Die Untergeher
relevanzdebattieren ist das neue metabloggen.
— Markus Spath (@hackr) March 24, 2013
sehr seltsam ist ja dieses wundenlecken, das nicht wenige deutsche techblogger erfasst hat, u.a.
- Unsere Mütter, unsere Fehler (sascha lobo: ‘versagen der netzgemeinde’, ‘versagen der vereine’, ‘versagen der parteien’, ‘versagen der blogs’, ‘versagen der unternehmen’, ‘versagen der vernetzung’)
- Die Netzgemeinde muss sich ihre Konflikte besser aussuchen (link tot, martin weigert: ‘netzgemeinde’, ‘niederlage’, ‘konflikte besser aussuchen’, ‘kräfte bündeln’, …)
- Ich habe vergessen wo vorn ist (mspro: ‘netzgemeinde’ zynisch (haben wir verdient), technodystopische sinnkrise, was tun?)
- und viele mehr.
das problem dabei:
(1) dieser unsägliche begriff einer netzgemeinde, der ansonsten immer abgelehnt wird, zumindest wenn er von irgendwelchen journalisten kommt, wird damit nicht nur legitimiert, sondern fast schon als diskursiver zentralbegriff festbetoniert.
(2) das unsägliche attribut ‘selbsternannt’, das eigentlich grundsätzlich abzulehnen ist und immer, wenn es von irgendwelchen journalisten kommt, wird damit nicht nur legitimiert, sondern tatsächlich zutreffend.
(3) das ‘anerkennen einer niederlage’, eines versagens, etc. macht die ganze sache erst zu einer niederlage, einem versagen, etc.
plötzlich haben wir also tatsächlich eine selbsternannte netzgemeinde, die armseligst verloren hat. na super.
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kleine nebenbemerkung: vor kurzem hab ich mich darüber gewundert, warum es in deutschland einen so guten pop-diskurs und so schwachen web-diskurs gibt
eigenartig, dass es in deutschland doch einen so starken pop-diskurs gibt, aber nur so einen im guten fall verzettelten und im normalfall vertrottelten web-diskurs; interessanterweise scheint gerade die politische aufladung dem pop-diskurs sehr gut aber dem web-diskurs sehr schlecht zu tun
(nts: mich öfter selbst zitieren)
mit der vermutung politische aufladung als grund hatte ich vl. sogar recht und an den aktuellen vorgängen sieht man ggf. warum:
der pop-diskurs hat die politische aufladung auf der ebene der zeichen und des diskurses selbst betrieben und politik in den praktiken des pops / der kunst selbst konzipiert. die form selbst (von macro – etwa explizit im punk oder wasweissich – bis micro – etwa das erfassen eines gesellschaftlichen snapshots durch samplen das essentiellen breaks eines tracks gwm. als zeitlose monade) war das politische medium, die arbeit in und an der form das politische handeln.
die nun selbsternannte netzgemeinde andererseits will realpolitisch wirksam sein, ohne dementsprechend zu agieren oder auch nur ansatzweise die strukturellen voraussetzungen dafür vorzufinden. ich vermute die möglichkeit der illusion einfach mal so wirksam zu sein basiert auf der selbstüberschätzung, die dadurch getriggert wurde (und andauernd getriggert wird), dass man emergente (netzwerk)effekte des webs einer eigenen leistung, sei es von einem selbst oder von einer gruppe, zugeschrieben hat (nur als analogie: man kennt das gefühl beim arabischen frühling nicht nur via twitter selbst dabeigesen zu sein, sondern sogar ein bisschen mitgemacht wenn nicht durch eigene retweets sogar mitverantwortet zu haben; anderes beispiel: der ursprüngliche erfolg der piraten basierte nicht auf einer konzeptionellen eigenleistung, sondern war das ergebnis einer kollektiven unzufriedenheit, in einer situation bei der alle anderen alternativen einfach noch schlechter waren und man mal ein zeichen setzen wollte; mspro (siehe oben) hat das zwar erkannt (die videoblogger, die anonymous maskierten, …), allerdings sind es bei ihm noch immer (zu mobilisierende) massen).
kommentare
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