Liebe die Daten deiner Bürger wie dich selbst
(minianmerkung zum gestrigen durchwinken der vds auf dem spdkonvent: das ist nach dem doktorarbeitsmashup das zweite paradigmatische beispiel für die sich durch das internet verschiebenden zeit- und jetzt eben auch sinnachsen. im falle guttenberg, siehe am rande der guttenberg galaxis, hat es sich noch um ein reines zeitproblem gehandelt; wer auf twitter war, hat ja stunden vor guttenberg selbst schon gewusst, dass der verfasser nicht nur kleinste, dem stress als familienvater bedingte zitierfehler gemacht hat (die guttenplagger haben ja nur auf 23 aus 392 seiten keinen ‘zitierfehler’ gefunden). im fall vds handelt es sich neben der zeitverschiebung nun aber auch noch um eine sinnverschiebung, aber auch hier lässt sich das problem darauf zurückführen, dass die informationsströme, auf die sich politiker normalerweise als handlungsbedarfsrelevant verlassen können – also wasauchimmersieverwenden und wasauchimmerihnenvonsekretärenzusammengefiltert wird – von der lebenswirklichkeit nicht nur großer teile der bevölkerung sondern auch großer teile der eigenen basis getrennt sind, und dass ihnen bis dato also überhaupt nicht einmal bewußt wurde, dass gerade dieses thema eher die fragilität von porzellan als die sonst übliche resilienz eines sandsacks hat und sie gerade einiges davon im grunde völlig leichtfertig und für nichts zerschlagen haben. man hat an der patzigkeit von gabriel und maas in der anschliessenden pressekonferenz förmlich gespürt, wir froh sie darüber waren, dieses leidliche thema nun endlich abhaken und für beendet erklären zu können; die delegierten haben gewählt und jetzt muss aber auch mal ein deckel auf die diskussionen, man will ja auch gesetze machen. was ihnen ihre informationsströme aber nicht gesagt haben ist, dass die vds (oder dinge wie netzneutralität) grundwerte einer digitalen gesellschaft sind, die sie selbst allerdings nicht als solche wahrnehmen können, einfach weil sie daran nicht teilnehmen. für sie ist es ein thema wie jedes andere und etwaige kritik im netz darf man nicht überbewerten, die wird, so versichern es uns unsere berater, von einer handvoll agitatoren aufgestachelt. die ganze bewertung als grundrechtsverletzung ist ja doch eher hysterisch, man muss dann doch die kirche im dorf lassen. es geht mir gar nicht darum, wer dabei recht hat (zynisch betrachtet wird wohl nur ein insignifikanter bruchteil von dem legalisiert, was seit jahren ohnehin gemacht wird), es geht eher darum, dass die gesellschaftlichen sinn-ebenen nicht mehr synchronisiert werden, was natürlich mittelfristig sich verstärkende gesellschaftliche dissonanzen erzeugen wird)
kommentare
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