live.hackr

die romantische komödie

Papierkorb pt. 203

(kontextlose randbemerkung, aber ein echtes pet peeve von mir ist diese trope die jungen. auf fb nur noch die boomer. implizit die annahme, die jungen sind der indikator für die zukunft, das nächste, das weiter. sie sind nichts davon, bzw. schon auch aber nicht per se, sie sind nur jung und haben andere interessen, zeiten und usecases, die man halt hat, wenn man jung ist)

☍ 02.12.2021 # misc

Papierkorb pt. 202

(der ausschnitt der welt, den wir (jeder einzelne unter uns) wählen, wie intentional auch immer, ist immer völlig winzig und willkürlich. schon einen schritt daneben schaut es mitunter völlig anders aus usw.)

☍ 29.11.2021 # fyi

Papierkorb pt. 201

(kontextlose randbemerkung: ich wünsche ich hätte mir immer alle bedienungsanleitungen aller gerätschaften aufgehoben. einfach jetzt beginnen, jede kommt in einen umschlag und fertig)

☍ 07.11.2021 # gadgets manual

Papierkorb pt. 200

(kontextlose randbemerkung: die eine grosse leistung von tiktok ist afaics, dass es erlaubt, mitunter andere dinge als nur das neuste sozial zu synchronisieren. immerhin kommt dadurch ab und an was altes, was vergessenes, was unerwartetes zurück. (kann auch über fernsehserien teilweise getriggert werden und es gibt immer wieder inseln, die etwas für sich im kleinen entdecken, aber für masse ist das sonst kaum zu erreichen))

☍ 23.10.2021 # tiktok

1238132610657914881 Revisited

schneller nachtrag zu 1238132610657914881 :

ich hab endlich ein gefühl für seinen modus. für ihn kommt sein eigener/systemtheoretischer ansatz in der digitalisierung quasi zu sich selbst. er empfindet eine art jouissance, was dann seine überindizierung der leistung erklärt. (mir kommt vor er hat da ein bisschen zu wenig ahnung, wie schwer oder leicht das ist, aber die einbettung hat er grundsätzlich richtig)

was er in seiner überindizierung dann lustigerweise aber nicht sieht, ist, dass das eh klar ist und auch kein problem, dass das nur deshalb ein problem wird und wurde, weil das alle überindiziert haben. wenn man so will kommt er zum selbstverständlich ausgangspunkt zurück. er baut umständlich den selbst umständlichen überbau zurück. auf gewisse weise baut er die fehler zurück, die die soziologie davor selbst eingebaut hat. und das ist eine echte leistung.

er überindiziert also primär, was diese ‘verdoppelung’ der welt in den daten bedeutet. auf gewisse weise dekonstruiert er die naive überindizierung im diskurs/seinen kollegen, muss dafür aber das prinzip ‘digitalisierung’ selbst fetischisieren. dabei liefert er die am wenigsten blöde beschreibung der leistung einer komponiermaschine, die ich im ‘intellektuellen’ umfeld jemals gelesen habe.

(was er, glaub ich, auch falsch sieht, ist, dass dinge nie irgendwie waren, sondern dass man sie einfach noch so beschreiben konnte. und bis zu einem gewissen grad ginge das halt auch heute noch, aber man käme halt aus andern gründen damit nicht weit usw.)

(auch ein ding: das problem, das shannon gelöst hat, ist auf einer anderen ebene als das problem allgemeiner kommunikation. es ist nur in einem modell eines stacks sinnvoll, den nassehi aber zumindest nicht definiert. aber er ist der erste, der mein dauerdings: ja aber es operiert eben alles immer auf allen ebenen gleichzeitig und jeweils eigen und mit eigenen schwingungen, fast identisch postet. aber er macht einen fehler: seine differenzierungen im ‘analogen’ aus denen er dann die universelle digitalisierung ableitet und die für ihn etwas neues darstellt: auf dieser ebene ist er dann kitschig, dort nimmt er sie nicht vor. buchdruck ist bestimmt auf das feld sprache. digitaliserung ist aber unbestimmt und ist insofern eine potentialität in alle richtungen, bedeutet aber die bestimmungen vornehmen zu müssen.)

☍ 22.10.2021 # books nassehi

Papierkorb pt. 199

(kontextlose randbemerkung und kein vollwertiger zeitgenosse der gesellschaft, aber im podcast zwischen seth godin und tim ferris ist mir aufgefallen, das sie eine genuin unterschiedliche disposition haben. seth stellt eine denkweise vor und kann dann eig. alles daraus ableiten, tim sucht oft das loophole oder schlupfloch, was ist der trick der mir das abkürzt, den meisten bang bringt, etc. etwa: kannst du dich an die floskel erinnern, mit denen du leuten sagst, dass du keine zeit hast? well, ich habe keine zeit. hahahaha, genial. als unterscheidung muss man das gar nicht auf der ethischen ebene interpretieren und pragmatisch reicht sicher oft völlig aus, aber die disposition triggert verschiedene serien)

☍ 23.09.2021 # godin

Hype Cycle 2021

hype cycle 2021

und alle Jahre wieder der Hype Cycle von Gartner (siehe auch hype cycle und hype cycle 2008 und hype cycle 2009 und hype cycle 2010 und hype cycle 2011 und hype cycle 2012 und hype cycle 2013 und hype cycle 2014 und hype cycle 2015 und hype cycle 2016 und hype cycle 2017 und hype cycle 2018 und hype cycle 2019 und hype cycle 2020 und wie immer siehe auch die siggi beckersche sozio-technologische voraussetzung für einen hype)

☍ 25.08.2021 # gartner hypecycle trends

Die Zeitgenossen der Gesellschaft Pt. 46: Der faule Kritiker

Der faule Kritiker (m/f) ist ein universell anzutreffender Zeitgenosse, der sich dadurch auszeichnet, dass er sich in seiner kritik darauf beschränkt, ein set an aussagen/vorwürfen/forderungen zu formulieren, die einen erwartbaren applaus und zustimmung von einer eigenen crowd garantieren.

(in seiner funktion als ‘kritiker’ tut er nicht nichts. er erbringt schon eine gewisse vorleistung im finden und entwickeln von phrasen, floskeln und konzepten und im evaluieren ihrer anschlussfähigkeit (nach innen) resp. ihres irritationspotentials (nach aussen). aber er differenziert seine kritik nur bezüglich dieser resonanz aus, nicht bezüglich ihrer begrifflichen/theoretischen schärfe oder realen/sozialen/politischen wirksamkeit. sprich: hat er etwas gefunden, das funktioniert, dann bleibt er dabei und wird mitunter nicht müde das dann immer und immer wieder zu permutieren/variieren/reiterieren. seine faulheit bezieht sich also nicht auf seinen output, der faule kritiker kann bände füllen, sondern auf die begrifflichkeit selbst)

((als eigenen typus mit einer ganz spezifischen neuen art von ‘text’ hat sich der faule kritiker erst in und mit den socmeds fomiert, weil erst damit die entsprechende disposition mit passenden feedbackloops und entsprechenden anreizen kurzgeschlossen wurden. fast interessanter ist aber, dass dieser text dann selbständig im jeweiligen stratum/fandom funktioniert. die faule kritik benötigt insofern keinen ‘autor’ sondern kann auch als und im schwarm funktionieren. gleichzeitig gibt es auch schwarmthemen, die sich ein gesicht als begriffsfigur zur fixierung suchen))

(grundsätzlich wäre das natürlich egal, aber für die systemische ausdifferenzierung ist die relative hyperefffizienz der faulen kritik ein großes problem, weil sie öfter als nicht ausgerechnet das, was sie ursprünglich lösen will, in eine sackgasse manövriert, aus der sie nicht mehr rauskommt, das aber selbst gar nicht bemerkt, weil sie darin symbolische siege deklariert. genau das kann man derzeit in vielen feldern bebachten – digital(politik), klima(politik), gender(politik), corona(politik), wissenschaft(hanna), usw. – aber am offensichtlichsten sicher bei datenschutz und den etablierteren cancelthemen)

(abt. supermarket studies)

☍ 09.08.2021 # misc

Die Zeitgenossen der Gesellschaft Pt. 45: Der Maximalist

Der Maximalist (m/f) ist ein in vielen Feldern doch immer häufiger anzutreffender Zeitgenosse, der sich dadurch auszeichnet, dass er eine Position isoliert, an einem Rand maximiert und daraus ableitend dann einen endlosen Strom an Präpositionen und Forderungen ohne Rücksichtnahme auf externe Kosten für Andere/s u/o die Umwelt generiert.

(die beschreibung der effekte des maximalisten auf die ausdifferenzierung eines diskursiven milieus sprengt hier den rahmen, es ist mitunter aber oft schon recht nützlich einen maximalisten für sich selbst als solchen zu erkennen und benennen, um nicht immer wieder ins gleiche argumentative rabbit hole zu fallen. wenn nichts sonst sind maximalisten nämlich erwartbar; erfolgreiche maximalisten entsprechen funktionen, die sich selbst auf beliebige inputs anwenden können)

((nur zur sicherheit: maximalisten gibt es an allen enden des spektrums. im vernakular wird er eher mit diversen wirtschaftlichen oder staatlichen interessen assoziiert (copyright maximalism etc.), aber es gibt ihn auch bei themen wie datenschutz, klima, usw. oder auch als inversen vektor))

(abt. supermarket studies)

☍ 08.08.2021 # misc

Papierkorb pt. 198

(kontextlose randbemerkung, aber ein echtes pet peeve von mir ist diese trope 'das valley macht uns süchtig'. ich hab glaub ich noch nie gelesen, dass wir das vl. vor allem auch deshalb gerne tun, weil da was ist, was wir wirklich wollen o.ä.)
☍ 03.08.2021 # misc

Papierkorb pt. 197

(ich wundere mich schon seit längerem alle 6 monate immer wieder, warum es keine besseren twitter clients/viewers, aggregators und vor allem collectors gibt. die api gibt das eig. für alles im privatgebrauch her. vor allem lookup von tweets ist ja quasi free, das einzige was man organisieren muss sind die ids)

☍ 02.08.2021 # twitter

Papierkorb pt. 196

(nur ein kleiner tipp: das web ist auf mobilen / touch-only gerätschaften eine solche eingeschränkte zumutung, dass es sich sehr anbietet, irgendeinen laptop, egal ob 200 euro cheapo oder chromebook, als browsing device zur verfügung zu haben, man kann ja eh tethern. vor allem wenn man sich nicht gut auskennt und die überwindungstricks nicht kennt ist mobile only eine unnötige umständlichkeit)

☍ 21.07.2021 # misc

Die Macht der Plattformen

eine art nanoreview von ‘die macht der plattformen’ von michael seemann in tweets:


die macht der plattformen

(kl. nachtrag: die tweets klingen, wenn ich sie so sehe, etwas unentschlossen, nur zur sicherheit: es ist eine absolute leseempfehlung, schon allein deshalb, weil er einer der ganz wenigen ist, der gleichzeitig theoriefest ist, als auch den technologischen stack nicht völlig missversteht und hier schon einen anspruchsvollen wurf hingelegt bzw. eine neue baseline gezogen hat)

(ich würde zwar vieles etwas anders ‘begreifen’ und/oder ‘unterscheiden’, tu mir mit anmerkungen aber etwas schwer, wenn ich die produktionsbedingungen berücksichtige. bei einer wissenschaftlichen arbeit kann man zb. nicht mal schnell salopp größere teile der wissenschaftsgeschichte oder des diskurses für irrelevant/nicht zuständig/kurzerhand falsch/ungültig erklären oder begriffe einfach aus sich selbst heraus begründen und erklären, zumindest ohne eine kenntnis der begriffsgeschichte signalisiert zu haben etc. an vielen stellen hätte ich mir das aber gewünscht, weil er dann vl. weniger der versuchung unterlegen wäre, theorien deshalb in sein framework zu integrieren, weil sie seine kernbegriffe (plattform und macht, no na, aber auch regime, graph, hegemonie, souveränität, usw.) verwenden oder behandeln, ohne sie aber wirklich in den eigenen semantischen vektorraum hineinzurechnen. ein beispiel: die graphnahme hat sich als reiteration der schmittschen landnahme natürlich fast aufgedrängt, aber damit ausgestattet wird schnell übersehen, dass eine zentrale leistung von plattformen tatsächlich ist, den graph selbst quasi aus dem nichts zu erzeugen statt etwas unabhängig davon exisitierendes zu ‘nehmen’. aber da sind wir dann schnell bei korinthen usw.)

((ob ich seine im tweet oben zitiert abstraktion für plattform für eine gute oder schlechte (gute schlechte oder schlechte gute) idee halte, muss ich noch ein bisschen sinken lassen; im epilog zeigt er, wie nützlich eine daraus ableitbare systematik mitunter sein kann. aber was er mit seiner definition an universalität gewinnt, verliert er mit der partikularität der aussagen, die man sinnvollerweise nur über die dann immer notwendigen differenzierungen machen kann, usw. man kann sich ja herumspielen.))

aber wie gesagt: lesetipp.

☍ 09.07.2021 # books technology trends

Lazy Blog Ep. 74

(blogpost über DAS dilemma des derzeitigen dispositivs und damit aller debatten, diskurse und narrative: den umstand, dass wir wirklich sehr schlecht dabei sind, zu sehen/verstehen/begreifen, welche bedeutung bzw. relevanz aussagen wirklich haben. genauer: auf welchen ebenen aussagen (unabhängig von ihrem jeweiligen wahrheitsgehalt oder sonstigen linguistischen funktion) überhaupt erst eine grundsätzliche relevanz- und sinnmöglichkeit entfalten und/oder aber für welche ebenen sie mitunter völlig irrelevant sind.)

((man kann sich das dispositiv als multidimensionalen raum vorstellen, der von einem bündel an semiotischen konstrukten bewohnt wird, die alle ihre eigene ‘ebene’ definieren und in dieser bzw. erst durch diese eine je individuelle wirksamkeit generieren, und die zwar einerseits unterm strich die gleiche sprache verwenden, die sich aber andererseits nur bedingt oder überhaupt nicht untereinander übersetzen lassen. uns fehlt, wenn man so will, eine lineare algebra für semiotik, die auch die orthogonalen verhältnisse zwischen ebenen, ihre schnittmengen oder projektionsmöglichkeiten besser begreifbar macht))

(((verkompliziert wird das ganze dadurch, dass ‘ereignisse’ auf allen ebenen gleichzeitig, aber natürlich jeweils nur mit der jeweiligen eigenlogik absorbiert und weiterprozessiert werden. vor allem wenn die ereignisse selbst äusserungsereignisse anderer ebenen sind, entsteht schnell eine verknäuelung an missverständnissen, die sich in straten ablagern und oft eine eigenlogik triggern)))

(((bonuspunkte wie immer für konkrete ethnographische und infoökonomische beschreibungen und sternchen für eine umfassende typologie)))

☍ 01.07.2021 # misc

16 Jahre live.hackr

live.hackr feiert heute seinen 16. Geburtstag!

Einen herzlichen Dank an alle, die hier noch immer vorbeischauen, ohne euch wäre es nicht so lustig!

☍ 01.07.2021 # hackr birthday

Fitbit Inspire

fitbit inspire 2

out with the old, in with the new… (siehe Fitbit und fitbit hr und fitbit charge, siehe auch 15,157,201 Steps)

(das out ist ja schon ein paar monate her, und das mi band find ich wirklich phantastisch, aber fitbit hat halt die beste/einfachste api und mit der spiel ich mich ganz gern herum alas)

☍ 24.06.2021 # fitbit gadgets

Simmed und TikTokked

die sims und tiktok sind vl. die kulturell paradigmatischen plattformen unserer zeit. zumindest kann man ihre ballistischen flugbahnen immer öfter auch in anderen feldern beobachten.

(unter simmed verstehe ich die grundannahme, dass man die welt über aussagen im gegebenen diskurs unmittelbar gestalten kann. linguistisch könnte man verallgemeinerung der perlokutiven sprechakte dazu sagen, in harry potter wären es angewandte zaubersprüche, usw.

(die grundlage dafür haben natürlich die ‘weltenbildung’ in diversen literatur-, spiele- und seriengenres gelegt. über die auslegung und anwendung kann man in fast beliebigen reddit-threads zum jeweiligen ereignis beobachten)

((das gendern ist ein schönes beispiel für diese neue sensibilität, die noch vor 10 jahren völlig undenkbar/sinnlos gewesen wäre))

unter tiktokked verstehe ich die (freiwillge) selbstbeschränkung auf das (perfekte) nachmachen eines originals, wobei die originalität selbst vom original auf dieses nachahmen selbst verschiebt.

(man ist versucht, da ein postmodernes verhältnis zu konstatieren, afaics ist es aber etwas genuin anderes. mit oberflächen wird nicht gespielt, mimicry und mimesis fallen hier zusammen, wenn man so will)

((auch das wäre noch vor 10 jahren unmöglich gewesen und wurde erst durch die universelle verfügbarkeit vor original und bausatz (zb. aufbröselung der choreographie) möglich))
)

☍ 16.06.2021 # misc

Papierkorb pt. 195

trump desk

(endlich wieder papierkorb, eher in form eines sofort aufgelösten quiz: was kann man vom ‘desk of donald trump’ – seinem privaten twitter, das er nach der verbannung selbst betrieben und dann nach einem monat wegen völliger irrelevanz/unsichtbarkeit wieder beendet hat, siehe etwa die nyt – über das web, das soziale und die welt wie sie ist lernen?

die url donaldjtrump.com/desk/ läuft leider nur noch ins leere, aber auf der wayback machine ist das projekt noch teilweise dokumentiert, zb stand 2021-05-20 . im grunde hat trump einfach dort weitergemacht, wo er auf twitter und facebook aufgehört hat, nur hat er es alleine vor sich hingemacht. es hätte zwar die möglichkeit gegeben, das dann auch zu resozialisieren i.e. auf twitter oder facebook zu sharen oder zu liken, aber das interaktionsniveau ging offensichtlich schnell gegen null. und das, obwohl er vom stil und vibe her nix anderes gemacht hat.

sein output wirkte aber nicht nur irgendwie deplatziert und verloren, sondern ohne die einbettung unmittelbare resonanzstrukturen von cheers und critics eher wie eine semantische ruine, die ihre vorgeschichtlichkeit schon in echtzeit erzeugt. die einträge schauen zwar wie tweets aus, wirken aber wie unheimliche, kraftlose doppelgänger. aber ohne ihrer wirkkraft wird gww. erst sichtbar, was für ein sinnloses, touretteskes gebabbel sein output ist und immer schon war.

die unschätzbare leistung von trump ist, damit das paradigmatische beispiel für nothingness zu liefern, siehe etwa text und nothingness

“die falsche grundannahme (nicht nur von lobo, auch von allen anderen ohnehin reflexartig geforderten ‘befreiungen’ von auf ‘geschlossenen’ plattformen geführten texten, aussagen und diskursen) ist, dass es ein abstraktes mitgeteiltes gibt, das eine öffentlichkeit sucht.

es gibt aber keinen ungebunden diskurs, der an keine konkrete formation gebunden ist. diskurs ist im web immer an eine konkrete formation (und deren je spezifische produktions-, rezeptions- und resonanzbedingungen) gebunden. vielleicht nachvollziehbarer: es gibt auch kein abstraktes bedürfnis sich mitzuteilen, für das man nur einen container sucht, und falls es der eine nicht tut, dann verwendet man halt den anderen. jede erfolgreiche plattform erzeugt ihre diskurse aus dem nichts. (das ist die saure lektion, die blogger noch verstehen müssen.) und es gibt auch keinen abstrakten text, den man halt bei gelegenheit aus facebook oder twitter oder g+ ausräuchern und an einem offenen blog in freiheit reterritorialisieren könnte.

der diskurs ist nicht die ursache für, sondern der effekt von plattformen (und wieder: deren je spezifische produktions-, rezeptions- und resonanzbedingungen). und das verhältnis ist nicht struktur-funktional, sondern – wenn man will – quantenphysikalisch.”

(nts: mich öfter selbst zitieren)

☍ 11.06.2021 # web socialweb openweb twitter

re:publica 2021 Sascha Lobo Rede zur Lage der Nation

sascha lobo
(link to video)

in alter tradition ein kurzer eindruck zur jährlichen lage der nation von sascha lobo bei der re:publica, zumal lobo ja doch immer ein schönes symptom vom jeweiligen zustand vom web in deutschland ist. gleich vorweg: heuer fällt mir nicht besonders viel dazu ein, aber ich möchte im anhang eine kleine ergänzung vornehmen. zur erinnerung eine kleine topologie seiner bisherigen reden:

nachdem sascha seinen standpunkt der problembeschreibung zwischen der rp13 und der rp16 jeweils immer auf die nächste ebene verschoben hat (rp13: zum sozialmedialen macht! rp14: zum gesellschaftlichen organisiert euch! strukturiert euch! rp16: zum wirtschaftlichen trotzdem! gründet!) und auf der rp17 dann eine besinnliche einkehr in den sozialmedialen diskurs selbst machte (diskutiert!) und auf der rp18 das internet dann überhaupt aus der gleichung genommen hat und nicht weniger als die rettung der liberalen demokratie und ihrer werte fordert (rettet sie!) und auf der rp19 gwm. auf der antithetische seite des endpunktes der dialektischen spirale angekommen ist (realitätsschock qua digitalisierung) und nachdem die rp20 ja ausgefallen ist, beginnt er in diesem jahr das möbius-band gwm. wieder von vorne: ‘digitalisiert euch!’

und seine rede ist gut wie immer und rührt mit dem finger in der wunde, aber ich kann seine schlussfolgerung nicht unterschreiben, bevor man einen anderen umstand nicht adressiert hat, der mit corona sichtbar wurde, meine bonuslektion (6):

schlimmer als um die digitale infrastruktur ist es um das ganz grundsätzliche verständnis von zusammenhängen unter den bedingungen der digitalität bestellt. viele viele ‘agenten’ (als überbegriff für einzelpersonen, gruppen, organisationen, institutionen und alles andere, das irgendwie digitale artefakte irgendwie prozessiert oder prozessieren könnte) wissen oft auf ganz elementarer ebene nicht, wie einfach irgendwas schon ginge, was alles ein schon gelöstes problem ist, wenn man nicht selbst der ist, der die problematik selbst perpetuiert, etc. und vor allem: es gibt eig. nirgendwo einen mechanismus, den agenten dann effektiv darauf hinzuweisen.

(das problem ist natürlich, dass man nicht sieht, was man nicht sieht, und dass man sich selbst nicht aus dem dilemma hinausbootstrappen kann, wenn alle um einen herum in die gleiche falsche richtung rennen, und de hat sich in den letzten 15 jahren einfach in ein riesiges loch gesetzt. das ist seltsam, weil deutschland bzgl. eines grundsätzlichen technikverständnisses der bevölkerung absolute weltklasse ist. auch bei computern als PCs und informatik als ingenieursdisziplin war deutschland lange mit dabei. aber seit dem web ist irgendwas falsch gelaufen und die verschiedenen herden rennen trotz unterschiedlicher interessen in die gleiche sackgasse. die beginnt eig. schon mit dem wort digitalisierung, das gibt’s in der form glaub ich auf der ganzen welt sonst nirgends, zumindest nicht in dieser selbstgemachten metaphysischen selbstverwirrung)

((nur zur sicherheit: ich bilde mir hier nicht ein, zu wissen was zu tun wäre, und auch die blödesten verhaltensweisen haben immer ihre guten gründe und pfadabhängigkeiten. aber man kann zb. trotzdem schon sehen, wenn jemand etwas offensichtliches nicht sieht oder eine mauer einrennen will, während daneben eine tür weit offen steht, oder dass er irgendwas einfach falsch versteht oder nur eine unfruchtbare vorstellung davon hat, oder dass ein glaube auch völliger quatsch oder aberglaube ist, oder dass auch nur ein klitzekleines stückchen fehlt etc.))

so blod es klingt: mit einem besseren verständnis der möglichkeiten, techniken und zusammenhänge wäre die prekäre infrastruktur noch nicht mal das problem, die meisten dinge liessen sich auch mit gegebenen mitteln schon gut lösen. aber ohne einem verständnis und ohne sinn hilft auch jeder aufbruch nix, weil es noch überhaupt kein vorstellungsvermögen für ein besseres wohin gibt. das ist tatsächlich das am schwersten auszubildende sensorium und eine pandemie ist der schlechtmöglichste zeitpunkt für digitalisierung.

☍ 23.05.2021 # lobo republica rp21

Techblog des Jahres (2020 Edition)

(ohne grossartige beschreibung des speziellen oder allgemeinen milieus, im grunde gibts ja auch kaum was dazu zu sagen und auch über die unsaggebbarkeit gibts nichts mehr zu sagen, aber gleichzeitig ist das alles auch egal, usw.)

debugger

anyway und spät aber doch, das für mich beste techblog 2020 war debugger von medium. nothing special, aber ein gutes menu aus einem breiten spektrum an themen, die eigentlich fast immer unblöd behandelt werden. das hello fresh der techblogs, wenn man so will.

lobenswerte erwähnungen gehen an alle bisherigen techblogs d.j., die tuckeln tatsächlich fast alle noch immer lesenswert vor sich hin (ausnahmen lustigerweise nur epicenter und webware aus der ersten ausgabe 2008, an deren spirit debugger ja irgendwie ansetzt, so schließt sich der kreis)

eine weitere lobenswerte erwähnung geht – der empfehlung von @marcelweiss folgend – an matthew ball.

siehe Techblogs des Jahres und Techblogs des Jahres 2009 Edition und Techblogs des Jahres 2010 Edition und Techblogs des Jahres 2011 Edition und Techblogs des Jahres 2012 Edition und Techblogs des Jahres 2013 Edition und Techblogs des Jahres 2014 Edition und Techblogs des Jahres 2015 Edition und Techblogs des Jahres 2016 Edition und Techblogs des Jahres 2017 Edition und Techblogs des Jahres 2018 Edition und Techblogs des Jahres 2019 Edition

☍ 26.03.2021 /via @debugger # 2020 blogs