618786157799849984 Revisited
@kusanowsky openmedi reines bauchgefühl: das 'genie' wandelt sich von 'produktiv' zu 'perzeptiv' (zettelkasten idiosynkratisch dazwischen)
— Markus Spath (hackr) July 8, 2015
kl. nachtrag zu 618786157799849984 :
vorgeschichte war dieser tweet mit einem video über luhmann und seinem zettelkasten, in dessen thread dann kusanowsky an seinen kurzvortrag über die koinzidenz von luhmann und dem internet erinnert hat, in dem er nicht weniger als einen epochalen übergang der funktion/position des gelehrten unter den bedingungen des internets skizziert. (schaut es auch ggf. an, es ist kaum zu komprimieren, aber verkürzt ist seine beobachtung, dass es die traditionelle aufgabe des gelehrten war, erkenntnis zu produzieren, die er dann der öffentlichkeit durch lehre zur verfügung stellt, wobei ihm einerseits herausragende kognitive kompetenz/genialität unterstellt wurde, deren würde er andererseits durch abschirmung vor den trollen und allem gemeinen bewahren mußte; luhmann hat dann aber sowohl dem begriff des genies als erzeuger von wissen, als auch mit dem begriff der lehre als ‘übertragung’ von wissen von einem (intelligenten) kopf in die köpfe aller anderen gebrochen, da kommunikation eben gerade nur deshalb funktionieren kann, weil die menschen nicht füreinander ereichbar sind, und der begriff des genies sinnlos ist, weil die gesellschaft nicht aus menschen, sondern aus kommunikationen besteht. das zeitliche zusammenfallen von luhmann und der entstehung vom internet könnte uns, so vermutet klaus, nun hinweise darauf geben, was wir mit dem internet nun auch im komplex ‘wissen’ anstellen könnten, wobei wir blöderweise das problem haben, dass nicht mal luhmann-schüler mit dem zettelkasten noch etwas anfangen können und wir vom internet nun überhaupt keine vorstellung haben). der tweet ist gwm. eine abrundende ergänzung: ich glaube klaus war tatsächlich auf der richtigen spur, luhmann und sein zettelkasten ist gwm. der drehpunkt für die reformatierung vom system ‘diskurs’. mit dem internet ist nämlich zwar die konzeption vom genie, das erkenntnis produziert, gestorben (just google it, big data, etc.), aber gleichzeitig als perzeptor und selektor, der im endlosstrom der daten die muster und zusammenhänge erkennt und als storyteller in eine share- und likebare narration verpackt, wiederauferstanden. luhmann hat mit der selbstdistanzierung vom ‘genie’ sicherlich ein bisschen kokettiert, aber er hat die aufgabe vom ‘genie’ konkret verschoben und zwar hin zum ‘anwender eines (nontrivialen, unwahrscheinlichen) algorithmus’. der witz bei der gesamten systemtheorie ist ja, dass sie sich tatsächlich von selbst schreibt, wenn man sie einmal verstanden hat – und für luhmann war der zettelkasten gwm. nur der inputstrom, auf den er sich freiwillig selbst beschränkt hat (was bei ihm natürlich nicht weniger als die behandlung aller hauptsysteme der gesellschaft war). das genie kann man aber trotzdem nicht ganz streichen, weil es nun der algorithmus ist, auf den man kommen oder den man erst mal verstehen muß. als mechanismus ist das nicht ganz neu, deleuze hat zb. seine philosophie in den verschiedensten feldern ‘gefunden’. aber mit dem internet bekommt dieses methodische ‘sich von selbst schreiben’ natürlich seine bestimmung, weil potentiell alles und zwar in echtzeit zum inputstrom werden kann (wobei natürlich nicht alles für jeden algorithmus sinnvoll ist, genaugenommen fast nichts für keinen, wobei dieses nichts auch wieder gigantisch groß ist, es gibt halt einfach sehr viel). man danke nur an zizek, der kann seine theorie zu so ziemlich jedem politischen oder gesellschaftlichen thema in zwei, drei tagen zu einem aufsatz implementieren, oder an bolz oder auch kusanowski, wenn man nach einem luhmann-schüler sucht.
FYI 024
fyi: Im 21. Jahrhundert basieren nur qualitativ niedrige Plattformen, Systeme und Strukturen auf Wachstum.
(paraphrasing siggi becker, siehe lost)
Neo-Soul
gleich noch ein kl. hörtipp: Diagonal über Neo-Soul und Afro-Futurismus (nur noch bis morgen online; und nur am rande klingt thomas mießgang seit mittlerweile 25, 30 jahren tatsächlich exakt gleich, sein beitrag hätte as is auch 1989 in der 15h musicbox erscheinen können)
Lazy Book Ep. 28
Die App und das Nichts von Jean-Paul Sartre.
Lazy Startup Ep. 43
Plattform oder Tool, das die eigene Indignation über den Zustand der Welt als Schubkraft für konkrete Aktivitäten zur Verbesserung kollektiver Zustände verwendet.
(die ‘aufgaben’ müßten überschaubar genug sein, um im ersten schwung erledigt werden zu können, gleichzeitig aber auch anspruchsvoll und ‘sinnvoll’ genug, um die energien psychohygienisch tatsächlich zu transformieren; das prinzip entspricht natürlich der von gtd bekannten idee, dass man wenn man schon prokrastiniert, dann statt dem geplanten zumindest was anderes sinnvolles erledigt, also aufräumt oder kocht)
FYI 023
fyi: das web funktioniert nur, wo es ein gewisses maß an selbstselektion gibt.
The Shed Project
sehr nett: The Shed Project (instagram, via) – eine Art Katalogisierung vom großväterlichen Werzeugschuppen.
Gorgeous Pluto
^ der dokumentarischen voha: Gorgeous Pluto
FYI 022
(eher systemtheoretisches) fyi: das blog ist das strukturelle gegenteil vom zettelkasten.
Die Zeitgenossen der Gesellschaft Pt. 24: Der Käfer
Der Käfer (m) ist ein doch gelegentlich gesehene Zeitgenosse, der sich dadurch auszeichnet, dass er jegliche Rationalität und Einfühlungsvermögen abblockt, ohne im eigenen Abblocken die mangelnde Rationalität überhaupt zu erkennen.
(abt. supermarket studies)
Lazy Book Ep. 27
Legaler Sinn. Kritik der sozialen Vernunft von Pierre Bourdieu.
(sollte eine bestandsaufnahme vom ‘legalen kapital’ dokumentieren, also die art und weise, wie nationale und internationale gesetze und abkommen nur bestimmte interessen von bestimmten interessengruppen vertreten, welche verteilungsströme sich dadurch ergeben, usw.)
Papierkorb pt. 96
(ich glaube eine der blödesten grundannahmen (nicht nur von medienhanseln) ist, dass content selbst schon wünschenswert ist)
Papierkorb pt. 95
(ich glaube eine der blödesten grundannahmen vieler startups und fast aller incumbents ist, dass leute mit ihren gerätschaften ‘reden’ wollen)
FYI 021
fyi: wir brauchen kein growth hacking, wir brauche ein sinn hacking.
Cheap
(auch eher als nts und weil man sich gelegentlich selbst daran erinnern muss: manchmal vergessen wir in unserem (natürlich immer völlig berechtigten) bemängeln vom noch immer unerreichten und jetzt-schon-möglich-sein-sollendem, was trotzdem auch jetzt schon ganz konkret angeboten wird; nur als beispiel: vor 20 jahren bekam man für $10 gerade mal eine 12” mit 2 oder 3 tracks; heute offerieren die ganzen musikdienste für $10/m zugriff auf die gesamte musikgeschichte, zumindest auf mehrere millionen tonaufnahmen)
Lazy Startup Ep. 42
Verlag, der alle Tweets von Leuten in 10.000er-Blöcken als Papierbuch publiziert.
(das design müsste uniformiert und sammelbar sein, also entweder wie reklam oder stw, oder farblich serialisiert wie merve oder edition suhrkamp)
Crowdfeigling
(nur damit ich es vergessen kann und es mir nicht jedesmal, wenn ich von einem mutigen crowdfunding projekt höre, denken muss: crowdfunding ist sehr super und tatsächlich ein fundamentaler shift in den produktionsbedingungen und ermöglicht vieles sonst unermöglichte, aber was es nicht ist ist mutig. crowdfunding ist sogar das diametrale gegenteil von mutig, weil es das risiko vom produzenten nimmt und zum funder verschiebt. und das ist völlig ok, weil jeder funder natürlich nur einen winzig kleinen teil vom risiko trägt und dafür neben dem goodie auch ein gutes gefühl von sich selbst bekommt usw. – aber der modus der produktion basiert eben nicht auf courage und der erzeugung von ungewissem, sondern auf vorfinanzierung und risikominimierung)
FYI 020
fyi (und nts): dinge konkret zu dokumentieren und empirisch zu beschreiben ist was anderes, als die aussage ‘wundert mich wenig’.
Express Yourself
^ Google spendiert Gmail hunderte Themes und Emojis und ich verdränge noch die Befürchtung, dass sich die ehemalige und jetzt ja blöd herumstehende kreative Energie von G+ nun mit Gmail ein anderes Opfer sucht, sich mit Emails selbstverwirklichen oder ausdrücken zu wollen ist ja doch ein bisschen ein stretch, auch das Gmail Inbox löst ja nur umständlich ein Problem, das man gar nicht haben sollte usw., aber warten wir mal ab, Gmail in den Sand zu setzen traue ich selbst Google noch nicht zu.
FYI 019
fyi: leute, die tun, denken leider nichts wirklich durch; und leute, die wirklich durchdenken, tun leider nichts.