Die Zeitgenossen der Gesellschaft Pt. 36: Der Stan
Der Stan (m/f) ist ein immer öfter zu sehender Zeitgenosse, der sich dadurch auszeichnet, dass er eine simplizistische und hypertrophe Begeisterung für eine Person oder seltener eine Sache entwickelt und dann auch mit jeder Faser seines Herzens gegen alle auch noch so berechtigten Widerstände vertritt.
(der name stammt natürlich von eminem, der in seinem song ursprünglich die traurige geschichte von einem stalker fan erzählte, aber als bezeichner hat es sich in den letzten 15 jahren ein bisschen weg vom stalker und hin zu einem obsessiven fan gewandelt, wobei ganz lustig ist, dass das stalking auf einer anderen seite wieder zurückgekehrt ist, weil die stans mitunter jene stalken, die das objekt ihrer begierde kritisieren)
Und während der Stan einzeln betrachtet ob seiner Erwartbarkeit eher ein uninteressanter Zeitgenosse ist – er ist halt einfach immer für alles, was für sein Idol ist oder seinem Idol hilft und gegen alles, was seinem Idol widerspricht oder gegen sein Idol ist oder auch nur den Hauch einer Kritik verbreitet und insofern also der Zeitgenosse mit der geringstmöglichen Unwahrscheinlichkeit überhaupt ist – so ist diese Erwartbarkeit auch gleichzeitig die Bedingung der Möglichkeit der Entwicklung eines Kollektivs an Stans, die im Schwarm auf sozialer Ebene dann interessantere Effekte triggern können.
(das streichen jeglicher komplexität aus der wahrnehmung u/o bewertung und die reduktion auf ein einziges binäres verhältnis für oder gegen das idol minimiert die sozialen und kommunikativen ‘transaktionskosten’ der gruppenbildung gwm. auf null. jeder stan erkennt jeden anderen stan auf den ersten blick; ganz lustig dabei ist, dass das stan-sein keine geschichte kennt und also permanent aktualisiert werden muss, ansonsten wird auch über alte freunde und co-stans zähnefletschend hergefallen)
(für systemische ausdifferenzierungen ist der stan interessant, weil schon kleine gruppen an stans eine enorme wirksamkeit haben, oder zumindest den eindruck einer enormen wirksamkeit erzeugen können. kaum ein artikel oder thread in einem auch nur im ansatz populären medium (sei es nun zeitungen, blogs, plattformen oder communities) kann einen ‘kritischen’ artikel zum idol publizieren, ohne dass zumindest ein stan eine ‘korrektur’ formuliert. das ist jetzt eher eine hypothese, aber mir kommt es fast so vor, als ob die stans ab einer gewissen anzahl eine sich selbst organisierende schwarmbildung entwickeln, die herumschwirrt und einerseits sicherstellt, dass jeder relevante inhalt zumindest markiert wird (d.h. es wird nicht von jedem auf alles reagiert, wenn schon eine markierung vorhanden ist zieht man auch weiter), dass aber auf ich sag mal umkämpfte inhalte auch mit der gebotenen kollektiven verve reagiert wird (d.h. wenn es zu diskussionen kommt, werden mehr und mehr stans angezogen))
(abt. supermarket studies)
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