Digger
Vor 2 Tagen hat digg-Gründer Kevin Rose verkündet, dass die Top Digger Liste nicht mehr angezeigt wird, seither tobt die Blogo- und Diggosphäre, die Liste ist an anderer Stelle wiederauferstanden, …
Rose hat das natürlich damit begründet, dass ein möglicher digg-für-die-eigenen-mediokren-Interessen-ausnützen-wollender Anker (die Top Digger dafür bezahlen, dass sie eine Seite auf die Frontpage diggen, derzeitige Gage dafür zwischen 100$ und 500$) ausgehoben werden soll, aber im Grunde sieht man dabei eines: wie eine früh getroffene Entscheidung im sozialen Design zurückkommen und einen in den eigenen Arsch beissen kann.
Ursprünglich ist digg ja aus der Idee heraus entstanden, eine Art demokratische Version von slashdot zu sein. Im Gegensatz zu slashdot konnte jeder Stories reinstellen, wie bei slashdot konnte jeder kommentieren, wie bei del.icio.us konnte jeder diggen was ihm gefällt, und die besten Stories eines Tages, die dann auch für den Gelegenheitsuser und Streuner attraktiv sind und die dann die Klickzahlen generieren, weil sie einer riesigen Leserschaft vorgesetzt werden, wurden so auf die Frontpage promoted. Geniales Prinzip und nicht umsonst wurde digg zu einer der paradigmatischen und erfolgreichsten Anwendungen des Web 2.0.
Nur wurde digg in den letzten paar Monaten ein Opfer der eigenen Popularität. Derzeit werden alle 3, 4 Minuten 15 neue Stories geposted. Die erscheinen zunächst in der upcoming Sektion auf der ersten Seite, nur bleiben sie dort nicht lange, sondern werden in den nächsten 10, 15 Min. von den nachrückenden Stories in die Unsichtbarkeit geschoben – selbst der leidenschaftlichste digger klickt sich nicht bis Seite 308 eines jeweiligen Tages durch. Die einzigen Stories, die es in die popular Sektion schaffen, sind die, die von populären Diggern gepostet oder gediggt werden (in etwa 60% der Frontpage Stories kommen von 100 Diggern, der Rest von den nächsten 400 – aus bald 1 Mio. Usern), nicht deshalb weil sie die besten Stories posten, sondern weil nur diese dann auch von deren (zahlreichen) Freunden gesehen und optional auch gediggt werden.
Es entbehrt nicht einer gewissen Ironie, dass dieser demokratische Ansatz unter den Bedingungen einer freien Informationswirtschaft die gleichen Kastenstrukturen herausgebildet hat, die eigentlich gestürzt werden sollten und dass ausgerechnet die soziale Komponente der Freundesnetzwerke Ursache dafür ist.
kommentare
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