live.hackr

die romantische komödie

Flat und Flattr

die frage warum flattr und (ein bissl weniger aber auch) kachingle vor allem in deutschland einen so fruchtbaren boden findet ist irgendwie nicht uninteressant. ich tippe fast auf einen einfluss der protestantischen ethik (rastloses bloggen soll nicht unbelohnt bleiben) die in flattr blogmonetarisierungstechnisch die erste form gefunden hat, die durch alle anderen ablehnungs- und kritikfilter durchgerutscht ist und den latenten wunsch nach ent- aber auch nach belohnung zumindest als geste befriedigt.

im grunde kann man auch sagen why not, aber was glaub ich übersehen wird sind die symbolischen kosten.

mspro hat das in der gebotenen länge thematisiert (nach mauss – geschenke sind ein trickreiches soziales konstrukt, weil sie den beschenkten in eine art schuld setzt, die aber nicht durch ein gegengeschenk zum tausch neutralsiert werden kann), aber er kommt bzgl. flattr imo exakt zum falschen schluss:

Flattr berücksichtigt sowohl die Asynchronität der Gabe und die Unmöglichkeit ihrer Rückerstattung, als auch die Freiwilligkeit und Freizügigkeit des Schenkens. Flattrn ist anonym, der Geflattrte weiß nicht, von wem er beschenkt wird, was das Flattern widerum zum echten Geschenk macht. … Flattrn ist kein Zurückgeben, aber auch keine Spende. Es ist wie Bloggen ein freies Schenken. Es bietet eine Gabeninfrastruktur die einer Spiegelung der Gabeninfrastruktur von Blogs nahe kommt.

genau das gegenteil ist der fall. flattr etabliert – wenn man die ohnehin eher problematische grundannahme von blogs als geschenke schluckt – eine infrastruktur, mit der leser ihre ‘schuld’ auf die leichtest mögliche art neutralisieren können (klick auf einen button, abbuchung von 2 oder 5 cent). die anonymität ist in dieser konstellation irrelevant, weil der leser das psychohygienisch für sich selbst tut. es ist aber kein freies schenken, der blogger nämlich bietet durch das einbinden des flattr-buttons das tauschgeschäft an und der leser nimmt es an.

die tatsache des einbindens des buttons selbst ändert also die beziehung, ein davor offener bzw. unbestimmterer raum (in dem sich die anschlusskommunikation ans gebloggte quasi frei ausdifferenzieren muss) wird strukturiert und etabliert ein verhältnis zwischen (content-)produzenten und (content-)konsumenten und unter den konsumenten die flattrnden und alle anderen, die durch diese unterscheidung zu ‘free ridern’ werden. (und wem mein letzter erguss keine 5c wert ist, auf den kann ich auch verzichten usw.)

(pragmatisch betrachtet ist das alles natürlich egal, vl. bringt es auch eine art spielerisches moment in die sache; für formen die eher dienstleistungen sind ist es vl. sogar eine funktionierende möglichkeit)

☍ 24.05.2010 /via @mspro # flattr
kommentare
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