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die romantische komödie

Nützliche Unterscheidungen pt. 1 (The Trinity Edition)

Eine besonders nützliche Unterscheidung ist ganz sicherlich das Bündel der Dreiheit Produktions-, Distributions- und Rezeptionsbedingungen.

Wenn man sich überlegt, welche Auswirkungen das Web (oder eine neue Technologie, oder eine soziale Praktik oder Plastik, etc.) auf die Art, wie und warum wer oder was produziert, wie und warum das in der Folge verteilt werden kann, wer was wie und warum konsumiert haben könnte und wie sich diese drei Faktoren auch wechselseitig beeinflussen und zu welchen Milieus sie sich formieren könnten, dann bekommt man eine durchaus gute Intuition von den mittelfristig erwartbaren Effekten.

Man kann damit nicht wissen, wie sich das dann im Detail realisieren wird, aber man wird sich über wenig wirklich wundern müssen und man wird auch naive Vorhersagen oder Arbeiten an unfruchtbaren Äckern als solche erkennen können.

(abt: draw the distinction!)

ad hoc bonus case study: bildung

(nur als oberflächlich angerisses beispiel zur bestimmung des ballparks könnte man sich zb die frage stellen, wie sich das internet auf unser bildungssystem, unsere ausbildung, weiterbildung, bildungsinhalte, etc. auswirkt. konkrete analysen sind natürlich etwas differenzierter und ich schliesse hier die ‘erzeugung von neuem wissen’ aus, da schaut es nämlich etwas anders aus und kombiniert würde das schnell wieder eine verkettung von bedingungen und ein- und ausschlussklauseln etc. geben. und ich schliesse hier auch konkretes handlungswissen wie kochen oder stricken oder diy etc. aus, auch das hat nämlich wieder eine andere dynamik. der faktor produktion bezieht sich also eher auf die erzeugung und bündelung von (durchaus auch nano- aber) kanonischen lehrinhalten. und es geht auch nicht um die problematisierung der gesellschaftlichen interpenetration, also die funktion von ausbildung als produktionsfaktor von arbeitsfähigen subjekten, etc. als beispiel hier geht es wirklich nur – und das ist ja trotzdem massiv – um die dynamik der vermittlung bestehender wissenssysteme, also schulwissen und nicht forschendem universitärem und sonstigem fachwissen)

  • produktion

schocker: im bereich der produktion ändert sich nicht viel.

(grund: es bleibt im grunde genauso teuer, inhalte zu erzeugen und die ‘kosten’ dafür liegen jedenfalls deutlich über dem ‘ich mach dann halt mal so’, das sieht man jetzt schon auf vielen lernplattformen mit ugc: nach dem hello world ‘so geht in javascript die for-loop’ verlässt fasst alle die lust. es ändern sich teilweise die motivationsstrukturen, einige sonderfälle werden sicherlich getriggert; vor allem bei inhalten an den rändern wird man das vl. auch spüren; und es gibt einige neue formen – youtube, ipad, plattformen wie moodle oder course builder – die befüllt werden wollen, aber that’s about it.)

((in einer zweiten iteration gibt es dann eine riesiges möglichkeitsfenster für die, die die inhalte unter den neuen distributions- und rezeptionsbedingungen reproduzieren, man denke an udacity, wenn sie ihren coursera-komplex nicht hätten, aber auch das ist ein eher triviales und rein technisches problem. die inhalte selbst sind da.))

  • distribution

omg: hier ändert sich alles, das problem ist mit dem web im grunde gelöst.

(sprich: das gesamte wissen – das gesamte schulwissen und jede vorlesung und die gesamte aufgezeichnete vorgeschichte – könnte grundsätzlich jedem zur verfügung stehen. nur inhalte, die sich explizit verweigern, würden es nicht. aber auch die verweigerung tut (anders als bei anderen bereichen wie literatur, film oder musik) dem system nicht weh, weil dann halt ein anderer (oder tausend andere) den inhalt zur verfügung stellt.)

  • rezeption

autsch, die wird für den ‘lernenden’ teuer, plötzlich hat nämlich er das problem.

(etwas überspitzt sehen wir den übergang von einem vorgegebenem linearen system mit wenigen auswahlmöglichkeiten – welche schule vor ort, ggf. welcher studiengang bei welcher uni – bei denen die leistung institutionell überprüft und sanktioniert wird zu einem völlig rhizomatischen system mit hundertausenden ein- und ausgängen. das ist zwar grundsätzlich super, aber die möglichkeiten triggern eine palette an problemen – suche von inhalten, die riesigen kosten der bewertung von inhalten für den lernenden, motivation, legitimation, etctrara. -, die eine lösung suchen und deren ausdifferenzierung das feld in den nächsten jahren massgeblich festlegen werden (und wo es noch lange nicht ausgemacht ist, welcher anteil am potential freigesetzt werden kann, wir sehen jetzt schon, wie sich frühe verkrustungen bilden, wie etwa coursera die luft aus dem raum ‘vertrauen durch reputation’ saugt)).

(abt: draw the distinction!)

☍ 23.09.2012 # education
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