live.hackr

die romantische komödie

Ungebloggt soll man nicht schlafen gehen

Kleine Notiz am Rande: Mir fällt schon seit einiger Zeit auf, dass die blogosphärische Resonanz auf neue Tools am Abnehmen ist.

Ich hab jetzt gestern einmal an die hundert Links zu Betas fürs MoMB, die sich in den letzten Wochen angesammelt haben, weil ich sie nicht sofort gepostet hab, en block prozessiert und interessehalber auf Technorati die Reaktionen gegengecheckt.

Breit diskutiert wurden die wenigsten, und da kann man jetzt sicher sagen, na gut, wer soll denn über die zehntausendste Permutation von einem durchgekauten Prinzip noch gross was schreiben, aber auffallend war dabei besonders, dass auch Tools, die auf allen Grossblogs (TechCrunch, RWW, Mashable, VentureBeat, Webware) und bekannteren Listblogs (KillerStartus, eHub, …) die Runde gemacht haben, dann auf 40, manchmal 100 Gesamtreaktionen gekommen sind, wobei man da dann oft die Zahl von eigentlichen Reaktionen auch gleich wieder halbieren kann, weil die Einträge dann oft von irgendwelchen Reblogs noch 10x wiederholt werden.

Jedenfalls geht die Anschlusskommunikation in 9 von 10 Fällen wirklich gegen Null, und zwar nicht nur bei überflüssigen Tools, sondern auch bei nicht so schlechten und teilweise auch bei völlig netten. Es gibt keine Blogger mehr, die jenseits einer Verkündung neue Tools ausprobieren, mit ihnen herumspielen, und dann darüber schreiben.

Ein Faktor ist sicher, dass sich die Kommunikation / die Berichterstattung von gerade entdeckt’s in Richtung Twitter oder FriendFeed verschoben hat, und das ist auch völlig ok so. Ob man 10x liest blabla ist gestartet, oder 200x ist tatsächlich wurschtegal. Ich glaub nicht, dass Twitter & Co. deshalb und dadurch eine Verdünnung des Diskures fördern. (ein kleines problem, bzw. kein problem, aber eine verschiebung der milieus, hier ist, dass microblogging / lifestreaming keinen diachronen wert hat; was nicht sofort aufgegriffen wird ist eine stunde später in die unauffindbarkeit weitergespült.)

Doch die völlige Nichtvorhandenheit von Blogs, die spielerisch, kreativ, wenn man will auch kritisch neue Tools beschreiben (und die nicht nur den launch, alle fundings und ggf. den deadpool vermelden), wie es sie 2005 / 2006 doch noch in stattlicher Anzahl gegeben hat, ist ein echtes Problem, weil sich der diskursive Wert in einer Spirale nach unten bewegt.

Meine Hypothese ist, dass Blogs ursprünglich einen grossen Teil ihrer Kraft als Gegenentwurf zu den MSM bezogen haben, der sich dann tatsächlich auch in einer Ausdruckskraft wiedergespiegelt hat, dass Blogs aber (noch) kein Mittel gegen die daran anschliessende Ausdifferenzierung und die einsetzenden Power Laws der Blogosphäre gefunden haben, die in einer negativen Auslese mehr und mehr die Blogs mit dem kleinsten gemeinsamen Nenner begünstigt hat, was die zugrundeliegenden Ökonomien destabilisierte. Was auch egal wäre, wenn nicht dadurch die kollektiven Selektionsmechanismen verdummen würden, was den verblödenden Trend nochmal verstärkt.

(abt. offene loops)

☍ 22.11.2008 # blogging web2.0
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