Minimal Models pt. 4 (Next Generation Edition)
stellen wir uns einmal eine welt vor, in der es alle 10 jahre eine neue generation menschen und im web einen neuen dienst für soziale angelegenheiten gibt.
was wird passieren?
- in der ersten iteration werden sich alle (also nicht nur die aktuelle generation, sondern auch alle generationen aus den vorzeiten, als es noch überhaupt keinen dienst für soziale angelegenheiten gab), die einen persönlichen bedarf für sich erkennen können, auf diesem allerersten dienst für soziale angelegenheiten anmelden. und sie werden ihn 10 jahre lang benutzen und in der benutzung auch kulturformen der benutzung entwickeln und sich miteinander vernetzen.
- in der zweiten iteration werden sich dann alle auch kurz beim ersten dienst anmelden – allerdings nur, um dort vom neuen zweiten dienst zu erfahren, auf dem sie sich dann niederlassen. nur die wenigsten der zweiten generation werden primär auf dem ersten dienst bleiben, gleichzeitig werden nur die wenigsten der ersten generation primär zum zweiten dienst wechseln.
(mit diensten ist es immer ein bisschen so wie mit pisten. frisch sind sie nicht nur am schönsten, es gibt auch noch keine ausgefahrene bahnen, buckel oder beschilderungen, die die richtung vorgeben, und alle wege lassen sich neu erfinden. vor die wahl gestellt fällt der zweiten generation die entscheidung nicht schwer, zumal die gesamte für sie relevante peer group mit dabei ist, die ‘erwachsenen’ nicht dabei sind und für sie die größe des marktes noch völlig irrelevant ist (die wird das ja erst, wenn man etwas verkaufen will). gleichzeitig würde die erste generation bei einem wechsel nicht nur das gesamte bisher aggregierte ‘soziale kapital’ abschreiben müssen, die meisten müßten sich auch völlig isoliert neu erfinden, weil mit zunehmendem alter die binding zu gangs oder banden immer weniger gegeben ist und alle, die man kennt, ohnehin auf der alten plattform sind)
- in allen weiteren iterationen wird sich das muster dann wiederholen, nur dürfte sich irgendwann eine plattform etablieren, zu der alle ‘alternden’ generationen früher oder später oszillieren, einfach weil darauf dann alle anderen sind und man selbst anspruchsloser wurde.
was kann man nun schon aus diesem allereinfachsten modell lernen?
- die entwicklung von neuen kulturformen ist nur der neuen generation möglich. genauer wäre ‘wahrscheinlich’, aber die entwicklung von kultur braucht eine gewisse dichte und naive unschuld, die man sich nicht einfach zurückwünschen kann.
- plattformen altern. wenn sie glück haben, haben sie ein paar gute jahre an der sonne, aber dann werden sie zu dampfern, die nur noch dem lauf des flusses entlangtuckern können.
- die meisten plattformen werden auch vergehen. überleben werden nur solche, die entweder zur zentralen anlaufstelle für einen bestimmten datentyp werden (facebook für den sozialen graphen, twitter für den globalen öffentlichen handle, youtube für videos, flickr und delicious hätten es für fotos resp. bookmarks bleiben können, haben es aber versemmelt, usw.) oder denen es gelingt, mit ihrer kultur ein wenn man so will ‘autopoietisches’ feld zu definieren.
kommentare
ich verwende das kommentarsystem disqus, mit dem man mit verschiedenen accounts oder als gast (option 'I'd rather post as a guest') kommentieren kann. es wird erst nach dem klick eingebettet, bei bedenken bitte erst nach zurkenntnisnahme der (datenschutzinfos) kommentieren.