live.hackr

die romantische komödie

Lazy Blog Ep. 68

(blogpost ausnahmsweise mal über kein dilemma, sondern eher als studie, die sich systematisch anschaut und dokumentiert, was passiert, wenn sich der modus trump institutionell legitimiert ausleben und materialisieren kann)

((ich hab in was man von big brother über trump lernen kann vor ziemlich genau einem jahr ja einige elemente und prozesse skizziert, die seinen damaligen wahlerfolg vl. nicht bedingt haben, die präsidentschaft in der folge aber doch zu dem machten, was sie dann wurde:

  • die entwicklung von filter- und gruppierungsprozessen, bei denen man zunehmend nur noch das zu sehen bekommt, was man sehen will und was die eigene meinung bestärkt […]. ich bin kein fan des konzepts der filterbubble, weil es auf individueller ebene einfach kein problem ist, weil jeder seinen inputstrom so variabel halten kann wie er will; aber sozial verschaltet wird tatsächlich eine eigene dynamik getriggert, wenn leute beginnen den realitätsbezug sozial aufzugeben. wobei dabei ganz interessant ist, dass es weniger ein problem der sichtbarkeit von aussagen oder fakten ist – die gruppen besuchen sich auch gegenseitig um zu trollen usw. – sondern dass es eher darum geht, die eigene bewertung davon zu bestätigen.
  • die ausbildung einer paranoiden wahrnehmung, bei der schon die kleinsten dinge als beweis für eine verschwörung herhalten können. der ursprung der paranoia entsteht dadurch, dass das wahrgenommene gefühl des eigenen stroms nicht in der wahl amerikas reflektiert wird […]. einmal etabliert beweist aber potentiell alles die verschwörung.
  • damit verbunden das verlieren von jedem maßstab resp. das verzerren von aussagen. stundenlange schimpftiraden sind gleichwertig wie ein ‘jeez, das sind solche idioten’, schon eine handvoll an fehlern reicht aus, um sie im argumentativen tresor zu verwahren und bei bedarf immer wieder herauszuholen.
  • eine verpflichtung für alles sein zu müssen, was den eigenen kandidaten begünstigt oder den anderen kandidaten benachteiligt, und gegen alles sein zu müssen, was den eigenen kandidaten benachteiligt oder den anderen kandidaten begünstigt […]
  • ganz interessant dabei ist, dass neben der genuinen dummheit auf semantischer ebene, das kollektiv durchaus eine systemische schlauheit entwickeln und zu erstaunlich effektiven verfahren kommen kann […]
  • neben der entwicklung von schlauen spielzügen eine parallele entwicklung von mehr oder weniger legalen tricks, das spiel selbst zu unterlaufen […]. viele aktivitäten griffen dann auch schnell unter die gürtellinie, verspottende meme sind noch eher die angenehmeren symptome. das problem der legitimität stellt sich deshalb nicht, weil man eben selbst die unterdrückte gruppe ist und in reiner notwehr handelt.
  • das spiel ist selbst asymmetrisch; where they go low we go high oder ein bezug auf rationalität sind keine strategien, mit denen man gewinnen kann. blöderweise hätte man mit einem where they go low we go lower noch mehr verloren.

(nts: mich öfter selbst zitieren)

und ohne mir selbst auf die schulter klopfen zu wollen war das dann tatsächlich das playbook, mit dem die republikanische partei – die neben dem präsidenten ja auch die mehrheit im kongress und im senat halten – die letzten 12 monate regiert haben. allerdings war damals noch nicht abzusehen, was passiert, wenn das aus einer position der hegemonie betrieben wird, und es war noch weniger abzusehen, wie weit sie tatsächlich bereit sein würden zu gehen))

(((genauer beschreiben müsste man also sicherlich die dialektik zwischen den de- und reterritorialisierenden kräften, die sich nicht nur gegenseitig verstärken (immer dreistere lügen, immer unverschämtere umverteilung nach oben, usw.) sondern gwm. auch wenn man so will neue politische aggregatzustände annimmt (exemplarisch sicherlich der übergang von der mit sich selbst ringenden witzfigur sean spencer zum amoralischen, mit sich selbst völlig im reinen vollprofi sarah huckabee sanders); es ist ja nicht so, dass alles postmodern als halt flottierende signifikanten abgetan werden kann. ein führer, ein in- und exkludierender container/aka partei und ein zentralorgan/aka fox scheinen als struktur notwendig zu sein, um den im inneren irrsinn kontrolliert zu erzeugen, zu verdichten resp. verbreiten und maximal zu utilisieren; breitbart, infowars und konsorten sind in diesem gefüge gwm. nur labore, in denen alle möglichen konspirativen theorien durchpermutiert und auf ihre resonanzfähigkeit angetestet werden. gleichzeitig beschränkt sich der irrsinn dann auch nicht auf der ebene der simulation, sondern rematerialisiert sich im allgemeinen diskurs (algorithmische und menschliche bots überschwemmen die socmeds, eine endlose schar an sprechern haut in den nachrichten ein koordiniertes set an talking points raus, usw.) und auch ganz kafkaesk als gesetze und massnahmen (die dann nicht nur innenpolitisch – 1,5 billionen dollar zusätzliche verschuldung für tax cuts die zu 70% den top 1% zugute kommt aber 22 millionen um die versicherung bringt usw. – sondern auch global – man denke nur an den ausstieg aus dem klimaabkommen – wirksam werden)))

((((bonuspunkte wie immer für konkrete ethnographische, ökonomische und semiotische beschreibungen und sternchen für eine umfassende typologie))))

☍ 14.02.2018 # misc
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