Der Parasit Revisited
aus gegebenem anlass #lsr ein etwas älteres zitat:
für das dahinmurksen [des deutschen webs] gibt es wohl viele gründe, zumindest einen strukturellen, den ich sehr spannend finde, möchte ich erwähnen:
das nicht ertragen können, dass ein anderer aus der eigenen existenz ungefragt und ohne direkte bezahlung irgendeinen nutzen zieht.
dieses grundgefühl zieht sich durch alle schichten und ist – so verständlich auch die haltung ist, wer wollte das schon – im web die blockade schlechthin.
paradigmatisch wird das von der kulturindustrie repräsentiert: zeitungsverleger halten es nicht aus, dass eine nachricht ohne direkte bezahlung gelesen wird und dass google davon sogar finanziell profitiert, musikverwerter halten es nicht aus, dass ein track ohne bezahlung angehört oder als untermalung einer slideshow benutzt werden kann und dass google davon sogar finanziell profitiert, usw., […]
komplementär zu diesem grundgefühl kommt der anspruch, aus der verwertung eines produktes auch noch den letzten tropfen wert aussaugen zu wollen.
dass auch die produzenten vorteile davon hätten, wenn sie ihre objekte/produkte netzwerktauglich machten, ist dabei egal. ich schneide mir lieber den finger ab, bevor ein anderer von meiner leistung profitiert, ohne dass ich direkt bezahlt werde oder mein explizites einverständnis gebe, und den finger schneide ich mir übrigens ganz sicher nicht ab, also fordere ich umfassende kontroll- und sanktionssysteme, die diesem treiben der nutznießer einhalt gebieten. die kosten für die systemische verunmöglichung von missbrauch sind aber üblicherweise um faktoren höher, als der tatsächliche schaden selbst.
(nts: mich öfter selbst zitieren)
das leistungsschutzrecht ist natürlich das pure symptom dieser haltung, welches die groteske grimasse sichtbar macht. das ist so unwahrscheinlich, dass man keese dafür fast dankbar sein könnte.
stefan niggemeier spinnt diesen gedanken übrigens gerade schön weiter.
kommentare
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