live.hackr

die romantische komödie

Crowdsounding

Paradigmenshift aus 46395 Bocholt: SellaBand

Das Prinzip ist, dass

  • Musiker/Bands ein Profil erzeugen (Photos, 3 Songs, …)
  • Fans $50.000 in $10-er Blöcken investieren
  • eine CD produziert wird, die die 5000 Fans bekommen
  • das ganze vermarktet wird

Die Idee ist nicht uncharmant, weil alle dadurch profitieren aber nichts verlieren (die Bands bekommen Sichtbarkeit und können unter professionellen Bedingungen aufnehmen oder halt nicht; die Fans bekommen die exklusiv-CD und das Gefühl believer gewesen zu sein oder ihr Geld zurück; die Produzenten können produzieren oder halt nicht).

Was mir dabei irgendwie nicht gefällt ist die Risikoverteilung. Im Grunde liegt dieses allein bei den Fans (sie investieren vorab, bekommen u.U. eine miese CD, müssen ev. lange warten bis etwas produziert wird, vergessen ev. das Geld zurückzuholen wenn die 50.000 nicht erreicht werden und nicht produziert wird) während die affilierten Produzenten und Studios überhaupt nichts riskieren und zu Aufträgen kommen, zu denen sie sonst nie gekommen wären.

Und der Produktionsprozess wird zwar elastischer als bei Plattenfirmen, bleibt aber im Grunde unelastisch und an einen Mittelsmann gebunden. 10$ als kleinste Sponsoreinheit macht ev. Sinn, weil das dem gefühlsmässigen Preis einer CD oder eines Albumdownloads entspricht – und man die produzierte CD auch nicht zerstückelt verschicken kann, aber die $30.000 Kostenpauschale für die Produktion (die dann auch an die Hausproduzenten gebunden ist) ist eine Hausnummer, die vielleicht den Durchschnittskosten einer Tanzband entspricht, aber nicht die konkreten Produktionsbedürfnisse der Bands reflektiert.

Interessanter wäre, wenn die Bands selbst definieren könnten, wieviel sie brauchen, selbst bestimmen könnten, wie sie das dann ausgeben, in welchen Formaten sie das dann distribuieren, etc.

(via)

update:

metronom hat auf einen Artikel in Spreeblick hingewiesen, der dann auch die (etwa verwertungsrechtlichen) Opportunitätskosten für die Bands analysiert (und den man gelesen haben sollte, bevor man dort mitmacht).

Und wie macht das sellaband?

Auch hier wird ein Bandübernahme-Vertrag abgeschlossen, jede bei sellaband teilnehmende Band verpflichtet sich dazu im Voraus. Zustande kommt der Deal natürlich nur, wenn die Band auch wirklich 5.000 Leute auftreibt, die blind für jeweils 10 Dollar die kommende CD kaufen und somit dem Label sellaband sämtliche Produktionskosten abnehmen. Das Risiko für sellaband hält sich mit einer Website in überschaubaren Grenzen, am teuersten dürften die Anwälte gewesen sein, die für Konditionen verantwortlich sind. Denn zu weiteren, eigenen Investitionen für den Künstler verpflichtet sich sellaband wenn überhaupt nur sehr vage.

Eine Band unter Vertrag nehmen, die 5.000 Fans und 50.000 Dollar mitbringt und ansonsten kaum Ansprüche an das Label stellt? Würde ich auch machen. Als Label.

Doch damit nicht genug. Schließlich geht es ja auch noch um die Verlagsrechte an den aufgenommenen (und zwingend selbstkomponierten) Songs. Diese gehen ebenfalls automatisch an sellaband und auch hier: Kein Cent Vorschüsse (bei „normalen“ Verlagen sind Vorschüsse üblich), nichts über Pflichten oder Leistungen, die der Verlag zu erbringen hat. Achja, und wer nach erfolgreicher sellaband-Aktion gerne weiter selbst im Netz aktiv werden möchte, hat sich geschnitten: Die sellaband-Deals untersagen eigene Aktivitäten hinsichtlich der betreffenden Songs außerhalb von sellaband.

☍ 25.08.2006 /via @techcrunch # sellaband music crowdsourcing
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