live.hackr

die romantische komödie

beckmann, jauch, schirrmacher

hab gestern, durch twitter aufgescheucht, ein paar minuten der beckmann, jauch, schirrmacher runde geschaut, die über die gefahren von computern und web für denken, bildung und volkswirtschaft sinnierten, und während es mit der beschreibung ‘ältere herren, die nichts raffen und die nicht raffen, dass sie es nicht raffen’ auch recht zutreffend beschrieben wäre, ist mir witzigerweise auch das erste mal in gewisser klarheit bewusst geworden, warum es die, die es nicht raffen, nicht raffen.

ganz pauschal gesagt sind viele dieser generation vom internet schlicht und einfach überfordert. nicht weil sie zu dumm oder zu begriffsstutzig sind, sondern weil es durch das internet einen exzess der kommunikation gibt, den sie nicht verarbeiten können, mit dem sie nichts anfangen können, den sie nicht einschätzen können.

der grund dafür ist, dass ihnen das organ fehlt, wichtiges von unwichtigem zu unterscheiden.

fast jedes vorgetragene beispiel lässt sich auf diese genuine nicht-unterscheidungsfähigkeit zurückführen, fast jedes vorgetragene problemszenario wäre keines mehr, würde man die unterscheidung treffen.

die kommen alle aus einer welt, in der alles wichtig ist bzw. in der es ein vorgefertigtes ordnungssystem für wichtiges gibt. wer jede email, jeden blogpost, jedes kommentar bei heise, jeden tweet gleich behandelt wie einen liebesbrief, eine rechnung oder einen leitartikel in der faz, der kommt im web nicht weit, weil die sicherungen nach 10 minuten durchbrennen.

das problem dabei ist, dass dann auch alle anschlussüberlegungen falsch sind, weil sie auf einer falschen prämisse basieren, und dass sie nie durch herumexperimentieren adäquat einschätzen können, für was das web gut ist und (fast noch wichtiger) für was nicht. das ist zunächst ein problem für den jeweiligen selbst, ein gesellschaftliches problem wird es allerdings, wenn das meinungsmacher oder politische einflüsterer sind, weil dadurch gesellschaftliche opportunitätskosten angehäuft werden, einerseits indem unfruchtbare praktiken weitergetragen werden, andererseits indem unfruchtbare strukturen etabliert werden. sie meinen es sicher gut, aber sie werden zu verhinderern.

(es gibt im web natürlich eine dialektik der unwichtigkeit, sprich: die grössten glücksgefühle entstehen im einen selbst überraschenden übergang von vermeintlich unwichtigem in persönlich wichtiges, vl. kann man auch lernen oder persönliche entwicklung dazu sagen, das unwichtige ist jedenfalls genauso wichtig wie das wichtige; aber die unterscheidung in wichtiges und unwichtiges muss als primäre unterscheidung zunächst einmal getroffen werden und das organ zur effizienten unterscheidungskraft muss in der folge ausgebildet werden, weil man sich nur dann nicht in dinge verzettelt und verbeisst, die eben unwichtig und also nicht verzettel- und verbeissenswert sind.)

☍ 24.11.2009 # web schirrmacher informationoverload
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