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die romantische komödie

Short Cuts Pt. 4 (Tod von RSS Edition)

In den letzten Wochen war mal wieder viel vom Tod von RSS zu hören. Ohne auf die jeweiligen Thesen im Detail einzugehen trotzdem ein paar Worte dazu, warum das ein blödsinniger hubbub ist.

Zunächst werden oft zwei Dinge vermischt: RSS als Format und RSS als kulturelle Technik des Abonnierens und Lesens von Feeds. Gemeint wird immer zweiteres, aber die Schlussfolgerungen werden manchmal vermischt. Egal, diese Unstimmigkeit erkennt man schnell und kann man abheften.

Was bleibt ist die Annahme, dass Feedlesen eine aussterbende Gattung ist, die von neueren, besseren, effizienteren, fortgeschritteneren Techniken abgelöst wurde. Und diese Annahme ist auf mehreren Ebenen problematisch. Das Äugen auf und die Bervorzugung von Charts (Wachstum hier, Verluste dort) anstelle der Wahrnehmung von Wert; die Notion eines ‘weiter ist besser’ bei blinder Zerstörung der Vorhandenen; der Begriff von Early Adopters, die die fortgeschrittensten Techniken reflektieren aber in Wirklichkeit dichtere Formen gegen dünnere eintauschen; die Annahme, dass was sich nicht als mainstreamtauglich für alle herausstellt nix wert ist; usw.

Das alles ist im Grunde egal, jeder soll machen was er will, und was andere tun tangiert einen persönlich wenig (anders als bei sozialen systemen, wo die koppelung viel stärker ist). Aber ganz stimmt das dann doch wieder nicht, weil man selbst natürlich auch nur irgendwie im Gesamtökosystem verankert ist, und auch wenn man seinen eigenen informationsökonomischen Haushalt selbst bestimmen kann, so schwimmt man eben im aggregierten Ergebnis der Aktionen aller anderen; und die Resonanzräume, die durch die Praktik des Rezipierens und Prozessierens von Feeds getriggert werden, sind interessanter, als die Resonanzräume, die durch verstümmelte Formen wie Beschränkung auf Twitter und Memetracker und Empfehlungssysteme mit anschliessendem Retweeten und Liken getriggert werden.

Nix gegen Memetracker und Twitter und Empfehlungssysteme, die sind super und haben ihren Wert und können einige Dinge viel besser, als das persönliche (zuerst einmal Finden und) Abonnieren und Lesen von Feeds.

Aber das (zuerst einmal Finden und) Abonnieren und Lesen von Feeds ist die potentiell dichteste, effizienteste und persönlich wertvollste Technik. Sie sollte das Herz der individuellen Anbindung an den Gesamtstrom sein.

Die wunderbarste Eigenschaft des Webs sind die kleinen Dinge und die Möglichkeit einer Ausdifferenzierung an den Rändern. Wie strange man auch immer selbst veranlagt ist, wie noch so unwahrscheinlich die eigenen Interessen, im Web gibt es für alles Anschlusskommunikation. Massenmedien müssen per definitionem immer Massen ansprechen, aber niemand ist Masse und also pendelt sich das was sie tun auf irgendeinem kleinsten gemeinsamen Nenner ein. Aber im Web gibt es immer einen, der sich auch mit dem Thema beschäftigt, der Dinge radikaler beschreiben kann, der ohne Rücksichtnahme auf Allgemeinverständlichkeit und also dichter denken kann und vielleicht für einen gerade richtig ist etc. Massenmedien müssen für alle gut genug sein, aber im Web dürfen Spezialisten für andere Spezialisten gut genug sein, und auch wenn das nur 10 Leute sind ist die Welt ein besserer Ort.

Blogs sind nun die ideale Form, um partikulare Expertise von anderen mit spezifischen Interessen zu mappen, und das Abonnieren und Lesen von Feeds ist die ideale Form, um die spezifischen eigenen Interessen zu beliefern. Blogs sind deshalb ideal, weil es drei Dinge besser als jede andere Form vereint: Geschmack, Urteilskraft und Komplementarität.

Geschmack

Über Geschmack kann und braucht man nicht zu streiten, aber es ist eine binäre Kategorie. Wird der eigene Geschmack getroffen, ist man happy, sonst muss man halt durch.

Urteilskraft

Bei der Urteilskraft ist es ein bissl wie bei dem Geschmack, die gefühlte Unterstellung einer Urteilskraft ist immer ein subjektives Gefühl, die vom eigenen Wissenstand abhängt. Anders als beim Geschmack muss das Vertrauen in die Urteilskraft des Anderen allerdings erst aufgebaut werden und wachsen. Auch anders als beim Geschmack kann man über die Urteilskraft schon streiten.

Komplementarität

Bei der Komplementarität geht es darum, zu welchem Grad das, was man selbst ohnehin weiß, ergänzt wird. Auch Dinge mit wunderbarem Geschmack und präzisester Urteilskraft sind völlig witzlos und wertlos, wenn man alles ohnehin schon kennt. (einer der grössten fehler der mehrzahl von systemen ist die annahme, dass sich möglichst gleiches mit gleichem mischen soll)

☍ 20.01.2010 # rss blogging
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