Book Reviews
Die Macht der Plattformen
eine art nanoreview von ‘die macht der plattformen’ von michael seemann in tweets:
die macht der plattformen (2021)
— Markus Spath (hackr) 20. Mai 2021
(huch, liest sich gut an)
— Markus Spath (hackr) 20. Mai 2021
(19-48: er versucht sich am spagat, vorgefundene definitionen von ‘plattform’ zu synthetisieren: “plattformen sind vorselektionen potentieller verbindungen, die unerwartete anschlussselekionen konkreter verbindungen wahrscheinlicher machen”)
— Markus Spath (hackr) 1. Juni 2021
(mir gefällt die symmetrie, aber ich bin mir nicht sicher, wie grundsätzlich sinnvoll eine allgemeine definition ist, weil plattform eine art homonym on steroids ist, i.e. nicht ein wort für verschiedene dinge, sondern ein wort für alles ist, in dem sich sein sinn reaktualisiert)
— Markus Spath (hackr) 1. Juni 2021
(49-86: dunno. hat mir ein bisschen zu sehr so einen sendung mit der maus vibe, den er aber mit ein paar theoretischen schmankerln konterkariert)
— Markus Spath (hackr) 2. Juli 2021
(87-116: noch ein dunno. enthält sicher ein paar nützliche unterscheidungen, aber für die entwicklung von einem ‘grossen’ begriff (netzwerkmacht) ist mir das ein bisschen zu pickandchoose)
— Markus Spath (hackr) 3. Juli 2021
(117-144: check)
— Markus Spath (hackr) 4. Juli 2021
(145-190: hmm)
— Markus Spath (hackr) 5. Juli 2021
(191-274: check) ((nts: lb 74))
— Markus Spath (hackr) 7. Juli 2021
(275-334: check)
— Markus Spath (hackr) 8. Juli 2021
(335-391: check. hier doch noch der payoff für die ausgangsdefinition)
— Markus Spath (hackr) 9. Juli 2021
(kl. nachtrag: die tweets klingen, wenn ich sie so sehe, etwas unentschlossen, nur zur sicherheit: es ist eine absolute leseempfehlung, schon allein deshalb, weil er einer der ganz wenigen ist, der gleichzeitig theoriefest ist, als auch den technologischen stack nicht völlig missversteht und hier schon einen anspruchsvollen wurf hingelegt bzw. eine neue baseline gezogen hat)
(ich würde zwar vieles etwas anders ‘begreifen’ und/oder ‘unterscheiden’, tu mir mit anmerkungen aber etwas schwer, wenn ich die produktionsbedingungen berücksichtige. bei einer wissenschaftlichen arbeit kann man zb. nicht mal schnell salopp größere teile der wissenschaftsgeschichte oder des diskurses für irrelevant/nicht zuständig/kurzerhand falsch/ungültig erklären oder begriffe einfach aus sich selbst heraus begründen und erklären, zumindest ohne eine kenntnis der begriffsgeschichte signalisiert zu haben etc. an vielen stellen hätte ich mir das aber gewünscht, weil er dann vl. weniger der versuchung unterlegen wäre, theorien deshalb in sein framework zu integrieren, weil sie seine kernbegriffe (plattform und macht, no na, aber auch regime, graph, hegemonie, souveränität, usw.) verwenden oder behandeln, ohne sie aber wirklich in den eigenen semantischen vektorraum hineinzurechnen. ein beispiel: die graphnahme hat sich als reiteration der schmittschen landnahme natürlich fast aufgedrängt, aber damit ausgestattet wird schnell übersehen, dass eine zentrale leistung von plattformen tatsächlich ist, den graph selbst quasi aus dem nichts zu erzeugen statt etwas unabhängig davon exisitierendes zu ‘nehmen’. aber da sind wir dann schnell bei korinthen usw.)
((ob ich seine im tweet oben zitiert abstraktion für plattform für eine gute oder schlechte (gute schlechte oder schlechte gute) idee halte, muss ich noch ein bisschen sinken lassen; im epilog zeigt er, wie nützlich eine daraus ableitbare systematik mitunter sein kann. aber was er mit seiner definition an universalität gewinnt, verliert er mit der partikularität der aussagen, die man sinnvollerweise nur über die dann immer notwendigen differenzierungen machen kann, usw. man kann sich ja herumspielen.))
aber wie gesagt: lesetipp.
24 Stunden im 21. Jahrhundert
eine art nanoreview von ’24 stunden im 21. jahrhundert’ von peter glaser in 2 tweets:
(bin über ’24 stunden im 21. jahrhundert ‘ von peter glaser aus 1996 gestolpert. die morgenstunde liest sich immer noch phantastisch)
— Markus Spath (@hackr) Jan 03, 2021
(die anderen 23 stunden dann übrigens auch, bin ganz weggeblasen so gut. ist heute vl. noch besser als damals, weil es den jüngeren nicht nur einen blick ins historische damals vermittelt, sondern weil es auch den heutigen blick mit der faszination von damals aktualisieren lässt)
— Markus Spath (@hackr) Jan 05, 2021
(wollte das nur auch hier erwähnen/empfehlen)
((im grunde irre, was an heute gerade wieder relevantem es auch vor 25 jahren schon gab, teleworking, vernetzte kaffeemaschinen und kühlschränke/iot, textgeneratoren/ai, ecommerce, augmented reality, etctrara. und sein blick schon damals viel geschickter als das meiste heute. wann und warum hat de/at den ball so fallengelassen?))
Realitätsschock
eine art nanoreview von realitätsschock von sascha lobo in tweets:
realitätsschock (2019)
— Markus Spath (@hackr) 16. Sep. 2019
(huch, liest sich gut an)
— Markus Spath (@hackr) 17. Sep. 2019
(huch, auch die review ist sehr einfach: vl. das beste buch über digital so far. die baseline, die wir brauchen)
— Markus Spath (@hackr) 21. Sep. 2019
(dabei könnte ich es wirklich auch belassen, betonen möchte ich nur kurz, warum es so eine wohltat ist: weil es mehr oder weniger vollständig auf den bezug resp. regress, was sich irgendwer irgendwarum über das internet, das digitale, etc. zusammengereimt hat, verzichtet1 und die sache rein empirisch angeht und die (zehn) bereiche anhand von auserlesenen beispielen und geschichten positioniert und kartographiert, wie immer gut informiert, unterhaltsam und wunderbar formuliert. ich mag ja eig. alles von sascha, aber mir kommt vor hier hat er sich selbst übertroffen.)
1 (die ausnahme von der regel ist das kapitel über KI, in diesem baut er (mittlerweile überholte) annahmen ein und reisst dadurch einige lücken auf, die er dann selbst nicht richtig schließt, aber das wäre nitpicking. um das aber nicht nur zu postulieren: alle genannten ‘demütigungen’ (jetzt schlagen uns KIs schon in unserer letzten bastion go und machen sogar musik) und ‘überforderungen’ (jetzt kann auch mark zuckerberg selbst nicht mehr sagen, warum was empfohlen wird, oder jetzt pfadoptimiert amazon die logistik und damit die ausbeutung usw.) sind nicht einer inhärenten qualität der jeweiligen KI geschuldet, sondern eher übergangsempfindungen wegen einem noch nicht verstandenen maßstab, der aber wohl bald besser verstanden sein wird (i.e. wenn der schnellst mensch der welt den marathon in 2:01:41 läuft, dann haben wir mittlerweile die demütigung verkraftet, dass wohl schon jeder e-scooter schneller wäre, wir wissen halt warum und sehen das deshalb nicht mehr als menschlichen makel), oder einem noch nicht geklärten sozialen u/o politischen verhältnis)
aber wie gesagt: uneingeschränkte empfehlung.
Die Bildung und das Netz
eine art nanoreview von die bildung und das netz von martin lindner in tweets:
die bildung und das netz (2017)
— Markus Spath (@hackr) 19. März 2018
(huch, liest sich gut an)
— Markus Spath (@hackr) 19. März 2018
(pos 188-1272: ganz gute einführung. vl. hängt er ein bisschen zu sehr an den selbstbeschreibungen und steckt das objektiv absteckbare zu wenig ab. was meinst du, wenn du von bildung faselst? usw.)
— Markus Spath (@hackr) 19. März 2018
(pos 1273-2307: lustigerweise nimmt er die absteckung hier sofort vor (formal sehr schön: die pos/dnw-matrix), nur macht er den gleichen fehler eine ebene höher, i.e. unterliegt der schönheit der metaphern, steckt aber 'das kategorische' nicht ab)
— Markus Spath (@hackr) 20. März 2018
(pos 2308-3426: lustigerweise nimmt er die absteckung vom kategorischen hier sofort vor, nur verschiebt er den gleichen fehler eine weitere ebene, i.e. er setzt die ethik vom web normativ, wo man es nur emergent/empirisch beschreiben bräuchte)
— Markus Spath (@hackr) 20. März 2018
(pos 3427-4390 : schöner überblick zumal er mit dem blick 'von heute' die mit dem 'digitalen' eingeführten differenzen auch historisch positioniert, aber nicht als 'gab es ja schon immer' sondern gwm. als 'retrospektiv konstituierbares')
— Markus Spath (@hackr) 21. März 2018
(pos 4391-4751: wie goethe sagte: geht ins netz, der geist wird folgen)
— Markus Spath (@hackr) 21. März 2018
(pos 4752-5603: recht sinistre beschreibung zum stand und ausblick von schulen, lol)
— Markus Spath (@hackr) 21. März 2018
(pos 5704-7438: recht sinistre beschreibung vom stand der universitäten, lol, aber doch mit positivem ausblick. kl. anmerkung: er tendiert zum romantisch-postmodernen, wo vl. zumindest der umweg über 'den grossen anderen' nützlich wäre, siehe zizek https://hackr.de/2015/03/27/papierkorb-pt-68 )
— Markus Spath (@hackr) 22. März 2018
(pos 7439-8733: eig. recht optimistische beschreibung vom stand der interpenetration von bildung/organisationsentwicklung und digitalen medien in unternehmen)
— Markus Spath (@hackr) 22. März 2018
(pos 8734-9765: musste an einigen stellen lachen, weil er mitunter zwischen himmelhoch jauchzend und zu tode betrübt oszilliert. praktisch jedenfalls supernützlich: literanz, ZONS, VHS, die 8Cs von belshaw, etc.)
— Markus Spath (@hackr) 23. März 2018
(kl. nachtrag: die tweets klingen, wenn ich sie so sehe, doch etwas muffig, nur zur sicherheit: es ist eine absolute leseempfehlung, schon allein deshalb, weil martin einen ganz eigenen blickwinkel gefunden und ganz allgemein eine der angenehmsten stimmen überhaupt hat. lustigerweise enthalten die tweets trotzdem auch schon meine beiden einwürfe, wenngleich etwas zu kompakt u/o kryptisch, also vl. zur ergänzung:
einwurf 1: das absteckbare abstecken usw: mit bildung ist es wie bei vielen begriffen, die auf mehreren/allen gesellschaftlichen u/o technologischen ebenen wirksam sind: sie ist ein homonym, das nicht nur auf jeder ebene des stacks was grundsätzlich anderes bedeutet, es gibt auf jeder ebene auch noch eine art horizontale streuung, bei der jeder einfach das damit bezeichnet, was er damit gerade bezeichnen will (es teilt dieses schicksal zb mit der armen ‘plattform’. auch die hätte auf jeder ebene eine grundsätzlich definierbare sinnvolle bedeutung, aber jenseits davon assoziieren die leute damit frei vor sich hin und berücksichtigen in den seltensten fällen auf welcher ebene sich ein etwaiger anderer damit gerade befindet). das insistieren auf das abstecken ist sicher ein bisschen anal und im jeweiligen ‘sprechakt’ mitunter irrelevant oder sogar kontraproduktiv, es ist aber dort notwendig, wo man grundannahmen macht oder erkenntnisse übertragen will. beim dokumentieren/reflektieren der jeweiligen grundannahmen oder geltungsbereiche stellt man übrigens nicht selten fest, dass anscheinend konfliktierende positionen überhaupt kein problem mehr sind, aber auch, dass man bestimmte lektionen vl. nicht einfach so übertragen kann.
und weil das immer noch etwas abstrakt klingt ein konkretes beispiel: die MOOCs. über MOOCs gäbe es fast nichts zu diskutieren oder problematisieren, wenn man sich einfach anschauen und abstecken würde, was sie sind (und nicht, was andere darüber sagen). das sprengt hier ein bisschen den rahmen aber unterm strich sind sie einfach eine spezifische form eines kurses mit einigen variablen (gut/schlecht gemacht, als event/permanent, primär linear/offen, usw.) das in der konkreten instanziierung dann ein konkretes potential zum lernen entfaltet (das je nach lerner auch völlig variieren kann). und man würde leicht einige buckets finden, für die sie bestens (und mitunter besser als alles andere) geeignet sind, und müsste sie auch nicht länger mit aufgaben oder annahmen versehen, für die sie halt nicht geeignet sind. skurrilerweise findet das aber ohne übertreibung einfach nicht statt und es wird immer nur etwas angenommen oder diskutiert, was ein anderer angenommen oder darüber gesagt hat, was auch wieder üblicherweise mit einer hanebüchen übertreibenden selbstdarstellung beginnt, die dann nachgeplappert und verstärkt oder ohne eigenen blick weggeschüttet wird.
einwurf 2: er setzt die logik vom web ethisch/normativ und landet dadurch in einer position, die blöderweise genau das erschwert, was sie eigentlich bewirken will. damit steht er in guter schule mehr oder weniger aller, die mit dem herzen am rechten fleck (also humanistisch, emanzipatorisch, sozial, indie) in den letzten 29 jahren über das web nachgedacht haben, nur nützt das nix (wobei es auch nicht schadet). das webbige am web ist eine nützliche und völlig valide kategorie zur beschreibung von phänomenen, es ist aber ein fast unerreichbarer imperativ, der das subjekt/die organisation in eine fast unmögliche position bringt.
und das klingt as is nicht nur kontraintuitiv sondern eher doof aber als beispiel: das bloggen. der bösartigste tipp, den man jemandem geben kann, ist das gutgemeinte ‘sei frei und blogge!’. ich hab das (gee, auch schon wieder 5 jahre her) mal hier kurz thematisiert aber dazu ergänzend: das problem beim bloggen ist ja paradoxerweise genau der umstand, dass blogs ein perfektes medium sind, nicht nur weil einfach jeder einfach alles schreiben kann (man braucht noch nicht mal geld und ein zimmer, man braucht nur noch ein iphone und ein bluetooth keyboard). und genau weil man alles tun könnte, was man will, erfordert das das allerschwerste: man muss etwas wollen und den sinn für sich selbst erzeugen. keine likes oder follower, die das leben versüßen. blogs haben also unendliches potential, aber sie brauchen auch einen akt der selbsterzeugung (der als forderung eine zumutung ist).
oje, das wurde nicht viel klarer, anyhow und wie gesagt: großer lesetipp)
The Inevitable
eine art nanoreview von the inevitable von kevin kelly in tweets:
the inevitable (2016)
— Markus Spath (@hackr) 10. Juni 2016
(liest sich ganz gut an; überraschend low key, könnte auch als op-ed in der faz stehen)
— Markus Spath (@hackr) 19. Juni 2016
(becoming: guter begriff aber weniger mit d/g, eher in der naivität von google interpretiert; verwechselt impossible mit kontingent)
— Markus Spath (@hackr) 19. Juni 2016
(cognifying: bin zerrissen; er mischt kitschige sf mit guten beispielen, duhs mit non sequiturs, insgesamt aber eher solutionistisch)
— Markus Spath (@hackr) 19. Juni 2016
(flowing: die 4 stages sind gut, rest eine wilde mischung aus copying, streaming, mashups, realtime, share economy und freeconomics)
— Markus Spath (@hackr) 19. Juni 2016
(screening: hmm, will ja nicht nur motzen, er macht aber die fehler von sobooks und kombiniert das mit einer art scobleian futurism)
— Markus Spath (@hackr) 19. Juni 2016
(accessing: was marcelweiss seit drei, vier jahren sagt…; ansonsten happy go lucky aber als aktueller überblick nicht schlecht)
— Markus Spath (@hackr) 19. Juni 2016
(sharing: hmm, auch das kein schlechter überblick, aber trotz extrapolation um den faktor 10 fast ein bisschen geringschätzend)
— Markus Spath (@hackr) 19. Juni 2016
(filtering: mittelguter überblick, interpretiert es aber eher als personalisierung, ads- und attention economy und search marketing)
— Markus Spath (@hackr) 20. Juni 2016
(remixing: auch nicht schlecht, aber mit wenig gefühl für die ökonomien der produktions-, rezeptions-, und distributionsbedingungen)
— Markus Spath (@hackr) 20. Juni 2016
(interacting: hmm reduziert er mehr oder weniger auf VR/AR, aber eher in der naiven version von google als von gibson oder o. wiener)
— Markus Spath (@hackr) 20. Juni 2016
(tracking: quantified self, lifestreaming, lifelogging, billions of sensors around us, oh my)
— Markus Spath (@hackr) 20. Juni 2016
(questioning: digital delirium)
— Markus Spath (@hackr) 20. Juni 2016
(beginning: auf geht's zum holos. im grunde nett, nur ist seine primäre metapher das neuron und nicht das molekül)
— Markus Spath (@hackr) 20. Juni 2016
(kl. nachtrag: die tweets klingen, wenn ich sie so sehe, doch deutlich muffiger, als ich das buch beim lesen empfand. nur zur sicherheit: es ist über weite strecken gut und man sollte es auf alle fälle lesen, alleine schon als schnappschuss im dispositiv. mein kleines unbehagen entstand dadurch, dass so ziemlich in jedem kapitel der jeweilige begriff eigentlich besser ist, als er ihn dann ausgeführt hat. ich hab mir fast in jedem kapitel ‘hmm, ist das nicht eine themenverfehlung?’ gedacht, weil plötzlich ein abschnitt aus dem leftfield kam, der in sich vl. nicht falsch ist, aber mit dem hauptbegriff nix zu tun hat. (ich vermute fast, dass das mit dem schreibprozess zusammenhängt. nach ‘what technology wants’ hat er wohl eine kleine pause gemacht, dann hat er über 2 jahre material gesammelt und skizzen verfasst, und die hat er dann auf die 12 themen verteilt, wenn sie irgendwie gepasst haben). und inhaltlich würde ich wohl kritisieren, dass er die komplexe begehren, kultur, politik und sinn einfach ausklammert, aber das ist hier ja eh eine endlosschleife. aber wie gesagt: lesetipp)
Kultur der Digitalität
eine art nanoreview der kultur der digitalität von felix stalder in tweets:
kultur der digitalität (2016)
— Markus Spath (hackr) 9. Mai 2016
@hackr (huch, liest sich gut an)
— Markus Spath (hackr) 9. Mai 2016
@hackr (21-58: als crashkurs in cultural studies nicht schlecht aber auch ein bisschen uff)
— Markus Spath (hackr) 10. Mai 2016
@hackr (68-91: wilder ritt zwischen media studies, hacker culture und californian ideology)
— Markus Spath (hackr) 10. Mai 2016
@hackr (96-128: hmm, sags nicht gerne aber eher so eine art 'entwurf einer theorie der mashups' für faz-feuilletonisten)
— Markus Spath (hackr) 10. Mai 2016
@hackr (164-202: nicht schlecht, die konstatierte existenzialistische geworfenheit unter den algorithmus ist vl. ein bisschen too much)
— Markus Spath (hackr) 10. Mai 2016
@hackr (203-245: das kapitel das ich befürchtet habe, das fitbit als paradigmatisches postdemokratisches device usw.)
— Markus Spath (hackr) 10. Mai 2016
@hackr (so, uff; er hat vl. einige zu große bisse gemacht, unterm strich aber sehr lesbar und sehr super)
— Markus Spath (hackr) 10. Mai 2016
(kl. nachtrag: einmal drüber geschlafen kann ich glaub ich ein bisschen besser mein kleines unbehagen damit formulieren: das buch ist mir deshalb etwas unheimlich, weil es die gängige bürgerliche kritik am web wirklich unblöd formuliert, so paradox das klingt. es ist vl. das buch zur webkultur, das die wenigsten falschen grundannahmen und non sequiturs hat, er kennt sich ganz klar aus, es fehlt aber die seite der potentialität und der hoffnung (und damit meine ich, nur zur sicherheit, nicht, dass er jeden fluch mit einem segen gegenrechnen sollte, zum internetoptimismus aufruft, etc.)
aber wie gesagt: lesetipp)
429270640944627712 Revisited
hab in der wühlkiste für 3€ payback von fr_schirrmacher gefunden und gekauft und hab jetzt ein schlechtes gewissen.
— Markus Spath (@hackr) January 31, 2014
kl. nachtrag zu 429270640944627712 : irgendwie war (der kauf von payback) überhaupt eine ethische katastrophe für mich: zuerst hatte ich ein schlechtes gewissen, weil ich es erst im ‘last call’ stapel für läppische $3 gekauft habe1, dann hatte ich ein schlechtes gewissen, weil ich es nicht gelesen habe und es mahnend herumlag, dann war es irgendwie unangemessen, es so kurz nach seinem tod zu lesen, und jetzt habe ich es doch gelesen und hab nichts wirklich gutes darüber zu sagen, usw. trotzdem ein paar minianmerkungen …
es ist ein ärgerliches2 buch, weil er eigentlich knapp dran war und er im grunde nur leicht vermeidbare fehler gemacht hat: er hat seine persönliche einzelerfahrung als allgemeingültig gesetzt. er konnte nicht zwischen den kontingenten effekten und den notwendigen gesetzmässigkeiten unterscheiden; die idee, dass gewisse probleme für die (manchmal massen an) betroffen zwar real, aber grundsätzlich auch vermeidbar sind, kommt ihm aus irgendeinem grund ganz einfach nicht. er versteht nicht, dass irgendeine kontingenz immer notwendig ist. und um seine erfahrung dann also objektivieren zu können, ohne den anderen menschen den eigenen handlungsspielraum und deren subjektivität einfach schnell mal grundsätzlich abzusprechen, wendet er einen kniff an: er biologisiert das problem. das netz ist nicht nur selbst ein expandierendes gehirn (im grunde eine dämliche metapher, aber damit ist er nicht allein), das netz ändert auch unsere hirne und verdrahtet sie alle neu. und nimmt man das dann einfach an, kann man damit ohne weitere argumentation alles (wir werden dümmer, wir verlieren die fähigkeit zur aufmerksamkeit, unser textverständnis erodiert, wir werden zu nervösen wracks weil in jeder email überlebensnotwendige infos versteckt sein können, wir werden durch den zustand der dauererschöpfung lust- und leblos, etc.) erklären.
(eine technik, mit der wir uns in diesem szenario dann als menschen reetablieren können, zaubert er am ende dann übrigens doch aus dem hut: den perspektivenwechsel. leider befolgt er seinen eigenen ratschlag nicht, er hätte damit einige der von ihm vorgestellten auswegslosigkeiten selbst mit alternativen gängen umbauen können)
((zwei perspektiven, die sich zum gelegentlichen wechsel oft nicht nur angeboten hätten sondern die sich fast aufdrängen, die er aber gewissenhaft vermieden hat, sind persönliche produktivitätstechnicken/gtd und soziologie; david allen und gina trapani erwähnt er zwar, er kennt sie aber wohl nur vom hörensagen und tut sie vorschnell ab; mit pierre bourdieu hat er angeblich sogar einmal gespeist, wenn er dessen begriff vom ‘habitus’ zur beschreibung von unbewusst automatisiertem verhalten statt dem begriff ‘algorithmus’ verwendet hätte, hätte er sich und uns einige doofe anschlussüberlegungen erspart, weil gewisse blöde assoziationshöfe – der wahn um die algorithmen verfolgt uns ja bis heute – erst gar nicht aufgekommen wären))
unterm strich hätte er es als techniktagebucheintrag schreiben sollen; als subjektive erzählung eines eigenen konfliktes ist es durchaus interessant und wäre auch nicht ohne relevanz. als theorie oder erklärmuster der gesellschaftlichen verhältnisse ist es leider eher doof – und nicht, weil es zum damaligen zeitpunkt so doof sein musste.
1 meine heuristik ist bei büchern, dass man weniger für das buch bezahlt, sondern dass man sich selbst für das lesen bezahlt, weil einem die eigene zeit, die man mit dem buch verbringt, zumindest bei taschenbüchern immer mehr wert sein sollte als der preis des buches, und dass man also keine bücher kaufen sollte, nur weil sie verbilligt sind.
2 ärgerlich natürlich nur deshalb, weil der als herausgeber der faz dann die nächsten jahre ganz wesentlich den tonfall und das niveau der ‘internetdebatten’ vorgegeben hat. schirrmacher war halt wohl auch der fortschrittlichste unter den zeitungsmachern, alle anderen haben das immer als oberste grenze konzipert.
Ethische Rocker III Die Rückkehr der Kontrollgesellschaft
4 jahre nach ethische rocker und ethische rocker II gwm. der dritte teil meiner trilogie über die theorie des kontrollverlusts von mspro – zur abrundung in form eines (informellen, nicht kritischen) eindrucks von das neue spiel.
wie soll ich sagen und ich will nicht despektierlich klingen, aber ich war wirklich positiv überrascht. nicht dass ich was anderes erwartet hätte, aber es ist inhaltlich insgesamt sehr rund und durchaus am puls, er hat eine gute und sehr lesbare sprache gefunden und driftet dabei weder in diesen oft unsäglichen babytalk für dummies ab, noch überladet er es bedeutungsschwanger mit irgendeinem jargon. und er definiert einen sinnvollen und konkreten politischen vektor, ohne dabei aber ins assoziative wunschdenken oder ins frei flottierende fordern oder in die netzpolitische selbstgefälligkeit zu verfallen (wie es sich beim thema doch anbieten würde). eher im gegenteil, er bleibt eher pragmatisch und stapelt mit seinen thesen fast schon tief. nicht nur deshalb von mir eine kauf- resp. leseempfehlung.
(seine kernbegriffe (kontrollverlust, query) verwendet er vl. etwas zu grosszügig. nicht dass sie unfruchtbar wären, aber er presst so ziemlich jeden gedanken mit ihnen aus, egal ob er jetzt besonders gut passt oder nicht. und query oder kontrollverlust sind halt so generisch und selbstevident, dass sie natürlich immer irgendwie passen. aber ich könnte sie auch auf jede beliebige folge columbo anwenden und hätte die gleiche schlüssigkeit (ist der täter nicht das paradigmatische (arrogante, selbstverliebte) subjekt des kontrollverlusts, das alles geplant und in der höchsten präzision ausgeführt hat, nur um dann über columbo zu stolpern, der die spuren sammelt und sie mit queries mehr und mehr vernetzt bis der täter selbst die unmöglichkeit seiner offiziellen narration eingestehen muss usw.) aber darauf will ich nicht herumreiten; wer kein freund von social objects ist, muss zb hier einiges ertragen, die mappe ich ja auf alles was nicht bei drei auf den bäumen ist)
mein kleines problem mit dem buch ist aber, dass sein hauptbegriff ‘kontrollverlust’ selbst auf der falschen seite der unterscheidung/des bruchs angesiedelt ist und gwm. den blick aus der vergangenheit kapselt. was wir mit dem internet erleben ist in seinem wesen ja nicht ein verlust der kontrolle, sondern eine intensivierung und eine steigerung der komplexität des gesamtsystems, die halt mitunter eine verringerte kontrollierbarkeit der art und weise hat, wie andere systeme von uns und allem anderen ‘gebrauch machen’ oder eben anschluss suchen (siehe etwa am ende der wurst). der jeweilige grad der kontrollierbarkeit ist kein wesensmerkmal, sondern ein effekt des neuen aggregatzustands. über den kontrollverlust sinniert man nur auf dem schrumpfenden eisberg, im wasser selbst ist er nicht besonders sinnvoll. (er spürt das glaube ich auch selbst. wenn man so will ist das ganze buch der versuch diesen begrifflichen fehler/den umstand sich auf die eisscholle gesetzt zu haben zu korrigieren.)
aber wie gesagt: lesetipp.
Internet. Segen oder Fluch: Segen oder Fluch?
kleiner nachtrag zu Lost Tweets 56 : hab es tatsächlich back to back gelesen, ein paar schnelle anmerkungen (ein bisschen für ml ): hmm, dunno, bin etwas gespalten:
der segen
- ISoF ist tatsächlich ganz wunderbar geschrieben, stilistisch, vom pacing, von der dramaturgischen struktur her gelungen, sogar die witze sind gut und gut getimed, allein dafür gibts von mir eine uneingeschränkte leseempfehlung.
- einige themen (etwa regulierungsbeschwerden und zuckerbergs brille) sind wirklich gut abgehandelt.
- einige passagen enthalten echte einsichten und halten einer eigenen ignoranz oder indifferenz einen behutsamen und vl. also auch akzeptierbaren spiegel vor.
der fluch
- mir fehlt der knochen. die ersten sechs kapitel werden fast vollständig zur absicherung der eigenen beobachterposition verbraucht, indem ein natürlich für sich schon wieder beachtlicher aufmarsch an optimistischen und pessimistischen aussagen aus der gesamten übermittelten menschheitsgeschichte relativ unbewertet dargelegt und in jedem kapitel mit einer unterschiedlichen wissenschaftlichen disziplin (1: psychologisch/erkenntnistheoretisch, 2: linguistisch, 3: historisch, 4: ethisch, 5: ?, 6: soziologisch) rudimentär kontextualisiert und/oder leicht ironisiert werden. und irgendwie hab ich vermutet, dass sie damit ein bisschen sachliche autorität etablieren wollen (‘seht her, wir können alle diese neutralen positionen einnehmen’), die sie dann später bei der beurteilung von phänomenen quasi einlösen werden, aber das ‘die einen sagen das, aber die anderen sagen das, und wer will da schon richter sein, es ist halt kompliziert, versucht euch auch mal in das gegenüber zu versetzen’ hat dann nicht aufgehört und ging ja bis zum schluss.
- es ist also unterm strich dann eher eine literaturwissenschaftliche analyse von texten die das internet und andere technologien zum thema haben, das mapping zu realitäten wird aber eher umschifft, sie wollen sich lieber nicht festlegen müssen. dabei wäre das mitunter spannend gewesen, es gibt in jedem konkreten diskursiven dispositiv neben retrospektiv offensichtlich falschen optimistischen oder pessimistischen natürlich immer auch ein spektrum an mehr oder weniger ‘richtigen’ aussagen zu sachverhalten oder begriffsbildungen die sachverhalte selbst erst konstituieren, oft lassen sich vermeintliche probleme und widersprüche tatsächlich mit etwas wissen und oder techniken lösen, usw.
- nur am rande: die einzigen zwei bereiche, in die es vor allem deutsche stimmen geschafft haben, waren privacy und urheberrecht, haha.
aber wie gesagt: lesetipp.
Mashup (DVG)
lese 'mashup' (und irgendwie hat mich schon lange kein buch mehr so frustriert; viele richtige aussagen und alles trotzdem leicht daneben)
— Markus Spath (@hackr) November 15, 2011
(nts: mich öfter selbst zitieren)
(weil ich damit angefangen habe… bin jetzt mit mashup durch und irgendwie hat sich an meinem ersten eindruck nichts geändert, ein bissl war für mich das lesen wie das anschauen einer episode von magnum, bei der die tonspur aber um eine sekunde verschoben ist. man merkt, dass alles wichtige dabei ist und dass das herz am rechten fleck sitzt, aber es fügt sich nicht ganz zusammen. nur ein paar punkte (rein konstatierend und ottomh): alles beweist für ihn alles (oder genauer: jede positive erwähnung irgendeiner art von kopie stärkt die positive konnotation jeder anderen art von kopie; wenn die tatsache, dass die kassiererin im supermarkt meine unterschrift als authentische kopie ihrer selbst erkennt, nicht beweis genug für die legitimiät des akts des zitatkopierens bei bands wie den gorillaz ist, dann weiss ich nicht was, usw). manchmal wirken die aussagen deshalb – obwohl nicht falsch – auch etwas willkürlich aneinandergereiht; über weite strecken bleibt er begrifflich unscharf (wobei zumindest eine klare und definierte eigene heuristik für die untschiedlichen begriffe (kopie, plagiat, mashup, remix, etc.) nützlich gewesen wäre, weil sich dann – und eigentlich auch nur dann – die konkret damit verbundenen kulturellen milieus, sozialen konstellationen, politisch-legalen kräfteverhältnisse etc. beschreiben und bewerten lassen*); formal versucht er ein bisschen zu emsig, auch wirklich jeden gedanken zu attribuieren, was einerseits natürlich lobenswert ist, andererseits aber in der zuordnung aleatorisch wirkt. teilweise führt das dann auch zu eigenwilligen erstzuschreibungen für aussagen (leseschreibweb, wie es lessig 2006 entdeckte, usw.); gleichzeit versucht er die autoren zu variieren, und auch das ist lobenswert, aber ein close-reading von masnick, doctorow oder auch weiss wäre teilweise ergiebiger gewesen; trotzdem liest es sich insgesamt gut und ist durchaus ein tipp)
* gerade das titelwort mashup hat ja - zumindest im musikalischen feld - eine sehr konkrete bedeutung und eine sehr spezifische form der künstlerischen wertschöpfung, die man beschreiben könnte (durch assoziation, historische kenntnis, timing der rekombination, etc.) und mit anderen kopie-basierten formen der kulturellen praxis vergleichen könnte, um vl. zu einer art vergleichenden kopierwissenschaft zu kommen oder so.
The Technium
^ endlich gelesen, ich würde doch sagen pflichtlektüre, eigentlich sollte man ein schulfach draus machen, Technium und Systemtheorie oder so: What Technology Wants
(sehr dicht, insofern passt eine rezension nicht in ein, zwei absätze, aber nur eine anmerkung: es ist ein bissl schade, dass er teilweise ins theologische abdriftet, ein paar dinge wären mit einem deleuzeschen materialismus doch noch trefflicher beschrieben, tier werden der maschinen etc., anyway, be there or be square)