live.hackr

die romantische komödie

UGCV

Miniserie zu User Generated Company Value(1)(2)(3) von Cem Basman.

die Diagnose: Internetunternehmen profitieren von der Leistung der User, sackeln nach der Vertafelsilberung Millionen/Milliarden ein, die User gehen leer aus!

die Idee: warum nicht User konkret mit Aktien, die nach einem Aktivitätspunkteschlüssel vergeben werden, angemessen beteiligen?

das Ergebnis: alle sind happy, die User besonders motiviert, die Unternehmen dadurch im Wettbewerbsvorteil.

So gut das klingt und so gerecht das vielleicht wäre, er löst damit das falsche Problem.

Funktionierende soziale Anwendungen basieren vereinfacht gesagt auf 3 Achsen entlang derer Wert erzeugt werden muss (höre Tom Coates’ (mp3) Vortrag beim Future of Web Apps Summit 06):

  • individuelle Beiträge erzeugen Wert für den Beitragenden selbst (sonst würde er/sie es ganz einfach nicht tun, es muss ihm zumindest seine Zeit wert sein)
  • jeder dieser Beiträge erzeugt auch Wert für andere
  • die Organisation extrahiert daraus zwar wie auch immer gearteten Wert für sich selbst (sonst würden sie die Plattform nicht machen), verdichtet, organisiert, kondensiert, kanalisiert aber auch die individuellen Beiträge, Datenströme und Feedback-Loops zu einem Ding, bei dem das Leben für alle besser wird.

Nun gibt es unterschiedlichste Motive, warum die User was beitragen (hängt von der jeweiligen Anwendung ab), und unterschiedlichste Werte, die sie daraus ziehen (hängt auch wieder von der jeweiligen Anwendung ab), der systemisch dysfunktionalste ist dabei jedenfalls Geld.

Warum? Weil man mit Geld die falschen Verhaltensweisen belohnt und die falsche Art von Leuten (bzw. bots) anzieht. Bei social software ist Geld für Spam das was Licht für die Motten ist.

Man kann sich recht einfach für so ziemlich jede Anwendung ausmalen, was passiert, wenn mit Geld gewunken wird;

exemplarisch del.icio.us:

  • ich bezahle für das Posten von Links; Effekt: Leute posten hunderte Links täglich, bots posten tausende, das System wird aufgebläht und gemolken, der Wert des Systems für alle anderen sinkt.
  • oder ich bezahle für das erstmalige Hineinstellen von Links, wenn sie dann populär werden (aka Einfluss); Effekt: Leute posten täglich hunderte Links, von denen sie annehmen, dass sie populär werden (andere Aggregatoren werden gescannt, …), bots posten immer noch tausende, auch diese mit angepassten Quellen, fake accounts werden angelegt um die geposteten Links populär zu machen, das System wird homogenisiert und gemolken, der Wert des Systems sinkt.
  • oder ich bezahle die Top 100 User; Effekt: Leute knacken den Algorithmus, der für die Berechnung der Top 100 herangezogen wird und spammen das System entsprechend zu, um auf diese Liste zu kommen, der Wert des Systems wird auch nicht grösser.
  • usw.

Ay, so schönes Wetter, muss raus, noch schnell: anstatt sich also ein genossenschaftliches Modell zu überlegen, das Arbeit fair vergütet, sollte man eher an der Idee (ist die Welt mit ihr ein besserer Platz), am Modell (welche Verbindungen werden ermöglicht, welche Daten können wie fliessen, …) und an der Plattform arbeiten, dass der Nutzen und der Wert für alle Beteiligten maximiert wird. Wir leben im Zeitalter der Hypereffizienz und der Grenzwert der individuellen Leistung geht im System gegen Null. Es gibt sicher einige Möglichkeiten, wie man mit finanziellen Anreizen hier oder da ein paar Akzente setzen kann, aber wer sein Modell grundsätzlich auf Vergütung basiert, hat im social software Bereich schon verspielt.

(über gegenbeispiele wäre ich dankbar)

☍ 26.04.2007 /via @sprechblase # analysis
kommentare
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