative energie in einen viel kleineren rest stecken))
Leftovers 2012 (Mist Edition)
auch nicht wirklich weitergekommen bin ich 2012 jedenfalls mit der Eindämmung der Ausdehnung nicht nur der (analogen und digitalen) Dinge – siehe Leftovers 2012 Collectors Edition – sondern auch der (vor allem digitalen) Klein- und Kleinstspuren, die ich (wie jeder andere auch) so hinterlasse.
(nur am rande: das ist natürlich kein grundsätzliches problem, das allermeiste davon ist natürlich ohnehin abschreibbare wegwerfkommunikation, die nur für sekunden oder minuten relevant ist, usw., aber die schiere anzahl ist schon ein wahnsinn, was alles in einem jahr (schrägstrich einem leben) so zusammenkommt, wenn man ein bisschen drüber nachdenkt, was natürlich auch davon abhängt, was man noch zählt, aber wenn man etwa sagt ‘alles intentional generierte oder archivierte, was einen persistenten unterschied macht’, was also bei grösseren und ‘aufwendigeren’ dingen wie selbstgemachten videos oder in google docs verfassten büchern oder inszenierten fotos oder blogposts oder emails etc. beginnt und dann über kleinere formen wie kommentare oder verfolgen oder tweets oder instagrams oder facebooks bis zu expliziten kommunikativen gesten wie plusse oder likes oder bookmarks oder checkins etctrara führt, was aber alles üblicherweise auf irgendeiner plattform über einen permalink referenzierbar bleibt und selbst ob gross oder klein wiederum wieder ein ausgangspunkt fürs duplizieren, aggregieren, rereferenzieren, weiterströmen, etc. von anderen sein kann, das geht jedenfalls schnell in die hunderttausende, die impliziten spuren, was weiss ich, der von google analytics und komplementär facebook und twitter ohnehin vollständig erfasste klickstrom, der von der jeweiligen plattform ohnehin vollständig erfasste aufmerksamkeits- und intensitätsstrom, der vom jeweiligen mobilfunkbetreiber und apple oder google ohnehin vollständig erfasste geodatenstrom, die von fitbit oder allen anderen trackern ohnehin mehr oder weniger vollständig erfasste lebensdatenstrom uswusf, das geht dann wohl in die millionen datenpunkte, der übersicht halber besser mal ausgenommen. die frage, die sich stellt, ist, was das (für einen selbst, für das infoökonomische gesamtsystem) bedeutet, welche praktiken noch ziehen und welche nicht, usw., wobei wir hier kollektiv sicherlich luft nach oben haben, weil sich die praktiken in ermangelung besserer techniken fast zwangsweise in richtung reduktion, simplifikation oder resignativem nebel bewegen)
Leftovers 2012 (Restart Edition)
auch nicht wirklich weitergekommen sind wir 2012 jedenfalls mit dem Neustart der Simulation des technosozialen Gesamtkomplexes, sprich der Ausdifferenzierung der Gesellschaft unter den Bedingungen des Webs.
(wollte ich nur in der leftovers serie unterbringen, die situation ist ja leider, dass es keinen neustart gibt sondern dass wir tatsächlich nur einen einzigen shot haben, dass also bestimmte kräfte tatsächlich nur zu einem einzigen zeitpunkt in einer gewissen intensität gebündelt sind, die die formung von gewissen sozialen materialien zuließen, wobei irgendwas natürlich immer passiert und gewisse verktoren früher oder später ohnehin usw.)
Leftovers 2012 (Collectors Edition)
auch nicht wirklich weitergekommen bin ich 2012 jedenfalls mit der Eindämmung der Ausdehnung von (analogen und digitalen) Dingen – seit dem Nullpunkt vor zum Glück auch schon wieder 2,5 Jahren hat sich jedenfalls schon wieder so einiges angehäuft.
(mein persönliches dilemma: ich bin ein sammler und archivierer, aber ich bin gleichzeitig auch ein entmister und minimalisierer – und das sind natürlich kräfte, die in die gegenseitige richtung ziehen und die man in sich aber auch nicht einfach abstellen kann und für die ich aber auch noch kein dialektisches drittes gefunden habe, das das dann ggf. auflöst, bleiben also nur temporäre tricks usw.)
((als kleines wochenendprojekt hab ich mir vorgenommen, mir zumindest mal wieder einen vollständigen überblick über die daten zu verschaffen, die in die diaspora aus festplatten, gerätschaften wie ipad, ipod, handy, etc, clouddiensten wie google drive, dropbox oder strongspace, aber auch evernote, gmail, etc. migriert sind und teilweise begonnen haben, dort ein eigenleben zu führen, und dabei alles wieder einmal tatsächlich auszuräumen und einmal auf einem zentralen platz anzuhäufen und dort dann auch ein bisschen auszumisten, 10% weniger spürt man zb schon immer, und zumindest die hornhaut ein bisschen abzufeilen und dann halt wieder zurückzulegen, wobei das wohl teilweise nicht ganz zielführend ist, weil manche dinge ohnehin am richtigen platz liegen, da reicht dann sicher auch eine breadcrumb als pointer, wichtig jedenfalls wäre die vollständigkeit und die reduktion von redundanzen, dass also jedes file sein platzerl hat uswusf., eine rückkehr zum kolonialismus, wenn man so will))
Leftovers 2012 (Opinion Edition)
auch nicht wirklich weitergekommen sind wir 2012 jedenfalls mit dem konzeptionellen trennen zwischen ‘anderen meinungen’ und ‘anderen positionen’.
(nix gegen meinungen, aber die braucht man ja nicht zu verteidigen und die hat ohnehin jeder und zu jedem thema. das ding mit den – konfliktierenden, anderen, widersprechenden, .. – meinungen, die wir, so bekommen wir es ja von der muttermilch an eingetrichtert, respektieren, schätzen, berücksichtigen, etc. sollen, ist, dass sie für uns zunächst einmal jenseits ihrer statistischen faktizität, die vl. für umfragen und realpolitik relevant ist, völlig wertlos sind, weil nicht klar ist, auf basis welchen vorwissens und welcher kognitiven eigenleistungen der jeweils meinende bei seiner jeweiligen meinung gelandet ist. was für uns ggf. interessant ist, ist eine ‘andere position’, die sich vielleicht in der anderen meinung versteckt. was man hierzulande ‘debatten’ nennt, läuft meistens leider auf der ebene der meinungen und nicht auf der ebene der positionen ab. grundsätzlich jedenfalls gilt: während andere meinungen meistens völlig wertlos sind, können andere positionen äusserst wertvoll sein)
Leftovers 2012 (Hillbilly Edition)
auch nicht wirklich weitergekommen sind 2012 jedenfalls die deutschen massenmedien/zeitungen mit ihrer disposition gegenüber dem web.
(es wurde zwar in den letzten 2, 3 jahren ein bisschen besser, sprich: die absoluten pflichtübungen (ein twitter account, ein paar hausblogs, kommentare auch am wochenende, eine ipad app, vl. ein bissl datenjournalismus, vl. sogar mal ein hangout auf google+, …) werden mittlerweile von fast allen gemacht, die ganz ganz blöden artikel sind eig. auch schon fast verschwunden, im letzten jahr wurde sogar auf twitter (sic) beschlossen, dass man sich ja auch gegenseitig verlinken könnte, usw. aber man spürt doch deutlich, dass alle zusammen in jeder faser ihres seins das web als einen zu bekämpfenden eindringling empfinden, für den es antikörper auszubilden gilt, und nicht als vor den eigenen augen aufgehenden möglichkeitsraum, in dem man sich auf ganz anderem niveau neu erfinden könnte – was natürlich auch eine option gewesen wäre. konkret etwa: rücksichtsloses leistungsschutzrecht mit unabsehbaren externen kosten statt neugier und erforschung.
das ist natürlich eh klar und nix neues, allein es war zumindest mir nicht klar, warum. und beim warum vor allem die frage, warum gerade die deutschen qualitätszeitungen, denen ja ansonsten durchaus und noch immer ein weltniveau zugeschrieben werden kann, bei ihrer beschreibung des entstehenden webs so daneben war und noch immer ist, während die kollegen bei der nyt, der washington post, des guardians diese macke nicht oder in deutlich kleinerem ausmaß hatten.
beim retro egoing bin ich dann aber über plastilin aus dem jahr 2006 gestolpert und retrospektiv bekommt dieser kleine text eine neue bedeutung, die dann zumindest eine erklärung mit gewisser plausibilität ermöglicht:
Web 2.0 ist ein plastischer Begriff. Die Bedeutung ist nicht festgelegt oder fixiert, sondern muss gewissermassen von jedem für sich selbst erarbeitet werden. Es gibt keine ultimative Referenz oder Definition. Die Aussagekraft des Begriffes hängt deshalb also von der Arbeit ab, die man selbst hineinsteckt. Wer es sich leicht macht (wie etwa ein Großteil der Massenmedien, wo ein Journalist mal schnell irgendwas zusammengesampelt hat und die anderen die immer gleichen Ressentiments, Vorurteile und 5 Paradebeispiele von Firmen dann abgeschrieben und weitergetragen haben), der agiert dann mit einem einfachen, aber eben auch undifferenzierten Begriff, der dann halt tatsächlich auch wenig bzw. nichts bringt.
Das bedeutet nicht, dass man Web 2.0 beliebig definieren kann – zumindest wenn man mit anderen kommunizieren will. Web 2.0 entsteht sicherlich irgendwo als Beschreibung der Ensembles von neuen Möglichkeiten, die die zunehmende Ausdifferenzierung der beteiligten Systeme (Mensch und Maschine, Soziologie und Ökonomie, …) und deren Zusammenspiel, zunehmende Interpenetration und Koppelungen, etc. ermöglichen. Je nach Interesse machen dabei unterschiedliche Beobachtungspostionen Sinn, man sollte aber im Hinterkopf behalten, dass es immer auch andere gibt. Wer Tomaten auf den Augen hat und glaubt, da sei überhaupt nichts ausser einem Buzzword oder Hype, dem kann man auch nicht helfen.
(nts: mich öfter selbst zitieren)
in den deutschen medien gab es aber von anfang an nur eine retrospektiv fast schon als debil zu bezeichnende differenziertheit der begrifflichkeiten rund um das web, die sie in der folge bis heute nicht wirklich verfeinert haben. das web war ein einziger container, in den dann einfach alles geworfen wurde bzw. eben in ermangelung genauerer begriffe geworfen werden musste, was nur irgendwie im web stattgefunden hat. nur als beispiel: der begriff internetcommunity oder die differenz internetbefürworter/-kritiker sind beides völlig sinnlose abstraktionen, die nicht nur nichts erklären, sondern die sogar falsches suggerieren. es gibt keine internetcommunity, es gibt nur x-millionen konkrete individuen mit je spezifischen und wiederum konkreten situationen, motivationen und hoffnungen, die einen zugang zum internet haben und damit ihr leben (ihr eigenes, das ihrer freunde, das der gesellschaft) ergänzen und hoffentlich bereichern oder auch nicht.
gepaart mit diesen wenigen, viel zu grossen und oft falsch gewählten containern oder begrifflichen schachteln war eine vorzeitige und durchaus als ignorant zu bezeichnende festlegung auf einen x-beliebigen anwendungsfall mit einem y-beliebigen bewertungskriterium. blogs wurden als internettagebücher abgetan (das ist auch die erklärung 2013) und ausschliesslich in ihrem wert als alternativer journalismus bewertet, dabei sind blogs ganz einfach aber auch nicht weniger als die summe aller realisierten möglichkeiten1 vom format blog. und wasauchimmer das sein mag, es ist zumindest der möglichkeitsraum, der entsteht, wenn jeder mensch, der will, öffentlich publizieren kann, was er will, ohne davor irgendwelche prozesse durchlaufen oder redaktionelle filter passieren zu müssen, wasauchimmer das dann bedeutet (wie immer: alles innerhalb der filigranen prozesse einer vernetzten ökonomie der produktion, rezeption und distribution, die halt auch nicht immer so ablaufen, wie man sich das wünschen würde). twitter wiederum wurde die längste zeit als narzisstisches miniinternettagebuch (was ich gerade esse) abgetan (und wen interessiert das?), während auch twitter natürlich nichts weniger als die summe aller realisierten möglichkeiten vom format ‘vernetzt sozialisierte 140 zeichen’ ist, wasauchimmer das wieder sein mag, mitunter ist es jedenfalls auch ein infoökonomischer durchlauferhitzer für alles, was eine URL hat, weil man die ja (gerne auch annotiert) twittern kann, ein sozialer sechster sinn und vieles mehr.
es bleibt natürlich die frage zu beantworten, wie und warum sie – entgegen allen empirischen offensichtlichkeiten und trotz von anderen kulturkreisen durchgekauten diskursserien, an denen man sich orientieren könnte – in der folge doch erstaunlich undifferenziert und lernunfähig geblieben sind bzw. bleiben konnten. es ist ja nicht so, dass man die wichtigsten aussagen nicht einfach nachlesen könnte. es reicht ja schon kelly und techdirt und vl. noch shirky zu lesen und man hat zumindest pareto-mässig das wichtigste auf dem radar.
eine mögliche und durchaus wahrscheinliche antwort findet sich in einem der lieblingsthemen der zeitungen: der filter bubble. übersehen haben sie bei ihrem abfeiern der bubble jedoch, in welchem noch viel grösserem umfang das auf sie selbst zutrifft. journalisten lesen – zumindest wenn es um das thema web geht, in anderen feldern schaut das hoffentlich anders aus – tatsächlich nur andere journalisten, und dann vl. noch einige wenige andere mögliche quellen, wenn sie sich auf die irgendwie als ‘experten’ beziehen können. aufwandstechnisch ist das sinnvoll: man erspart sich das denken oder ausprobieren (ausprobieren ist überhaupt eine sehr unterschätzte technik, dabei ginge das besonders im web oft recht einfach; nachdenken eigentlich auch), die verifikation der aussagen wird einfach zum experten oder eben anderen journalisten ausgelagert, passt! das problem dabei: man schottet sich von sämtlichen inputs von aussen ab und alle lesen, schreiben und glauben das gleiche und das wie gesagt auf niedrigstem niveau. (man sieht das ja auch am nennen der quellen. wenn überhaupt jemals auf die idee eines blogs zurückgegriffen oder ein thema aus der blogosphäre aufgegriffen wird, dann wird das entweder überhaupt verschwiegen, oder es wird ein ominöser, vl. bekannter ‘blogger’ ansonsten nicht weiter benannt und üblicherweise ohne link referiert. ausgeborgte fotos oder videos werden mit quelle: flickr oder quelle: youtube aber nie namentlich attribuiert geschweige denn konkret verlinkt, usw.)
auch hier versteht man zumindest das motiv: ihre macht besteht in der entscheidung etwas zu benennen oder zu verschweigen, und sie sichern sich selbst primär dadurch ab, eben alles andere zu verschweigen und nicht in die welt zu schreiben (und dadurch gar als wesen auf gleicher augenhöhe zu betrachten). was sie dabei aber übersehen, ist, dass sie sich selbst dadurch über die hintertür ein viel grösseres problem einhandeln, weil sie auch das gute nicht hineinlassen und also nur in ihrem eigenen sud dahinkochen (leider sind sie kein gulasch). das geht in deutschland, weil sie keinen grossen wettbewerbsnachteil haben, weil die anderen auch nichts anderes machen, aber im internationalen vergleich verlieren sie natürlich zunehmend den anschluss – was übrigens auch für den wirtschaftsstandort deutschland ein problem wird, zumal sich die deutschen politiker ausschliesslich an den deutschen medien orientieren und überhaupt nicht ahnen, wie sehr deutschland in sachen internet schon hinterherhinkt und wie lächerlich sich deutschland mit themen wie leistungsschutzrecht, gema, verpixelung, etc. international macht und wie sehr das dem über jahrzehnte durchaus zurecht aufgebauten image als innovativ, fortschrittlich und technologiefreundlich schadet. der schaden ist, nur so dahingesagt, wohl dutzende oder auch hunderte male grösser, als alles, was ein etwaiges lsr jemals von google abzwicken können wird, weil ich mir auch als eric schmidt oder marc zuckerberg oder beliebiger anderer ceo eines techunternehmens denken würde, was sind denn das für hinterwäldler, usw., aber das ist wirklich ein anderes thema.
bleibt die frage, ja gut, gähn, aber warum jetzt diese plattitüde und/oder tirade? eigentlich nur deshalb, weil es doch ein schönes beispiel für den wert einer erbsenzählerisch/analen kritik an (aber eben auch ein plädoyer für die entwicklung von) begrifflichkeiten ist, die uns dann doch mit dem web gesteigert entweder zum nutzen kommen oder eben auch in den arsch beissen werden, weil sich dort fast alles auf der ebene des symbolisch vermittelten imaginären abspielt – die begriffe wirken sich dann auch ganz real aus. und weil es eben auch ein schönes beispiel für eine art ethik der begriffe ist, die die richtung der feedbackloops quasi eingebaut hat, nur ist das noch nicht bei allen angekommen. und weil es aber auch bedeutet, dass man sich nicht nur die ‘bösen’ sondern auch die ‘guten’ begriffe etwas genauer anschaut und dekonstruiert, weil uns gut gemeinte aber ungenaue ‘gute’ begriffe (offenheit, …) ebenso wenig weiterbringen.
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1 es gibt bei dingen natürlich immer: (1) einen grundsätzlichen allgemeinen möglichkeitsraum, den tautologischen raum aller möglichen möglichkeiten, (2) als subset davon das zu einem gegebenem zeitpunkt realiserbare latente potential, (3) als subset davon die zu einem gegebenem zeitpunkt konkret stattfindenden und also empirisch wahrnehmbaren realisierungen dieses potantials; nicht alles was möglich wäre wird realisiert, und (4) die geschichte und geschichtliche ausdifferenzierung dieser verläufe aka das dispositiv, das wiederum auf (2) und (3) einwirkt. ich verkürze das hier auf (3).
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(abt. supermarket studies)
Leftovers 2012 (Semiology Edition)
auch nicht wirklich weitergekommen sind wir 2012 jedenfalls mit dem Entwurf einer allgemeinen Theorie des Webs.
(ich vermute es gibt eine ganze reihe von ansätzen, die möglicherweise funktionieren könnten – ob und wie gut weiss man natürlich nur im nachhinein. aber spekulativ dürfte das linguistische modell, das verschiedene schnitte durch den raum zieht – etwa: die atomare ebene der kleinstmöglichen und in sich selbst sinnlosen betrachtungseinheit oder zumindest die morphologische ebene der kleinsten bedeutungsermöglichenden einheit, falls es die überhaupt gibt, ok, es gibt die fundamentalen datentypen usw, aber selbst die kleinsten gesten wie ein like definieren eigentllich schon eine relation, dann jedenfalls die semantische ebene der bedeutungstragenden elemente, die syntaktische ebene der relationen der elemente untereinander, wobei uns hier wirklich noch die grösseren metaphern fehlen, mit informationstheorie und kybernetik kommt man nicht weit, netzwerktheorie greift erst viel später, alles was mit medientheorie oder soziologie zu tun hat sollte man ohnehin mit weitem bogen umschiffen, gefühlsmässig könnten physik und/oder chemie und/oder medizin passende metaphern liefern)
Leftovers 2012 (Schwarte Edition)
auch nicht wirklich weitergekommen bin ich 2012 jedenfalls mit dem durchprozessieren einiger schwarten (die jetzt im stack für 2013 gelandet sind)
Leftovers 2012 (Burrow Edition)
auch nicht wirklich weitergekommen bin ich 2012 jedenfalls mit einer – strukturellen, konzeptionellen, etc. – Auffrischung von hackr.de.
(das problem dabei ist halt, dass die gesamte organisation nie geplant, durchdacht und designt wurde, sondern dass alles immer eher angebaut und ggf. dann mit gängen irgendwie verbunden wurde, vieles mit selbstgeschriebenem und auch wiederum nie geplanten, durchdachten und designten code, der dann erstaunlicherweise noch immer funktioniert, von dem ich aber schon lange nicht mehr weiss wo, wie und warum, was ich in seinem charakter als rhizom/kafkaesker bau dann aber zumindest selbst eh auch irgendwie nett finde, allein die wartbarkeit ist ein horror und grössere änderungen sind fast schon ein ding der unmöglichkeit, ausser ich brenne davor einiges ab usw. es ist aber eine art double bind, bei dem alles was ich machen könnte falsch ist.)
Leftovers 2012 (Sauerkrauts Edition)
Unbeantwortet blieb 2012 leider die Frage: Warum ist Deutschland in allen Dingen Web so daneben?
(siehe Quiz Pt. 61 The Sauerkrauts Edition für ein paar hints)
Leftovers 2012 (Indifference Edition)
auch nicht wirklich weitergekommen bin ich 2012 jedenfalls mit dem effektiveren firewallen von themen, siehe quarantäne.
(es geht natürlich nicht nur mir so, der ganze deutsche diskurs war 2012 ja eine einzige endlosschleife von aufgedrängten und im grunde völlig sinnlosen bzw. indifferenten – im sinne von a difference which makes no difference – themen)
Leftovers 2012 (GTD Edition)
auch nicht wirklich weitergekommen bin ich 2012 jedenfalls mit der vertieften Verinnerlichung von GTD, mit welchem sich – und das ist doch wirklich erstaunlich und das ist auch keine Übertreibung – unterm Strich so ziemlich jedes Produktivitätsproblem von so ziemlich jedem auflösen ließe, wenn man sich nur an die drei, vier grundsätzlichen Techniken halten würde. Das braucht dann meist gar nicht GTD orthodox, schon ganz isoliert lässt sich vieles mit der Unterscheidung actionable/referenz/trash oder durch Nachdenken oder durch die Konkretisierung einer next action weiterbringen oder isolieren oder beenden.
Das schöne bei GTD aber tatsächlich: wenn man einmal einen Bereich durchgearbeitet hat, dann kommt man immer wieder auch relativ schnell wieder auf diesen Zustand, auch wenn sich ein paar Wochen etwa Dinge wieder zu sammeln beginnen, sich in eigendynamische Serien formieren, etc.
Und es gibt wohl auch tatsächlich so eine Art Muskeln für die verschiedenen Techniken – wie eben etwa dem Formulieren der NAs -, die man entwickeln kann und die dann auch helfen die größeren Brocken anzugehen, wobei man am Ende des Tages halt trotzdem bei den Knochen landet, die dann zwar meistens nichts anderes als Entscheidungen sind, die man aber – sei es aus Schiss, oder weil ein Urahne ein Vogel Strauß war – vertagt.
Leftovers 2012 (POV Edition)
Nicht wirklich weitergekommen sind wir 2012 jedenfalls mit der Verschiebung unseres Blickwinkels zur Bewertung von Phänomenen. Dabei wäre diese Verschiebung soweit ich sehe die einzige erfolgversprechende Strategie/Technik, der strukturellen Verödung und Verblödung des Webs entgegenzuwirken.
es gibt ganz offensichtlich nicht wenige, bei denen es zu einem kurzschluss zwischen der emischen und der etischen wahrnehmung kommt. die leute subordinieren sich gwm. unter das social media blabla und bewerten ihre aktivitäten nicht mehr selbstbestimmt – nach dem spassfaktor, nach eigenen motiven warum sie twittern oder flickern, nach den sich für einen selbst und in der streukraft der peergroup ergebenden möglichkeitsräumen, etc. – sondern nehmen sich selbst als social media objects wahr und bewerten sich selbst mit den damit assoziierten metriken; für eine kulturelle ausdifferenzierung ist das natürlich eher ungünstig
(nts: mich öfter selbst zitieren)
(der blickwinkel müsste weg von den dummdreisten quantifizierungen und social media kennzahlen aber auch von den netzpolitisch korrekten checklisten und sich an konkreten werten und nutzen orientieren, was natürlich auch bedeutet, dass es eine vielzahl an blickwinkeln gäbe und dass man auch selbst ein bisschen arbeit in die entwicklung und bewusstmachung dieser blickwinkel stecken müsste.
das gute daran: jeder kann das für sich selbst machen und die effekte sind sofort wirksam. um auf sozialer ebene wirksam zu werden braucht es halt eine gewisse dichte, aber auch hier beginnt irgendwann die perkolation und die ermöglichung der ausdifferenzierung von neuen/alternativen/dichteren systemen)
Leftovers 2012 (Infinite Jest Edition)
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