Messy Beats Clean
pt. 1: Exciting Commerce zur Evolution der aStores
pt. 2: all in the head zum Stand von Textpattern
(textpattern verhält sich zu wordpress wie scheme zu php; es besteht kein zweifel, dass es grundsätzlich viel besser ist, nur sind die eingebauten grundannahmen rigoros (za wos braucht man ein archiv, trackback, mehr als 2 kategorien oder so 2.0 zeugs wie tags, plug and play widgets oder fading effects für den admin), was dazu führt, dass das niemand sieht, was dazu führt, dass kein momentum entsteht und von der community weniger hacks / plugins für das was die leute wirklich wollen geschrieben werden, was dazu führt, dass es für einen allgemeinen gebrauch schlechter ist, weil zwar alles ginge (und viel eleganter!) – nur nichts geht.)
Richtig Klonen
A global community couple of servers answering one simple question: What’s your website doing? Receive answers on your phone, IM, or right here on the web!
(grundsätzlich spricht ja wirklich nichts gegen klone, die ganze kulturkreislehre etwa basiert auf der grundannahme, dass den menschen so oft nicht was neues einfällt, dass sie aber schlau genug sind, gute einfälle als solche zu erkennen und für sich zu adaptieren (übergang von handcraft zu clonecraft). andererseits ist es trotzdem irgendwie lustiger, wenn ideen ein bisschen um- oder weitergedacht und nicht nur als die eigenen verkauft werden)
Wir sind produktiv Pt. II
Johannes Kleske mit einer Einführungsserie zu GTD: 1 2 3 4
(nicht schlecht, allerdings klingen so Produktivitätsgeschichten auf Deutsch immer etwas komisch, irgendwie sind da die Konnotationshöfe etwas pathetischer als im Englischen; mein Tipp: Getting Things Done selber lesen, wenn möglich eben auch auf Englisch (auf Deutsch klingt schon der Titel daneben, andererseits, wozu sind Übersetzungen da) das hat man an zwei Abenden locker durch, die sind gut investiert, auch wenn man dann nur weiss, dass das für einen nix ist, wahrscheinlich nimmt man auch dann zumindest ein paar Hacks oder Konzepte mit (mein Liebling: cranking widgets), und vorher bringen einem glaub ich auch alle Einführungen, Einschätzungen, Tricks etc. nichts)
guten morgen, mahlzeit, schlaft gut und träumt was schönes pt. II
Stranges Gefühl des Genervtseins, bzw. eigentlich des Genervtseins über das Genervtsein.
(abt. reboot)
The 6th Sense
Sind Zeitungen schon Gespenster, nur wissen sie es noch nicht?
media-ocean sagt ja, die blogrolle zitiert ein obskures paid-content bzw. paper only Rettungsmodell für Zeitungen eines WSJ-Opinionisten, aber ganz sind sie sich dort wohl auch nicht einig, in A Reality Check for Newspapers (via) beschreibt ein anderer WSJ-Kolumnist recht schlüssig die Situation für Content-Produzenten bzw. Rechteinhaber unter Internetbedingungen, Zitat:
Whether or not content creators like it, this is the age of fragmentation. In industry after industry, consumers are voting with their feet against old methods of packaging and distributing information. They want to pick and choose what’s of interest to them, without having to pay for or wade through what isn’t. That change, midwived by technology, has shaken or shattered content companies’ business models. It’s made everything they do more risky. And it’s stripped them of power they once enjoyed, forcing them to work with new companies and industries that somehow got to set the rules.
(eines der grundprobleme das zeitungen haben ist, dass sie sich im web nicht länger oligopolistisch einen kuchen aufteilen können, indem sie sich gegen die jeweils lokal vorhandenen anderen zeitungen positionieren (boulevard vs. bildungsbürgertum, rechts vs. links, alles eben noch gut genug), sondern dass sie sich gegen das gesamte weltweit vorhandene und frei zugängliche informationsangebot (nicht nur andere zeitungen) ausdifferenzieren müssen, und das ist nicht leicht, mit abgeschriebenen dpa/ap/reuters meldungen, faden kommentaren, fernsehprogramm und dem bild von einem busen ist das dann jedenfalls nicht mehr getan, andererseits kann ein tatsächlich erzeugter (informations/meinungs/kontextualisierungs/vollständigkeits/…-) wert ganz neue dynamiken und auch monetarisierungsmöglichkeiten (hier herrscht erstaunliche phantasielosigkeit, ads und classifieds) eröffnen. wert wird im internet ganz automatisch verstärkt, wenn es ihn gibt, wenn man es zulässt und wenn man sich mit den neuen katalysatoren (suchmaschinen, memetracker, aggregatoren, den lesern, den potentiell interessierten, …) arrangiert; gefahren gibt’s natürlich auch – u.a. powerlaw effekte, bei denen weniges überproportional verstärkt wird und der rest so dahindümpelt – aber wer die schoten dicht macht (paid content) ((dass das beim wsj funktioniert ist eher ein sonderfall, oft exklusiver und für geldentscheidungen relevanter content, eine zielgruppe die die abogebühr nicht kratzt)) oder den kopf in den sand steckt (es gibt kein problem nicht) schliesst sich selbst aus und muss auf die unfähigkeit der leserschaft hoffen, sich jemals webskills anzueignen.)
Mydentity
Ralf Bendrath mit einem kulturwissenschaftlichen take auf identity / openid etc. (film) ((via))
(eher gefühlsmässig: openid wird noch (von privacy-bedenken und datamining-potential einmal abgesehen) einen ganz pragmatischen rattenschwanz an problemen generieren; openidprovider werden verschwinden (und mit ihnen die ids für alles), falls man delegation nützt kann man seine domain verlieren (und mit ihr die id für alles), es wird exploits für kleinere und/oder selbstgehostete openidprovider geben (und mit ihnen bekommen andere zugriff auf die ids für alles), wenn man an einem fremden rechner (internetcafe, ..) sitzt kann das passwort abgegriffen werden (und mit ihm bekommen andere zugriff auf die id für alles), usw. man sollte also die ganz lapidaren risiken einkalkulieren und sich gut überlegen, für welche services man derzeit openid verwendet und für welche nicht.)
update:
Dick Hardt mit einem technopragmatischen take auf identity management (film, auch elektr.rep.) ((via))
UGCV
Miniserie zu User Generated Company Value – (1) – (2) – (3) von Cem Basman.
die Diagnose: Internetunternehmen profitieren von der Leistung der User, sackeln nach der Vertafelsilberung Millionen/Milliarden ein, die User gehen leer aus!
die Idee: warum nicht User konkret mit Aktien, die nach einem Aktivitätspunkteschlüssel vergeben werden, angemessen beteiligen?
das Ergebnis: alle sind happy, die User besonders motiviert, die Unternehmen dadurch im Wettbewerbsvorteil.
So gut das klingt und so gerecht das vielleicht wäre, er löst damit das falsche Problem.
Funktionierende soziale Anwendungen basieren vereinfacht gesagt auf 3 Achsen entlang derer Wert erzeugt werden muss (höre Tom Coates’ (mp3) Vortrag beim Future of Web Apps Summit 06):
- individuelle Beiträge erzeugen Wert für den Beitragenden selbst (sonst würde er/sie es ganz einfach nicht tun, es muss ihm zumindest seine Zeit wert sein)
- jeder dieser Beiträge erzeugt auch Wert für andere
- die Organisation extrahiert daraus zwar wie auch immer gearteten Wert für sich selbst (sonst würden sie die Plattform nicht machen), verdichtet, organisiert, kondensiert, kanalisiert aber auch die individuellen Beiträge, Datenströme und Feedback-Loops zu einem Ding, bei dem das Leben für alle besser wird.
Nun gibt es unterschiedlichste Motive, warum die User was beitragen (hängt von der jeweiligen Anwendung ab), und unterschiedlichste Werte, die sie daraus ziehen (hängt auch wieder von der jeweiligen Anwendung ab), der systemisch dysfunktionalste ist dabei jedenfalls Geld.
Warum? Weil man mit Geld die falschen Verhaltensweisen belohnt und die falsche Art von Leuten (bzw. bots) anzieht. Bei social software ist Geld für Spam das was Licht für die Motten ist.
Man kann sich recht einfach für so ziemlich jede Anwendung ausmalen, was passiert, wenn mit Geld gewunken wird;
exemplarisch del.icio.us:
- ich bezahle für das Posten von Links; Effekt: Leute posten hunderte Links täglich, bots posten tausende, das System wird aufgebläht und gemolken, der Wert des Systems für alle anderen sinkt.
- oder ich bezahle für das erstmalige Hineinstellen von Links, wenn sie dann populär werden (aka Einfluss); Effekt: Leute posten täglich hunderte Links, von denen sie annehmen, dass sie populär werden (andere Aggregatoren werden gescannt, …), bots posten immer noch tausende, auch diese mit angepassten Quellen, fake accounts werden angelegt um die geposteten Links populär zu machen, das System wird homogenisiert und gemolken, der Wert des Systems sinkt.
- oder ich bezahle die Top 100 User; Effekt: Leute knacken den Algorithmus, der für die Berechnung der Top 100 herangezogen wird und spammen das System entsprechend zu, um auf diese Liste zu kommen, der Wert des Systems wird auch nicht grösser.
- usw.
Ay, so schönes Wetter, muss raus, noch schnell: anstatt sich also ein genossenschaftliches Modell zu überlegen, das Arbeit fair vergütet, sollte man eher an der Idee (ist die Welt mit ihr ein besserer Platz), am Modell (welche Verbindungen werden ermöglicht, welche Daten können wie fliessen, …) und an der Plattform arbeiten, dass der Nutzen und der Wert für alle Beteiligten maximiert wird. Wir leben im Zeitalter der Hypereffizienz und der Grenzwert der individuellen Leistung geht im System gegen Null. Es gibt sicher einige Möglichkeiten, wie man mit finanziellen Anreizen hier oder da ein paar Akzente setzen kann, aber wer sein Modell grundsätzlich auf Vergütung basiert, hat im social software Bereich schon verspielt.
(über gegenbeispiele wäre ich dankbar)
Timing II
ist wirklich von Vorteil (siehe Timing). Tumblelogs gibt’s ja eigentlich schon lange (anarchaia etwa seit 2 Jahren, happy birthday), wurden dann immer wieder auch von nicht unbekannten reflektiert, aber während der Launch von tumblr noch nicht für wirklich viel Aufsehen sorgte, bekommt es jetzt im Sog von Twitter so einiges an Hype ab (Lifehacker, Center Networks, Webware, Juxtaviews, … unisono: Tumblen ist das bessere Twittern) – und im Grunde keinen unverdienten, weil sich – glaub ich – durch Twitter tatsächlich unsere Wahrnehmungskompetenz von atomisierten Informationseinheiten verschoben hat.
(abt. dialektische spirale)
TwitteredIn
Wer eigentlich ein Auge auf Twitter werfen müsste, sind die Xings und LinkedIns. Zumindest im Webtech-Bereich macht sie Twitter völlig überflüssig (wer braucht ein olles Profil und Pseudoseriosität, wenn man via Twitter einen Echtzeitstrom ins Unterbewusstsein aller, die einen interessieren, haben kann?)
unrelated aber schöne Gedanken zu Twitter
Alcoholic
Aus Alexaholic wird Statsaholic wird Nixzuholic, zumindest wenn Amazon da stur bleibt :
Das scheint ein allgemeines Phänomen zu sein. Man [Amazon] gibt sich immer schön offen … bis sich der Erfolg [bei Alexaholic] einstellt. Erst dann zeigt man sein wahres Gesicht.
Es geht nicht darum, ob Alexaholic gegen irgendwelche TOS von Alexa verstossen hat oder nicht (das haben sie sicher), aber ungeschickt ist das aus einigen Gründen (es macht sich nie gut, wenn man als Grosser auf einen (beliebten) Kleinen draufhaut; Verrat am 2.0 Dogma Mashupability; von cool-by-association zu uncool mit Sippenhaftung; …), aber vor allem, dass sie dadurch leichtfertig die Tür für andere Dienste weit aufmachen, ist dumm.
Keiner findet Alexa besonders toll, aber nicht zuletzt dank Alexaholic wurde es – zumindest für Blogger – quasi der defacto Standard für die Selbstanalyse oder Popularitätsmetrik von Webanwendungen. Und das ist mit Sicherheit mehr wert, als einige Hunderttausend entgangene Seitenaufrufe im Monat, von denen sie einen Großteil ohne Alexaholic ohnehin nicht hätten.
Als ps ist jedenfalls schon zu lesen:
Both Compete and Quantcast have shown their support of Statsaholic by agreeing to have their traffic graphs displayed here, so look for those in the very near future. Alexa is not without competition in the comparative web metrics space, and if they bully around developers like me, there will be more progressive-minded companies to take their place.
Update für das Internet
Schönes Feature von Thomas Reintjes im Deutschlandfunk: Web 2.0 – Update für das Internet (via) – im Gegensatz zu den Printmedien mal tatsächlich eine nicht ganz blöde Einführung ins Web 2.0, sogar das Ironisieren, Verniedlichen und die ganze Pseudokritik hält sich in Grenzen, insofern echt erfreulich.
Kleiner Wermutstropfen: die Beschreibung ist ziemlich vollständig, aber neben der Nennung der Standardfeatures wird bzgl. keiner Achse etwas tiefer geschürft, es werden halt die Nährstoffangaben von der Verpackung vorgelesen, aber es wird nicht darüber nachgedacht, warum die Mahlzeit dann auch schmeckt (oder nicht), wie’s überhaupt dazu kommen kann, etc, aber wer tut das schon.
(grund dafür ist – glaub ich – der hierzulande vorhandene solipsismus, der unter ausklammerung des gesamten internationalen diskurses das web 2.0 halt nochmal neu erfindet und den begriff dann in operativer geschlossenheit so lange kursieren lässt, bis man selbst an ihn glaubt)
(abt. hörtippderwoche)
11:55
vorläufiges Fazit nach 3 wöchiger intensiver Parallelbenutzung von ReBlog (siehe 8:48 – dort auch ein kleines Video):
ich würde ReBlog wirklich gerne verwenden, es ist – für die Art und Weise wie ich Feeds lese: viele Feeds, ein paar Einträge will ich mir zwecks späterer Referenz aufheben, ein paar Einträge möchte ich taggen (2read, 2blog, 2…), elaborierte Suche, Smartgroups, sonstigen Firlefanz brauch ich eigentlich nicht – wahrscheinlich der effizienteste Feedreader überhaupt, man kann Feeds sehr schnell scannen, man kann einzelne Einträge zum späteren Weiterprozessieren markieren (action tags), man kann sie sogar modifizieren (Kommentar hinzufügen, Excerpt-Feeds vervollständigen, kürzen, …), man kann die Feeds via Tags für unterschiedliche Feedlesestimmungslagen filtern, alles super;
mit einigen Unterdurchschnittlichkeiten – die Optik ist nicht wirklich prickelnd, das Updaten der Feeds dauert eine Kaffeepause lang, die Suche ist auch etwas strange – könnte ich gut leben;
aber es gibt leider ein paar Showstopper: die Weiterentwicklung scheint zu stagnieren und es gibt keine Community drumherum die helfen könnte; das Feedmanagement ist ein Horror, man kann die Feeds nicht umbenennen (es gibt leider einige, die da sehr kreativ und/oder überdeskriptiv sind), es gibt auch keinen Export der Feeds als OPML; die publizierten/gespeicherten Einträge werden als eine einzige Seite / eine sehr schnell gigantische Wurst angezeigt, warum es da kein Paging gibt ist mir ein Rätsel.
Aber jeder tut da anders, wer noch einen Feedreader sucht (und irgendwie gibt es keinen, der nicht bei irgendwas suckt), dem kann ich nur empfehlen, ReBlog einmal auszuprobieren.
Metahyping
Eigentlich erstaunlich:
es gibt (im deutschen Diskurs jetzt) keinen eigentlichen Hype über das Web 2.0, es gibt nur einen Hype um einen vermeintlichen Hype ums Web 2.0.
Es gibt auch keinen Hype um Twitter (dieser hypersozialen, mobilen Microtumbling Plattform), es gibt . nur . einen . Hype . um . den . Hype . um . Twitter
(abt. kulturkreislehre)
Snack Culture
Wired widmet sich diesen Monat der Snack Culture (Snack Attack!) inkl. einem Minifesto, einer Kulturgeschichte, Häppchen für alle Medien und einem Snacklash.
Movies, TV, songs, games. Pop culture now comes packaged like cookies or chips, in bite-size bits for high-speed munching. It’s instant entertainment – and boy, is it tasty.
(die medien-snacks sind natürlich nur das genusssüchtige und widgetisierte oberflächenphänomen der eigentlichen medialen erschütterungen im web 2.0, stichworte microchunking, un- und rebundling, de- und rekonstruktion, plastizität (bubblegeneration), micromedia, micro- und nanocontent (mediatope), …)
((via))
Digger
Vor 2 Tagen hat digg-Gründer Kevin Rose verkündet, dass die Top Digger Liste nicht mehr angezeigt wird, seither tobt die Blogo- und Diggosphäre, die Liste ist an anderer Stelle wiederauferstanden, …
Rose hat das natürlich damit begründet, dass ein möglicher digg-für-die-eigenen-mediokren-Interessen-ausnützen-wollender Anker (die Top Digger dafür bezahlen, dass sie eine Seite auf die Frontpage diggen, derzeitige Gage dafür zwischen 100$ und 500$) ausgehoben werden soll, aber im Grunde sieht man dabei eines: wie eine früh getroffene Entscheidung im sozialen Design zurückkommen und einen in den eigenen Arsch beissen kann.
Ursprünglich ist digg ja aus der Idee heraus entstanden, eine Art demokratische Version von slashdot zu sein. Im Gegensatz zu slashdot konnte jeder Stories reinstellen, wie bei slashdot konnte jeder kommentieren, wie bei del.icio.us konnte jeder diggen was ihm gefällt, und die besten Stories eines Tages, die dann auch für den Gelegenheitsuser und Streuner attraktiv sind und die dann die Klickzahlen generieren, weil sie einer riesigen Leserschaft vorgesetzt werden, wurden so auf die Frontpage promoted. Geniales Prinzip und nicht umsonst wurde digg zu einer der paradigmatischen und erfolgreichsten Anwendungen des Web 2.0.
Nur wurde digg in den letzten paar Monaten ein Opfer der eigenen Popularität. Derzeit werden alle 3, 4 Minuten 15 neue Stories geposted. Die erscheinen zunächst in der upcoming Sektion auf der ersten Seite, nur bleiben sie dort nicht lange, sondern werden in den nächsten 10, 15 Min. von den nachrückenden Stories in die Unsichtbarkeit geschoben – selbst der leidenschaftlichste digger klickt sich nicht bis Seite 308 eines jeweiligen Tages durch. Die einzigen Stories, die es in die popular Sektion schaffen, sind die, die von populären Diggern gepostet oder gediggt werden (in etwa 60% der Frontpage Stories kommen von 100 Diggern, der Rest von den nächsten 400 – aus bald 1 Mio. Usern), nicht deshalb weil sie die besten Stories posten, sondern weil nur diese dann auch von deren (zahlreichen) Freunden gesehen und optional auch gediggt werden.
Es entbehrt nicht einer gewissen Ironie, dass dieser demokratische Ansatz unter den Bedingungen einer freien Informationswirtschaft die gleichen Kastenstrukturen herausgebildet hat, die eigentlich gestürzt werden sollten und dass ausgerechnet die soziale Komponente der Freundesnetzwerke Ursache dafür ist.
Internet Shows
Der Stern widmet sich dem Thema Internet-Shows erobern das Fernsehen (via media-ocean der auch dazu befragt wurde)
Einen Trend im Internet, der einen so großen Zuspruch findet und auch noch mit bewegten Bildern zu tun hat, sollten wir als Fernsehmacher nicht ignorieren … Wir wären dumm, wenn wir das nicht aufgreifen würden.
sagt Edda Kraft von sat1 und die scheinbaren Vorteile für die Fernsehanstalten sind offensichtlich: kostet nix, weil die Clips von den Leuten kommen; die Fernsehshow bewirbt das hauseigene Videoportal, das Videoportal die Fernsehshow; die jungen zappeligen Internetnutzer werden als Zielgruppe erschlossen; …
Ist es aber nicht doch dumm, das in dieser Form aufzugreifen? Denn im Grunde tun diese Shows nur eines: sie zeigen auch dem Allerletzten, wie unnötig das Fernsehen ist, zumindest für diese Form der Unterhaltung, aber eigentlich auch insgesamt. Ein offensichtlich vorhandenes Bedürfnis (sich Leute anzuschauen, die irgendwas tun), das im Internet längst gelöst ist, wird nochmal verpackt, nur viel ineffizienter und schlechter, auf wert- und zeitzerstörerische Weise.
In den 25 Minuten, in denen die vermeintlich lustigsten Clips präsentiert werden, könnte man auf dem entsprechenden Portal (oder einem anderen) immer zumindest den gleichen Unterhaltungswert abzapfen – und auch das nur, wenn man sich rein mechanisch die beliebtesten Videos der Woche reinzieht; aber das tut natürlich niemand, man browst und streunt herum, klickt weiter, wenn was zu doof ist, oder schaut es sich gleich nochmal an, man entdeckt, man optimiert seinen eigenen Strom.
Der Planet der Affen
Robert Basic beklagt eine Innovations-Pause im US-Web – seit 2005 tue sich nichts mehr wegweisendes, 2006 nur Nachahmer, für 2007 sei nix in Sicht.
Naja.
Was man ev. sagen kann ist, dass die Zeit der neuen Megaseiten die dann auch bis zum Spiegel oder der Zeit durchdringen (myspace, youtube, craigslist, flickr, facebook, digg, delicious, lastfm) wohl für die nächste Zeit vorbei ist. Das liegt aber nicht an einer damals vorhandenen aber seit 2 Jahren stagnierenden Innovationsfähigkeit, sondern eher daran, dass diese Seiten quasi die Pilger / Kolonialisten der fundamentalen Datentypen (Text, Bild, Ton, Video, soziale Beziehungen, Waren, Bookmarks als webspezifischer Anker) unter readwriteweb-Bedingungen waren. Und nachdem die Pfründe bzgl. dieser fundamentalen Datentypen einmal gesichert waren und der Paradigmenwechsel vom (im allgemeinen jetzt) Empfänger zum (zumindest von der gegebenen Möglichkeit her) Sender einmal stattgefunden hat, haben sich die Gewinner bzgl. der jeweiligen Bereiche eben als supererfolgreiche Plattformen positioniert. Smash Hits waren sie aber nicht deshalb, weil sie besonders innovativ waren, sondern weil diese Bereiche mehr oder weniger jeden tangieren (Teenager gibt’s in den USA 50Mio -> myspace, Leute die ihre Haustiere verkuppeln wollen schon deutlich weniger -> matchmypet; digitale Photos hat jeder -> flickr, Bücher auch schon wieder weniger -> librarything, hmm, Amazon Reviews…, egal).
Ende 2004 waren die Rezepte mehr oder weniger bekannt (Usability: Gmail; alle für alle: del.icio.us; Allesschlucker: MySpace), O’Reilly fand dafür einen Namen, Breitband war bezahlbar, die Einstiegskosten für Startups waren mitunter aus der eigenen Tasche finanzierbar, 2005/2006 kam es zu einer tatsächlichen Explosion von realisierten Ideen, anders kann man die mehr als 10.000 (keine Hausnummer) neuen Tools die in den letzten 2 Jahren entwickelt wurden nicht beschreiben, nur stecken die Innovationen dann eher im Detail, in der Verfeinerung und Spezialisierung, in der Ausdifferenzierung der beteiligten Subsysteme (S3, Elastic Compute Cloud), in der Art und Weise wie diese sich wechselseitig durchdringen und verkoppeln und verkuppeln, im Graben von Kanälen wie Daten fliessen können (Mashups, Widgets), im Dekonstruieren und Reaggregieren (Memetracker, smart Aggregators), im Finden von anderen ökonomischen Modellen (Crowdsourcing, social Commerce Modelle), usw.
Natürlich gibt es Nachäffer, der 500ste digg-Klon ist mit pligg oder etwa auf crispynews schnell aufgesetzt und als innovativ lässt sich das dann schwer beschreiben, aber auch die machen mitunter Sinn, wenn sie sich lokalisieren (etwa yigg) oder thematisch spezialisieren (etwa pick!t) oder die Metapher etwas umdeuten (etwa reddit) oder sich mit einem bestehenden Angebot vermischen (etwa newsvine). Aber damit war es ja nicht getan, ganz im Gegenteil, man muss nur genauer hinschauen (wenn einen das interessiert, wenn einen das nicht interessiert verpasst man natürlich auch nichts). 2007 wird wunderbar.
Das Saftladen-Urteil
Hmm, bin mir nicht sicher ob das [war: http://www.mornography.de/2006/11/23/saftladenschluss/] (Löschen von kritischen Bewertungen) die beste Politik/Strategie für Qype ist.
(Qype befindet sich diesbezüglich natürlich in einer double bind Situation in der alles was sie machen irgendwie und für irgendwen falsch ist, aber zumindest die Hoffnung auf Authentizität ist damit den Bach runter und ein allzu grosses Vertrauen in die Urteilskraft der Benutzer sich aus den Bewertungen ein eigenes Urteil zu bilden (und jeder weiss, dass es euphemistische Selbstbewerter und bösartige Jackasses gibt) wird dadurch auch nicht signalisiert.)
Kollektivismus
Stranges Interview mit Jaron Lanier im Spiegel.
(der Wikipedia wird kein Gefallen getan, wenn ihr eine (erschwarmte) Weisheit oder (kollektive) Intelligenz angedichtet wird, die ihr dann auch gleich wieder abgesprochen oder ironisch kritisiert wird – Prinzip Wiki: Ist es dumm, an die Klugheit der Masse zu glauben? fragt etwa der Spiegel und meint natürlich ja. Dumm ist jedoch nur, die Frage so zu stellen. Die Wikipedia ist die organisierte und teilweise selbstorganisierende Summe von Einzeleinträgen, und in keinem Eintrag manifestiert sich irgendeine Intelligenz einer Masse (an die man glauben könnte). Im besten Fall sind sie das dialogisch ausgehandelte Ergebnis eines oder mehrerer aber nicht zu vieler intelligenter und informierter oder recherchierender Individuen, die sich ergänzen und/oder auf die Finger schauen. Für sehr sehr viele Themen funktioniert das jedenfalls für die meisten Informationsbedürnisse gut genug.)
Web 2.0 ist ...
das Subweb dem Dummheit unterstellt wird
(abt. paraphrasing lacan)