BlogRovR
aus der Serie der Memetracker-Variationen… BlogRovR (eine Firefox-Extension, gibt’s schon länger) geht einen anderen Weg, der viel Spass macht und eigentlich echt nützlich ist: es werden nicht amorphe Datenmassen zerlegt, analysiert und an zentraler Stelle reaggregiert, Blogrovr zerlegt personalisierte Datenmassen (welche Feeds kann man in einem OPML-Dokument angeben) und reaggregiert den Diskurs über Seiten/Themen/Memen auf den jeweiligen Seiten selbst.
Einladungsökonomie
InviteShare – eine Webseite für Einladungen für Webseiten für die man Einladungen braucht.
(bin mir nicht sicher, ob dabei nicht mehr wert zerstört als generiert wird. natürlich will man das letzte und beste und zwar sofort (aka der kindliche charakter), aber manchmal ist die vorfreude die schönste freude und der akt des jagens nach den einladungen hat an sich schon eine qualität und befriedigt wohl irgendwelche archaische gelüste. je schwerer man wo reinkommt, desto grösser wird die begehrlichkeit danach, umso grösser ist aber auch die freude, wenn man ein solches objekt der begierde ergattert hat. auch verloren dabei gehen die kommunikativen strukturen, die sich um die einladungsökonomie herum etablieren – siehe etwa twitter, das sich in den letzten wochen zu einem informellen aber dialogisch operierenden marktplatz für einladungen aller art ausdifferenziert hat)
Useless Stats Pt. 1
Basierend auf 500 untersuchten Company- / Produktblogs von Webstartups verwenden
8 (~2%) typepad.com
24 (~5%) wordpress.com
49 (~10%) blogspot.com
als bloghostende Plattform.
Frage des Tages: Herr O’Reilly, was genau ist eigentlich das Web 2.0?
gestellt von Christina Bergmann für die Deutsche Welle (via), Antwort:
Beim Web 2.0 geht es darum, Anwendungen zu bauen, die das Netz als Plattform nutzen. Und die erste Regel dabei ist, dass die Anwendungen von ihren Nutzern lernen, also besser werden, je mehr Menschen sie benutzen. Beim Web 2.0 geht es um die Nutzung kollektiver Intelligenz.
Ok, das ist sicher das 50ste wortgleich beginnende und dann mehr oder weniger gleichartig verlaufende Interview mit Tim O’Reilly, das man in der dt. Presse in den letzten 12 Monaten lesen konnte, aber mir ist dabei etwas wahrscheinlich völlig Offensichtliches das erste Mal klargeworden:
man kann diese Definition auch nicht verstehen.
99% des dt. und 90% des int. Diskurses über Web 2.0 sind das unmittelbare Resultat des ganz einfachen – und völlig nachvollziehbaren, was soll man sich unter Anwendungen die das Netz als Plattform nützen schon vorstellen – Nichtverstehens der Ausgangsthese. Sämtliche dann in der Tat zunehmend wolkig und beliebig gewordenen Beschreibungsversuche über das Mitmachmitshinybuttonsviaajaxalsmashupdankwidgetsdurchaaluswweb sind nichts anderes als sich verselbständigt habende Serien von im Sog der ursprünglichen Beschreibungen aufgegriffenen, dabei aber isoliert und nicht mehr im Kontext verständlichen Elementen, wobei irgendwann die Wirkung mit der Ursache vertauscht wurde.
to be continued.
Der massenmedial-politische Komplex
bzw. wie dieser Deutschland auf die falsche Seite der digital divide treibt – Analyse bei neunetz
(wundern muss man sich eigentlich nicht; alles wofür der informations-, partizipations-, interventions-, möglichkeitsraum des internet steht wendet sich ganz unmittelbar gegen die ureigensten interessen, geschäftsmodelle, funktionsmechanismen des staates, der massenmedien, der unterhaltungsindustrie; dass da ignoriert, gemauert, desinformiert, panik gemacht wird solang es geht scheint die verständliche reaktion zu sein. wundern muss man sich eher darüber, dass diese strategie scheinbar überall sonst nicht ganz so gut funktioniert.)
Wir sind produktiv Pt. IV
oops, hab da ein Stöckchen übersehen.
Was macht dich produktiv? Die besten Tipps unserer Leser
hmm, schwierig, der beste Tipp den ich geben kann ist wohl GTD zu lesen und dann auf die striktest mögliche Art zu befolgen und es dann nochmal zu lesen und auf’s Eindringlichste zu studieren und es dann noch strikter zu befolgen, aber das ist wohl kein konkret-genuger Tipp.
Eine meiner Lieblingsstrategien bzgl. von Dingen/Aufgaben, die man schon als zu Tuendes erkannt und benannt hat, für die man auch schon die tatsächlichen nächsten Schritte/die next actions definiert hat, die man dann aber aus welchen Gründen und inneren Blockaden auch immer einfach nicht und nicht tun will, die man von einer Todoliste in die nächste mitschleppt, aber es findet sich immer was besseres zu tun, ist die aleatorische next action
Voraussetzung dafür ist, dass man einen Haufen von next actions (GTD Lingo für Handlungen, die man ganz konkret einfach tun kann, über deren was und warum und wie man nicht mehr nachdenken muss, weil sie schon das Ergebnis eines vorausgegangenen Denkens ob des was und warums und wies sind) hat und dass ein paar davon diese Objekte des Widerstands sind.
Was man dann nach GTD-proper tun würde ist, diese nach Kontext (online, am pc, am telefon, ausser haus, …) aufzulisten und wenn man dann in einem jeweiligen Kontext ist, sie je nach vorhandener Zeit, dann nach vorhandener Energie, erst zuletzt nach Priorität gereiht abzuarbeiten. Nur eben: ein paar davon widersetzen sich und hier kommt die aleatorische next action ins Spiel:
anstatt die NAs nach Kontext zu ordnen, werden alle bunt miteinander vermischt. Dann wird eine zufällig ausgewählt (besonders lustig ist das, wenn man seine NAs in Papierform auf etwa Indexkarten hat und eine mit verschlossenen Augen aus dem Stapel zieht) – und die tut man dann, auch oder gerade wenn es überhaupt nicht zum Kontext oder ins aktuelle Konzept passt. Dann zieht man die nächste – und dann tut man die, usw. usf. Es gibt natürlich Grenzen der Sinnhaftigkeit, aber dabei entsteht mitunter ein eigenartiges Gefühl der Losgelöstheit von etwaigen Zwängen, es entwickelt sich ein unerwarteter Spass an der Zufälligkeit was als nächstes kommt und zu tun ist, und hin und wieder kann man sich so selbst überlisten etwas zu tun, das man sonst (natürlich mit den besten Gründen) immer vermieden hat.
Join the Conversation
Aufreger am Wochenende: die Federated Media / Microsoft People Ready Kampagne, zum Rollen gebracht von Valleywag, bei Techmeme gibt’s die Diskussion
Interessanter als das Thema (FM hat 8 Webtechblogger nach Slogans bzgl. People Ready befragt bzw. mit Vorschlägen für ebensolche Slogans zur Absegnung versorgt, die sind dann in der Kampagne zitiert und auf ebenjenen Blogs als Banner gelaufen – Ethik, Glaubwürdigkeit, Integrität, etc. des Bloggers wurden im Anschluss diskutiert (man kann sich vorstellen was hier loswäre, wenn adical nicht nur Werbung von Yahoo schaltet, sondern auch noch mit einem peppigen Slogan von Johnny et al. garniert)) fand ich jedenfalls den jeweilige Blickwinkel der betroffenen Blogger auf die Reaktionen, u.a.:
The main thing I’m pissed off about right now is that they pulled all the ads, which mean we’re taking a revenue hit. We’re running a business here, and have payroll to make. We run ads to make that payroll. Those ads have now been pulled.
I think the main criticism of the campaign comes down to this: Never do anything where there is a perception that integrity was purchased. The question is, how to ensure that perception?
Während Arrington schon aus einer Position der Unantastbarkeit auf das Geblabber blickt (hey, ich habe Rechnungen zu zahlen) ist Batelle’s Sicht (exemplarisch für die meisten anderen) nicht so sehr auf die aufgeworfene Problematik gerichtet, sondern nur auf die diesbezügliche Wahrnehmung der geneigten Leserschaft. Das Problem ist nicht integer zu sein, das Problem ist als integer zu erscheinen. Naja, eigentlich hat er recht.
siehe auch Mark Pilgrim (übersetzt den bullshit lingo von FM ins Englische) und Jeff Jarvis
Open noch mehr up
Apropos Unbundling (siehe open up) – Dieter Rappold beim Barcamp Wien zum Unbundling und Reconstructing von Identities (via) als Mastermonetarisierungsenabler für zukünftige Geschäftsmodelle im Web.
(einerseits wertimplosion der altfatrischen GMe der medienunternehmen, telcos und brands; andererseits die erkenntnis, dass identity mit aufmerksamkeiten zu tun hat, und dass wer das identitymanagement von den disparaten identities aggregiert / sie von konkreten gebundenheiten entkoppelt deshalb an der quelle jeglicher wertschöpfung sitzt)
Open Up
Dave Winer zum Unbundling von social networks :
… because what we really need is an architecture that allows anyone to add a tag to an arc, the same way we add tags to pictures on Flickr.
All these things point in one direction, esp Facebook. Closed systems are fine in the early stages of a new technology. They’re the training wheels for a new layer of users and uses. But, as we always see, the training wheels eventually come off, explosively, creating new systems that throw out the assumptions of the old. …
Eventually, soon I think, we’ll see an explosive unbundling of the services that make up social networks. What was centralized in the form of Facebook, Linked-in, even YouTube, is going to blow up and reconstitute itself.
(ich glaube er macht einen konzeptionellen fehler, weil er offenheit in erster linie technologisch denkt; die plattformen deren unbundling er voraussieht sind aber schon das gerebundelte – und funktional offen genuge – ergebnis von zuvor geunbundelten (bzw. ohnehin schon frei flottierenden) tatsächlichen bedürfnissen. vgl. etwa craigslist und edgeio.)
Verschwende deine Jugend
Norbert Bolz remixt seine Keynote von der next Konferenz (siehe) im Handelsblatt.
Web 2.0 ist eine Form der Jugendkultur, und jeder Organisation droht immer die Lächerlichkeit, wenn sie versucht, mit einer Jugendkultur Kontakt aufzunehmen. Die Peinlichkeit ist sehr wahrscheinlich, das erspart aber nicht das Experiment.
(imho ist er aus falschen gründen auf die richtige schlussfolgerung gekommen; siehe etwa Sexbeat für einen vergleich der strukturfunktionalitätsäquivalenz – your search strukturfunktionalitätsäquivalenz did not match any documents – von web 2.0 und hipster-studies)
noch ein paar medienbezogene Quicklinks:
- Medienökonomie, Notizen
- Tiny Bubbles: Social Media Explodes in a Thousand Small New Ways
- Ambient Intimacy
- 10 obvious things about the future of newspapers
Why there's no
… such thing as Web 2.0 (Marc Andreessen, dem ersten post-Twitter Blogger)
(sehr richtig alles, ausser but there is no such thing as a “space”. – natürlich gibt es einen space (im sinne einer diskursiven formation, die sich allerdings der siggi-beckerschen hypezyklenlogik folgend wechselhaft hysterisch / gelangweilt gestaltet, mal mehr mal weniger fruchtbar ist, etc.))
yumondo
yumondo [war http://www.yumondo.com/] – schönes Beispiel für die deutsche Selbstzerfleischung bzw. für die Beschaffenheit des Ökosystems 2.0. Hierzulande bis dato eigentlich nur über ihr durchgesickertes strategisches Wiki aufgefallen, dafür fast schon Jubelreviews bei RWW und Mashable
Klar, die eigenen Gorillamarketingideen schön zu dokumentieren ist natürlich ein Steilpass für das beliebte Sautreiben – aber es ist doch symptomatisch, dass irgendwas nur dann ein grösseres Thema wird, wenn im Wahrnehmungsraster ein Skandal in den Bereichen Datenschutz, Urheberrecht, Lücken in der Sicherheit, ungustiöse Machenschaften im Geschäftsmodell etc. ausgemacht wird. (Selbstcheck: mittlerweile gibt es an die 400 deutsche web 2.0 ige Anwendungen, täglich kommen eine oder zwei dazu; welche fallen einem spontan ein?)
6:49 AM
Die SZ mit einem in seiner Doofheit nicht unwitzigen Artikel zu Blogs etc.
(nach wie vor (und nicht auf diesen artikel bezogen) aus systemtheoretischer sicht interessant: msm und blogs sind füreinander umwelten, die man irgendwie ins eigene system inkorporiert. während blogs durchaus auch die outputs der msm (und natürlich auch den von anderen blogs) ernst nehmen und innerhalb des eigenen systems weiterverarbeiten und also – zumindest asymptotisch – schlauer und differenzierter werden, nehmen die msm die blogs nur auf einer meta-ebene war. da ist was, was uns beobachtet und was über uns schreibt, und da ist was, was dann auch lustigerweise noch autoreflexiv über sich selbst schreibt, und da ist was, was vielleicht noch ganz allgemein irgendwie und über irgendwas herumschreibt. aber es wird nur das DASS wahrgenommen, aber nicht das WAS und schon gar nicht das vernetzte WIE und beim WARUM ist man schnell wieder beim solipsistischen tagebuchmotiv. insofern bleiben sie halt nur so schlau wie sie eben sind, bleiben aber auch auf den damit verbundenen opportunitätskosten, die das in einer vernetzten welt mit sich bringt, sitzen)
(update: auch 2012 gelesen eig. noch immer eine ‘stimmige’ analyse, deren effekte aber ausgeblieben sind; in der tat haben die msm eher dazugelernt während sich blogs eher strukturell verkrustet haben; die schuld sehe ich wie so oft beim konstrukt social media, das konnten ‘medienmacher’ mit den bewährten instrumentarien angehen und managen während sich die ‘subjekte’ selbst subordinierten)
Special Kanäle
Auch sevenload baut um (ay, die Startseite wurde ja abgrundtief hässlich), jedenfalls gibt’s jetzt Kanäle
Ibrahim Evsan beschreibt die zugrundeliegenden Überlegungen:
Um dieses Ziel [die Förderung des Nachwuchses in unserer Gesellschaft] wie alles andere bisher erfolgreich zu bewältigen, wird sich sevenload als ein Content-Hub verstehen. Das Ziel ist es, sevenload langfristig zu einem Entertainment-Informations-Portal im Netz auszubauen und mit der Kombination der Medieninhalte und der Technologie dem Publikum professionelle Inhalte anzubieten.
Vom Prinzip her bedeutet dies, dass jeder Contentlieferant [aua] bei sevenload mit einem Special als Microsite vertreten werden kann. Dabei wird kein Unterschied gemacht, ob der Lieferant ein Automobilhersteller ist oder durch die Nutzer ein selbstproduziertes User-Generated-Content-Video [autsch] eingereicht wird.
Anstatt sich also die Plattform selbst ausdifferenzieren und ihre eigenen Stars herausbilden zu lassen, wird die ambitionierte Mittelmässigkeit kultiviert. Ich schätze das wird ein riesiger Erfolg.
Outsorced Crowdsourcing
Laaaanger Post von ConnectedMarketing zu moviebakery mit einem noch viel läääängeren Kommentar der moviebakery -Macher.
(bitte dort lesen, hier nur kurz: moviebakery organisiert die Produktion von für Viralität (amateurisch, spontan, unerwartet, auf Videoseiten voll viral werdenden) bestimmten Videovertisments für Unternehmen, die an diesem Kuchen partizipieren wollen; das kostet sie 10.000 EUR, 10 Produzenten werden von moviebakery ausgewählt, die bekommen jeweils 500 EUR, 5000 EUR streift moviebakery fürs Drumherum und die eingebrachte Expertise ein)
Alle anderen pros und cons (siehe CM) einmal ausgeklammert, der massive Schwachpunkt an dem Modell scheint mir zu sein, dass die beauftragenden Unternehmen für ihre 10.000 EUR eines bekommen: einen Film, der dem ausgewählten Macher gerade mal 500 EUR oder weniger Wert ist (und die von moviebakery geleistete Risikoabsorbtion.) Das muss nicht bedeuten, dass nicht was viel besseres dabei rauskommt, als was eine Agentur für diesen Betrag liefern würde, aber das Web ist hypereffizient und mit ein bisschen Nachdenken bekommt man auf anderen Wegen wohl mehr bang für den buck.
WinWinWin
Ich hab am Nachmittag mal ein bisschen die Facebook Platform Developer Docs gescannt und mich mit ein paar Anwendungen herumgespielt, und das ist huge. Nicht super alles auf den Kopf stellend und die Industrie völlig verändernd huge, aber doch ziemlich huge.
Hat wohl jeder mitbekommen, aber falls nicht: seit gestern ermöglicht Facebook, dass beliebige andere Anwendungen direkt in Facebook integriert werden können. Und sie müssen kein monadisches (und oft nur parasitär geduldetes) Widget-dasein fristen, sondern sie werden Bürger erster Klasse, die gleichberechtigt neben den eingebauten Facebook Apps stehen, die diese sogar ersetzen können und die den gleichen Zugang zur DNA von Facebook – den Beziehungen der User untereinander, den Lifestreams der User in Form ihrer Timeline – bekommen.
Und da haben alle was davon:
- Die Anwendungsentwickler haben was davon, weil sie ihre bestehenden Anwendungen (in mehr oder weniger abgespeckten Versionen) der gesamten Userbasis von Facebook (24 Mio, jede Woche 100.000+) schmackhaft machen können. Und nicht nur schmackhaft. Werden sie einmal adaptiert, dann verbreiten sie sich im jeweiligen Netzwerk eines Users quasi von selbst (iLike etwa mit einem Verbreitungsgrad von 100 neuen Usern/Minute), weil die Freunde dessen Output der jeweiligen Aktivitäten in seiner timeline sehen. (sogar der Spiegel hat das (was den Bereich webtech angeht völlig überraschenderweise) gut kapiert und schön beschrieben )
Irgendwie löst Facebook u.a. auch das chicken or egg Problem vieler Seiten, die an-und-für-sich nützlich wären, wenn nur schon alle Bekannten und Verwandten mitmachen würden. Nur tun sie es nicht, also hat man keinen Anreiz das Tool zu verwenden, also entsteht nie eine Situation, in der es für die Bekannten und Verwandten interessant erscheint…
Gleichzeitig eröffnen sich natürlich auch für einen Schwarm von speziell für die Facebook Platform entwickelte Anwendungen tatsächlich ganz neue Möglichkeiten, einfach weil sie eben direkt an die bestehenden Netzwerke andocken können.
- Die User haben was davon, weil sie nach Lust und Laune das geliebte Facebook erweitern, Funktionalitäten per Klick hinzufügen können, ohne es jemals zu verlassen. Schon jetzt gibt es an die 100 Anwendungen, bald sind es tausend, bald werden diese immer besser für Facebook optimiert. Facebook wird für sie attraktiver.
- und Facebook hat davon am allermeisten, weil mit jeder Anwendung der Wert von Facebook steigt, sowohl weil eben mehr Funktionalität angeboten wird, als auch und besonders weil jede Anwendung weitere und andere Vernetzungs-, Interaktions-, und Aufmerksamkeitsdaten generiert, von denen Facebook letztlich lebt (und die in ihrer vernetzten Aggregiertheit / aggregierten Vernetztheit viel wertvoller sind als der Verzicht auf eine Gewinnbeteiligung). Dadurch wird Facebook nicht nur attraktiver als andere social networks, auch die Kosten für’s etwaige Switchen werden für den bestehenden User immer grösser, je mehr und auf je vielfältigere Weise er seine Zeit investiert und je leichter er die auch wieder immer vielfältigeren Ströme seiner Freunde rezipieren kann.
Geschickter Zug. Und wer in den nächsten 3 Monaten seine Anwendung nicht auf Facebook portiert hat (wär eigentlich witzig: StudiVZ in Facebook), ist selbst schuld. Bald wird es wesentlich schwieriger sein, eine Initialverbreitung anzustossen.
Dahingedümpel
der deutschen social networks, bzgl. einiger Metriken analysiert bei deutsche-startups (das sich irgendwie zum deutschen TechCrunch mausert). Mit Ausnahme der Studi- und Schüler VZs und der Lokalisten eher tote Hose, auch institutionell gebackupte Seiten wie unddu und bloomstreet haben Trafficzahlen von (trafficmässigen) Durchschnittsblogs.
(ein hauptproblem für alle deutschen web 2.0 seiten (nicht nur social networks) ist, dass üblicherweise die phase der early adopters fehlt. von denen kann ein dienst zwar nicht leben, aber sie legen die basis von content, best practices, hacks, etc. auf der dann andere sukzessive andocken können, auch wenn sie es dabei entgeeken und umfunktionalisieren, es gibt ein organisches wachstum, es behält einen gesunden kern. das hat natürlich auch damit zu tun, dass der funktionstyp innovator (natürlich gibt’s ausnahmen, etwa spreadshirt, openbc, plazes, …) oft seine innovative inspiration bei was schon seit 12 – 24 monate gegebenem findet, was also die neugierigen und experimentierfreudigen webophilen nicht wirklich anzieht.)
Liebe deinen Preis wie dich selbst
passt eigentlich gut zum vorigen Eintrag : you decide what feels right pricing bei SvN.
(Übergang von autoritären Preisen (buy or rip and burn) zu antiautoritären/postmodernen Preisen (wir wollen mit unserer Musik ja nur die Menschen erfreuen, natürlich müssen wir auch von was leben, aber wir wollen nicht von euch bezahlt werden, weil ihr müsst, wir wollen bezahlt werden, weil ihr bezahlen wollt, aber bezahlt nicht mehr als es euch wert ist – dem Durchschnitt ist es übrigens soundsoviel wert, aber macht euch darüber keinen Kopp))
(abt. wie man’s macht ist’s falsch)
Liebe deine Werbebotschaft wie dich selbst
The Break Up – nettes Video von Microsoft Digital Advertising Solutions das allerdings sämtliche Marketingplattitüden 2.0 (die Konsumenten sind die treibende Kraft, sie haben sich verändert, es geht ihnen nun um Dialog und Beziehung – nicht um zielgruppenoptimierte Einwegbestrahlung, blabla) aufgreift, um das gleiche alte dann in etwas granularerer Form zu verkaufen:
Reach and engage with your target audience across multiple digital touchpoints—and optimize your advertising impact through our world-class partnership services…
Davon abgesehen könnte man aber nach Slavoj Zizek sagen, dass sich der Übergang von der autoritären Erziehung (du besuchst deine Oma an ihrem Geburtstag, du gehst am Sonntag in die Kirche, und damit basta) zur antiautoritären (postmodernen) Erziehung (du weisst, wie sehr sich deine Oma / Gott über deinen Besuch freuen würde und dass sie / er unendlich traurig sein würde, wenn du nicht kommst, aber fühle dich bitte nicht genötigt, komm nur, wenn du wirklich aus eigenen Stücken kommen, wenn du sie / ihn wirklich sehen willst…) ((und die natürlich wesentlich perfider ist)) im Marketing / den Kundenbeziehungen wiederholt. Die Konsumenten sollen nicht mehr einfach nur kaufen, sie sollen jetzt auch noch reden bzw. eigentlich die Firmen und Produkte sogar lieben, und auch das Marketing soll nicht einfach branden und verkaufen, sondern eigentlich auch die Konsumenten lieben.
(abt. soweit kommen wir noch)
Mehr Masse und Macht
ein paar Dinge, die man in letzter Zeit (siehe Fall digg, siehe Fall Rebekka, siehe Fall Kathy Acker) über’s Web lernen kann:
- eine grosse Community mit starkem Community-Selbstbezug reagiert mitunter hysterisch
- dass Fälle mit selbstheilender Wirkung aufkommen bedeutet nicht, dass die Selbstheilung quasi im System eingebaut ist. Sämtlichen Szenarien sind unzählige gleichartige Fälle vorausgegangen, nur hat das niemanden interessiert. Es braucht eine Mischung aus A-List Betroffenem und Betroffenheitsthema.